5 Wochen Norwegen/Schweden

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blahwas
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5 Wochen Norwegen/Schweden

#1 Beitrag von blahwas »

Diese Reise ist dermaßen lange und nicht im Detail geplant, dass ich den ersten Teil lieber schon vor der Abfahrt schreibe. Norwegen ist ein reizvolles Reiseziel, allerdings auch richtig groß, nicht gerade nah, und als ich mal da war habe ich festgestellt, dass es sich nicht so richtig zum sportlichen Motorradfahren eignet. Für den jüngeren blahwas, zarte 33 Jahre alt, war das so halb ein Reinfall. Der gereifte blahwas, 44, hört inzwischen Podcasts beim Motorradfahren und hat sich 2024 endlich den Herzenswunsch erfüllt, ein Motorrad mit echtem Tempomat zu besitzen: Eine Aprilia Tuareg 660. So richtig verrückt ist daran eigentlich nur, dass es sich dabei nicht um eine solide Japanerin handelt, sondern um eine italienische Maschine, deren Qualitäts- und Zuverlässigkeitsansprüche doch hinter denen gut gereifter Japaner zurück bleiben. Eindrucksvoll unterstrichen wird dies durch die defekte Tankanzeige, bzw. den defekten Tankgeber. Der Händler kennt das Problem schon, "das haben alle!", im Teilekatalog hat das Teil bereits die dritte Bestellnummer, und es ist auch lieferbar, aber die Händler hat keine Zeit für die Montage. Ich muss also peinlich genau auf den Tages-Kilometerzähler achten. Ein 1 L-Benzinkanister ist mein einziger Rettungsring. Eine weitere Umstellung ist die Abwesenheit eines Tankrucksacks. Es fehlt schlicht an Platz. Eine Lenkertasche nimmt das nötigste auf (Wasser, Powerbank). Beim Motorrad waren zwei Seitenkoffer dabei und ein Topcaseträger, auf den mein altes altes Topcase passt.

Weil Hotelübernachtungen in Norwegen um die 120 Euro kosten, nehme ich ein Zelt mit. Ich habe mir ein großes Zelt gegönnt: Es ist ein Tunnelzelt mit einer Schlafkabine, von der keine Seite kürzer als 2,20 Meter ist. Ich bin nämlich selbst 1,90 Meter und hasse es, an der Zeltwand anzustoßen. Meine letzte Motorradtour mit Zelt ist schon eine ganze Weile her. Ich muss zugeben, ich hoffe auf günstige Hütten.

Es gab beim Passknacker schon länger Punkte in Norwegen, und auch einen Landespreis. Dieser hatte schon immer die meisten Kilometer zwischen den Punkten. Mit anderen Worten, wer in der Rangliste was werden wollte, fuhr da nicht hin. Es waren auch insgesamt wenig Punkte, und für mich war die Anreise immer arg weit, um das innerlich zu rechtfertigen. Zum Nordkapp ist es selbst auf dem schnellsten Weg 50% weiter als nach Moskau oder zum südwestlichen Eck Portugals. Und ich fahre nicht den schnellsten Weg. Dann kam eines schönen Jahres Schweden zusätzlich zum Passknacker dazu, und Norwegen hat zusätzliche Punkte = Ziele in der Datenbank bekommen. Dann war ich interessiert: Das lohnt die Anreise! Gut, was haben wir auf dem Teller?
image.png
118 Punkte in Norwegen und 36 Punkte in Schweden wollen angefahren werden. Ich habe zum Vergleich unten mal Deutschland mit eingeblendet damit man sieht: Norwegen und Schweden sind beide jeweils größer als Deutschland. In Ost-West-Richtung ist die Karte etwas verzerrt, aber nicht in Nord-Süd-Richtung. Es geht wirklich weit nach Norden. Norden-Weg, Nordweg, Norwegen eben. Mein Routenplaner sagt: 12000 km. Mein Kalender sagt: 4 Wochen hektisch, oder 5 Wochen entspannt. Hm! Was sagt meine Arbeit? Hat man mir beim Vorstellungsgespräch nicht was von Sabbatical erzählt? Ist nach dem Großereignis im Juni 2024 nicht eh erstmal Schluss mit Thema A, und Thema B noch gar nicht so dringend? Chef kann ich nicht fragen, der genießt gerade Elternzeit. Das zweite Mal übrigens, die kann man bei uns aufteilen. Er steht dem Work-Life-Thema also aufgeschlossen gegenüber und als er sich nach meiner Anfrage darin einliest, richtet er sich auch so ein Lebensarbeitszeitkonto ein, und genehmigt meinen Antrag für August 2024. Ich nehme die 3 Arbeitstage der letzten Juliwoche dazu und komme so auf sagenhafte 5 Wochen Urlaub, 35 Tage, mit dem Wochenende davor 37 Tage. So lange war ich noch nie auf Tour. Praktisch, dass das Versysforum Jahrestreffen zeitlich um räumlich am Rückweg liegt - als hätte ich es geplant :D

5 Wochen alleine wäre lange. Aber wer macht sowas mit? Christoph macht sowas mit! Der macht sowas sogar häufiger, und wir haben wir eigentlich auch schon uns gegenseitig die Absicht erklärt, nach Wladiwostok zu fahren, und wenn man schon unterwegs ist, dann auch gleich die alte Seidenstraße, durch die "Stans". Leider hat dann jemand so 'nen albernen Landkrieg in (fast) Asien angezettelt und daher ist das alles nicht einfacher geworden. Wir waren schon zusammen in Kroatien, Bosnien, Montenegro unterwegs, und das "passt scho", wie der Franke sagt.

Reisevorbereitung! Das Motorrad bekommt frische Reifen. Klar ist, dass es in Norwegen und Schweden schonmal regnen kann, und dass Reifenwechsel vor Ort nicht an jeder Ecke angeboten werden auch nicht zum Sparpreis. 12000 km ist nicht wenig, daher den Laufleistungskönig Conti TKC 70. Heidenau K60 in beiden Varianten würden vielleicht noch länger halten, aber da hätte ich Bammel im Regen. Ich kenne meine neue Aprilia Tuareg noch wenig, aber ich hatte eine baugleiche schon 1 Woche gemietet, daher weiß ich, dass das passen wird. Ich lasse noch meine Impfungen auffrischen und hole mir meine erste FSME-Impfung zum Schutz vor Zeckenbissen, denn Norwegen ist tatsächlich FSME Risikogebiet.

Gepäck: Ich habe zwei Seitenkoffer und ein Topcase. Je 1 Seitenkoffer nimmt Übernachtungsgepäck und Zeltinneneinrichtung (Luftmatratze) auf. Das Topcase dient als Ersatz für den Tankrucksack, also für Getränke, Snacks, Motorradklamotten aller Art. Regensachen und eine zweite Garnitur dürfen mit. Außerdem Essen und Trinken vom Camping. Da fehlt mir noch etwas die zündende Idee. Letztes Mal, 2013, habe ich mich von Müsliriegeln und Fischkonserven ernährt. Inzwischen habe ich zwar mehr Geld, aber es gibt auch wenig bis keine Campingplätze mit Restaurant.

Fahrerausrüstung: Es kann ausgiebig regnen. Neben Griffheizung und Sitzheizung nehme ich einen kompletten Satz Heizkleidung mit, also heizbare Socken, Hose, Jacke (alles zum drunter ziehen) und ein paar beheizte Handschuhe. Bei 5 Wochen kann man auch mal eine zweite Motorradhose mitnehmen mit fester Membran statt der sonst besser atmenden, die sich aber vollsaugt. Außerdem neue Stiefel und neue Handschuhe in der Hoffnung, dass sie dicht seien mögen. Ein Helmvisier mit Pinlock ist Pflicht. Ich wähle trotz bedenken das verspiegelte Visier. Ich fahre nicht nachts, es wird nie ganz dunkel, und es ist genug PKW- und Wohnmobilverkehr, dass ich in Tunnels im Notfall einfach Lichtern folgen könnte. Zur Kommunikation mit dem Mitfahrer schaffe ich nach diversen Enttäuschungen mit Sena ein Zweipack China-Intercoms an, die für 26 Euro das Paar lustig bunt leuchten, Bluetooth mit dem Handy können und auch direkt miteinander funken können.

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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#2 Beitrag von blahwas »

Mein Routenplaner kommt an seine Grenzen. Ich will auch nicht 37 Tagestouren vorbereiten und 37 Unterkünfte suchen. Ich habe eine Camping-App (NorCamp), und mich vorher bei https://www.bunkabiker.com/map schlau gemacht (kostenlose Übernachtungen von Motorradfahrern für Motorradfahrer). Außerdem habe ich mich bei https://ferrypay.no/ registriert, damit die Fährüberfahrten innerhalb Norwegen reibungslos klappen. Nach Norwegen komme ich wieder Hirtshals-Kristiansand, weil es die günstigste und schnellste Fähre ist. Dann fahre ich die große Runde im Uhrzeigersinn, und die gleiche Fähre wieder zurück.

Technologisch habe ich außerdem Kreditkarten fünf verschiedener Banken dabei plus meine persönliche Tankstellenkarte (die aber nur bei Total und Elan funktioniert), damit es keine Probleme mit Limits gibt.

Dies wird kein günstiger Urlaub. 1 Monat unbezahlter Urlaub... kostet ein Monatsgehalt, vielleicht abzüglich minimaler steuerlicher Effekte. Ein Motorrad von 6000 km auf 19000 km bringen kostet auch Geld. 36 Übernachtungen kosten auch Geld. Meine eigene Wohnung unterzuvermieten ist mir allerdings zu blöd. So richtig geizig wie früher bin ich auch nicht mehr. Dafür läufts in meinem Leben mittlerweile finanziell auf absehbare Zeit rund.

Von 6000 km auf 19000 km fehlt natürlich ein 10000 km-Service. Der letzte wurde gerade erst gemacht. Will ich wirklich a) beim Vertragshändler und b) zu nordischen Preisen eine große Wartung durchführen lassen, oder verzichte ich nach der Reise auf mögliche weitere Garantieleistungen? Ich weiß es noch nicht.

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#3 Beitrag von wortex »

ah nice, schöne Reise. Für die Abendunterhaltung ist die nächsten 5 Wochen also gesorgt. Ich freue mich beim mitlesen.

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Anebos
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#4 Beitrag von Anebos »

Moin,

auf den Campingplätzen gibt es meistens Hütten zu mieten. Diese werden per Stück vermietet lohnt sich bei zwei Personen schon mal zu rechen ob es nicht billiger/sinnvoller ist eine Hütte zu nehmen. Mit der App NorCamp bin ich super bis zum Nordkap und zurück gekommen. AirBnb ist ebenfalls einen gute Alternative für die Unterkunft suche habe ich auch gerne mal genutzt.
Tipp: Passt mit den Geschwindigkeiten auf die Lesern da gut getarnt und 8 km/h Überschreitung kosten 170€ habe ich selber "erfahren" dürfen.

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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#5 Beitrag von blahwas »

Routenübersicht, zusammengesetzt aus Screenshots von 4 Routen - ich stoße hier an die Grenzen meiner Tools.
image.png

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#6 Beitrag von Ralf B »

Viel Spaß Johannes im gelobten Land!
Willst du da einen Klamottenladen eröffnen!?
Es ist Sommer! Auch im Norden! Narvik vor einiger Zeit 28°C! Na gut, du hast weniger bis gar kein Speck auf den Rippen! Da komme ich natürlich besser durch kühlere Tage!

Freue mich auf deine Berichte! ( am liebsten würde ich schon wieder mitkommen! )

Gruß Ralf B 🍻
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jupp-hh

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#7 Beitrag von jupp-hh »

Mensch Johannes,
da fahren einige meiner Motorradkollegen einmal in ihrem Leben an das Nordkap. Und das als highlight auf ihrer "bucket list". Und für Dich wird das wohl nur ein "side kick"! Da kann ich Dir für Deine Tour nur den größten Respekt zollen und eine gute Reise und gesunde Heimkehr wünschen. Ich freue mich auf das Lesen Deiner Reiseberichte.
Gruß
Herbert
Wenn man rechts dreht wird die Landschaft schneller !

snap-on
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#8 Beitrag von snap-on »

Noch können wir bei A. Teile bestellen.

Solltest du - wider Erwarten - etwas brauchen, kann ich den Versand ans nördliche Ende der Welt organisieren.

Ich steh im Telefonbuch, bin am Festnetz nie, auf dem HAndy immer zu erreichen.....

Exekutor
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#9 Beitrag von Exekutor »

Wünsch dir wie meine Vor-Schreiber eine gute und angenehme Reise in den Norden; keine Unannehmlichkeiten und dass die Aprülia nicht zur Diva mutiert!
.... freu mich auf deine Büdln und Berichte!

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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#10 Beitrag von blahwas »

Sa 27.7. Nürnberg - Hannover

Heute ist der große Tag! Einpacken und abfahren! Natürlich habe ich schon gestern angefangen zu packen. Dieses Mal ist aber einiges anders. Ich war lange nicht mehr campen mit dem Motorrad, ich war noch nie so lange auf Reise, und ich habe ein neues Motorrad mit einem anderen Gepäcksystem. Insbesondere der fehlende Tankrucksack irritiert mich sehr. Ich packe in einen Koffer alle Camping-Sachen, die ins Zelt müssen, in den anderen Koffer alle Klamotten und Hygiene-Sachen, die ins Zelt bzw. Hotelzimmer sollen, in die Packrolle das Zelt, und in das Topcase alles, was ich unterwegs brauchen könnte (was früher der Tankrucksack war). Klingt einfach, ist es aber nicht, nichts passt so richtig und auch es fällt mir auch schwer meine Klamotten auszuwählen. Hose mit fester Membran oder Z-Liner? Es könnte länger regnen. Es wird am Nordkap nicht sonderlich warm sein. Also die wärmere Hose. Da passt aber der Verbindungsreißverschluss zur Jacke nicht. Kann ich da was basteln? Nicht so richtig. Alles nicht so einfach. Schließlich bin ich dann aber doch so weit, alles ist eingepackt, die Wohnung ist in einem Zustand, dass ich sie 5 Wochen alleine lassen kann und mich auch danach wieder zurecht finde, und so geht's gegen 10:30 los mit der Aprilia.

Der erste Reiseabschnitt führt mich 10 Minuten weit zur nächsten Louis-Filiale. Ich brauche eine kleine Dose Kettenspray. Ich habe zwar einen Kettenöler an der Tuareg, aber keine Erfahrung damit und darum möchte ich mich auch nicht darauf verlassen. Die ersten Meter auf dem vollgepackten Reisemotorrad sind sehr ungewohnt, aber ich komme schnell zu recht. Übermäßig waghalsige Manöver verbieten sich angesichts der Breite, der Hecklastigkeit, und der frischen Reifen. Einfach mitrollen. Kettenspray kaufen, alles anziehen und los auf die Autobahn. Wegen angekündigter Schauer trotz 25 Grad mit Membranjacke. Das wird schon etwas warm, besonders im Stau. Ich übe für Skandinavien, außerdem ist mein Motorrad auffällig beladen, da will ich keine Aufmerksamkeit erregen. Heute geht's einfach nur nach Hannover, zu Christoph, dort die angefahrenen Reifen abladen und übernachten. Ich will mit frischen Reifen nach Norwegen und Schweden, damit ich dort möglichst nicht wechseln muss. Am Rückweg könnte ich die Reifen aber gut gebrauchen, denn ich fahre von Norwegen weiter ins Sauerland, Versysforum Jahrestreffen. Reifenprofil sparen heißt die Devise, und keine Hektik aufkommen lassen. Ich rolle mit Tempomat 110 über die Autobahn nach Norden. Google schlägt einen Weg ohne A7 vor, und so habe ich nach Erfurt auch einige Kilometer Bundesstraße. Vom Reifenprofil her wäre konstant Tempo 110 wahrscheinlich effektiver, aber schöner ist es hier schon.

Bild

So geht's nördlich, sogar dicht am Harz vorbei, bzw. in Sichtweite der Kyffhäuser Problemstrecke. Die fahre ich heute garantiert nicht! Gelten Motorrad-Fahrverbote eigentlich auch für Motorräder mit 4 Reifen?

Bild

Die Tuareg benimmt sich als Reisemotorrad so, wie ich es mir gewünscht habe. Sie tuckert gemütlich die Autobahn runter, der Tempomat ist für mich das Luxusfeature schlechthin. Die Sitzposition ist sehr gut, das Windschild scheint genau richtig zu sein. Ich habe jetzt Spotify als Podcastplayer und stelle erfreut fest, dass ich es auf dem Haupthandy in der Tasche abspielen kann mit dessen Datenverbindung, und dabei übers Navi-Handy am Lenker steuern kann. Eine kleine Panne gibt's auch: Die Verschraubung der Umlenkung vom Schalthebel auf der Schaltwelle ist lose, die Umlenkung wandert nach außen. Ich sehe es bei einer Pause, bevor ich es spüre, und kann sie mit meinem Werkzeug schnell wieder fixieren. Daran bin ich wohl selbst schuld, als ich die Abdeckung montiert habe.

Kurz vor'm Ziel will ich mir in einer Drogerie Insektenabwehrspray kaufen - könnte beim Campen hilfreich werden. Ich werde von einer piependen Diebstahlwarnanlage begrüßt. Mit diversen Verrenkungen finde ich heraus, dass sowohl mein linker Stiefel als auch meine Handschuhe anscheinend noch eine Diebstahlsicherung enthalten, die die Online-Verkäufer nicht entfernt haben. Das Spray ist schnell gefunden, die Kassiererin zieht meine Handschuhe auch gern über die Kasse zur Deaktivierung der Diebstalsicherung... aber es hilft nicht, es piept weiter. Das kann ja ein vergnüglicher Urlaub werden. Wobei in Norwegen wohl wenig mit Diebstahlsicherungen los sein wird. Gegen 17 Uhr erreiche ich Christoph, meine Tuareg darf neben seiner Tenere in die Garage. Dann geht's unter die Dusche und lecker zum Inder. Anschließend Spaziergang mit Wegbier durch Hannover-Linden, mit Besichtigung der Halbruine Ihme-Zentrum. Ein Hauch von Dystopie mitten in einer lebendigen Stadt. Ein netter Abend in guter Gesellschaft.

475 km heute, 0 Passknacker
Bild

Guter erster Tag! Morgen Abend bin ich schon in Norwegen :) Die Wettervorhersage für die nächsten 7 Tage ist derweil ausgezeichnet.

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#11 Beitrag von Ralf B »

Wegbier heißt bei uns Fußpilz! 😜🍻
Viel Spaß euch beiden!
Grüße mir das gelobte Land 🇳🇴
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#12 Beitrag von blahwas »

Fähre 22:50-1:15 erreicht, Bericht folgt morgen früh :)

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blahwas
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Re: Meine Aprilia Tuareg 660 "Acid Gold"

#13 Beitrag von blahwas »

So 28.7. Hannover-Kristiansand

Heute früh wurde etwas umgeplant. Eigentlich wollte ich den alten Reifensatz in Hannover bei Christoph lassen, und ihn am Rückweg montieren. Leider passt Christophs Rückreise aber zeitlich nicht ganz zu meiner Weiterreise. Mit Merlin aus dem Aprilia-Forum tut sich aber eine neue Option auf: Er wohnt in der Nähe von Lübeck und hat Zeit, Platz, und ein Montiergerät. Das wird also heute mein erstes Zwischenziel. Ansonsten will ich nur einmal durch Dänemark fahren und die Fähre nach Kristiansand, Norwegen erreichen.

Nach dem Frühstück gibt’s den vorläufigen Abschied von Christoph. Wir sehen uns wieder in Norwegen in etwa einer Woche. Er hat noch was anderes vor. Ich bin lang genug unterwegs und auf ausreichend verschlungenen Pfaden, dass er später starten und mich dann einholen kann. Aber ich darf noch seine Werkstatt benutzen, und meine Tuareg optimieren: Der Tankeinfüllstutzen bekommt zusätzliche Löcher, auf dass beim Tanken die Luft besser aus dem Tank entweichen kann.

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Richtung Lübeck ist auf der Autobahn einigermaßen viel Verkehr mit diversen Staus. Google Maps schickt mich manchmal runter und später wieder drauf. Das scheint insgesamt sehr zu helfen, denn wenn ich von der Umleitung aus die Autobahn sehen kann, steht da alles. Interessant ist ein Militärübungsplatz mit Panzerstraßen, die extra beschildert sind wie Fahrradwege: Blaues Schild mit weißem Panzer. Merlin wohnt gar nicht SO nah an Lübeck, aber so habe ich etwas Abwechslung an diesem eher autobahnlastigen Tag und fahre über ein paar Dörfer. Sein Haus ist schnell gefunden, ich bewundere seine Tuareg und seinen sonstigen Fuhrpark, muss mich aber bald verabschieden – bis zur Fähre ist es noch ein weiter Weg, weg ist weg und ich habe keine Lust auf Stress. Also wieder los, B76. Den Imbiss am kleinen Plöner See erkenne ich aber wieder von einem Versysforum Jahrestreffen, und etwas Hunger hätte ich auch? Zeit für eine Pommes. Der Imbiss am kleinen Plöner See ist wahrscheinlich Deutschlands einziger Bikertreff, wo man nicht kostenlos parken darf und wo es auch kein Klo gibt. Das muss wohl so.

Dann weiter Richtung Kiel und dort schließlich auf die Autobahn A210 und schließlich A7. Unterwegs kann ich meine neue Tankstellenkarte einweihen: Die läuft auch mich persönlich, rein privat, und gibt 2 ct Rabatt pro Liter bei Total und Elan. Ich stelle fest, dass ich damit nur Benzin bezahlen kann, keine Getränke. Dann fällt mir ein, dass ich besser erst aufs WC gehe und dann das Getränk kaufe, weil das hier so ein Sanifair-ähnliches System ist. Damit sind die 2ct/Liter Preisvorteil wieder futsch. Immerhin werde ich so mein letztes Euro-Bargeld los, denn das brauche ich die nächsten 5 Wochen nicht. Denke ich, aber ich hatte natürlich nicht ans Flaschenpfand gedacht. SEUFZ. Irgendwas ist ja immer.

Schließlich erreiche in Dänemark. Die Grenze ist zu erkennen am Rückstau, weil an der Grenze „Kontrolle“ ist: Kleinbusse werden von dänischen Beamten in eine Halle gewunken. Ich fahre weiter. Kommen wir nun zum Kapitel „Motorradfahren“ in Dänemark. Ein weiser Mann hat einmal gesagt: Stell dein Motorrad auf den Hauptständer, setze dich drauf und warte 8 Stunden – so ist Dänemark. Ich möchte ergänzen: Dänemark ist das einzige mir bekannt Land, dass ein ähnlich schlechtes Baustellen-Management wie Deutschland hat. Locker die halbe Strecke von der südlichen Grenze zur nördlichen Küste sind „Baustelle“, wo eher wenig gearbeitet wird. Gut, dass ich es nicht eilig habe, Tempo 80 statt 130 würde Hektiker eine pulsierende Ader an der Schläfe bescheren. Ich fahre ohnehin maximal Tempo 110, dank Tempomat kriege ich das auch wirklich hin. Ebenfalls eher unschön, die Autobahnen sind weitgehend nicht eingezäunt, und so liegen alle 10 km Tierkadaver auf der Fahrbahn. Hässlich ist das Land nicht unbedingt, wie man auf Tripps zu Tankstellen abseits der Autobahn schon sieht.

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Nur eben monoton. Ich habe mit Pausen alle 90 Minuten noch etwa 90 Minuten Zeit übrig, und suche mir etwas zu essen. Vielleicht nicht direkt am Fährhafen, und vielleicht nicht allzu fancy. Dafür muss ich von der Autobahn runter. Der Italiener hat leider nicht geöffnet. Er sieht auch nicht so aus, als wäre er kürzlich geöffnet gewesen. Hm. Wieder auf der Autobahn wird es langsam frisch. Umziehen ist angesagt, Membran reicht nicht mehr bei 19 Grad und tief stehender Sonne, der Pulli muss dazu. Beim nächsten Stopp sehe ich dann, dass sogar in den Innenstädten am Weg die Grill Imbisse bald schließen. Schade – dann eben McDonalds. Da weiß man was man hat, und wenn man nur 2 Cheeseburger bestellt, geht das auch richtig schnell. Und wieder rauf auf die Autobahn! Kurz vor Hirtshals wird getankt, vielleicht ist es teurer in Norwegen, zumindest spare ich es mir dann morgen 1x mehr. Zwischenzeitlich konnte ich übrigens den Verbrauch abschätzen: 325 km aus 14 Liter macht 4,4 L/100 km in meiner bummeligen Fahrweise. Meine Maxime heißt „Reifen schonen und nicht erwischen lassen“.

Dänemark zu durchfahren zieht sich wirklich, und ich bin erleichtert, als ich den Fjord Line Fährhafen erreiche. Kurz eingecheckt, ich hatte vorab gebucht und bezahlt, und dann heißt es warten und mit anderen Motorradfahrern ins Quatschen kommen. Es ist ganz schön windig. Gut, dass ich eine Mütze dabei habe. Ich bekomme Streckentipps für sehr hohe, befahrbare Aussichtspunkte: Blåhø  und Aursjøvegen. Ich muss später schauen, ob die schon beim Passknacker dabei waren. Juvasshytta war aber auch nicht drin, und den habe ich selbst recherchiert. Die Fähre hat anscheinend Verspätung, also packe ich auch noch den Campingstuhl aus. Dabei geht die Sonne langsam unter under Wind bläst. Das ist schon sehr gediegen.

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Auch wenn mein Tag insgesamt schon lang ist, ohne Verspätung wäre die Ankunft 1:15 gewesen. In Kristiansand wartet ein Hotel auf mich, mit Checkin am Automaten, also beliebig spät. Da die letzte Nacht auch schon nicht SO erholsam war wird’s langsam etwas viel schlechter Schlaf.

Irgendwann ist die Fähre dann da, ich packe mein Zeug ein, während sie Autos und Motorräder ausspuckt. Als ich dann einen Bus sehe, werde ich hektisch: Danach geht’s los! Und tatsächlich fährt die ganze Motorradschlange an mir vorbei, weil ich noch mit Koffern beschäftigt bin. In der Fähre wird zügig verzurrt.

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Dann einen Sitzplatz schnappen, dabei auf Beinfreiheit achten. Vorhin war's windig, und so schaukelt die Fähre auch nicht wenig. Ich tippen diesen Bericht und widme mich danach der Augenlidinnenseitenpflege.

Als 2 Stunden später die ersten Handies im Saal wieder fiepen ist klar, dass wir in norwegischen Gewässern sind. Ich habe tatsächlich Schlaf bekommen das ist nett. Der Gang zum Klo offenbart, dass meine Brille voller Salz ist. Klar, ich stand ja stundenlang im steifen Wind an der Küste. Putzen, Packen, und schon geht’s runter zum Moto. Bei Fjord Line muss man selbst abspannen und auch wieder lösen. Gegen 2:45 geht’s runter von der Fähre und ich fahre direkt zu meinem Hotel, dass ich in Kristiansand gebucht habe.

Ich will eigentlich nur ins Bett, aber da sind noch einige Hürden zu meistern. Die Linksabbiegerampel erkennt mich nicht. Das Hotel hat keinen Parkplatz. Der ausgewiesene Motorradstellplatz ist voll. Alles andere ist Parkverbot. Das Parkhaus schweigt sich dazu aus, ob Motorräder hier rein dürfen, und auch über seine Preise. Es gibt keine Schranken, aber einen Automaten, der bereits einem verwirrten Touristen-Paar belagert wird. Einer davon raucht – danke dafür. Man trägt sein Kennzeichen ein und bezahlt dann. Leider akzeptiert der Automat weder Handy noch Karte, und niemand hat Münzen. Aber es gibt eine spaßige easypark App, die man sich um 3 Uhr früh runterladen kann, einen Account anlegen, eine Zahlungsmethode hinterlegen, und dann darf man endlich das Parkhaus für sich buchen! Ich will doch nur ins Bett... In der App erfährt man nebenbei auch den Preis: Von 3 Uhr bis 10 Uhr früh ca. 21 Euro. Neee, echt nicht. Ich fahre weiter und suche was anderes. Ich bin am Rand der Innenstadt, und außerhalb der Innenstadt wird’s ja einfacher sein? Ein kleiner Parkplatz ist immerhin mit „max 2t, kostenpflichtig 8-20 Uhr“ beschildert, es stehen schon ein paar Camper da. Wieder die App raus: 3-10 Uhr kostet 4 Euro. Fußweg ist Okay. Na dann!

Auf zum Fußweg! Das Hotel ist in Sichtweite, und statt des versprochenen Automaten-Checkin gibt es einen Schalter mit einem Mitarbeiter, und eine Schlange von Touristen, die offenbar das erste Mal in ihrem Leben in ein Hotel einchecken. Ich will doch nur ins Bett... Das Hotelzimmer ist okay, ich bin so verschwitzt vom Schleppen dass ich mir noch eine Dusche gönne. Leider fehlt ein Fön. Ich habe natürlich Probleme einzuschlafen, weil mein Körper im Abenteuer-Modus ist. Fazit: Mimimi! Lektion für heute: Diese späte Fähre nicht mehr so gerne. Die Nachtfähre Kiel-Oslo ist zwar teuer, aber sie spart den Tag Dänemark und die nächtliche Schnitzeljagd.

Bild
750 km heute

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#14 Beitrag von CHR_ »

Diese späte Fähre nicht mehr so gerne. Die Nachtfähre Kiel-Oslo ist zwar teuer, aber sie spart den Tag Dänemark und die nächtliche Schnitzeljagd.
Das hab ich schon hintermir. Deshalb mehm ich inzwischen die Nachtfähre ab Kiel. Ist zwar teuer, aber erhohlsam :) .

Gute Fahrt - wir sehen uns nächste Woche bei Trondheim! :top:

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#15 Beitrag von blahwas »

Mo 29.7. Kristiansand-Sinnes

Die Nacht war nicht so erholsam, ich habe vielleicht 2h Schlaf bekommen. Statt wach rumzuliegen, kann ich auch aufstehen, also geht’s etwas früher als sonst los. Merke: Keine Stadthotels ohne Parkplatz mehr. Ich bin ja nicht mit hohen Erwartungen an diesen Urlaub ran gegangen, was Fahrspaß angeht. Mein bisher einziger Norwegen-Trip war eher spontan und daher schlecht geplant. Ich fuhr im Wesentlichen Kolonnen von Wohnmobilen mit Tempo 70 hinterher. Dieses Mal fahre ich sämtlich Passknacker-Punkte ab. Die haben freundliche Motorradfahrer zusammengetragen und in eine Datenbank gesteckt. Das sind neben den Highlights, die jeder kennt, auch Insidertipps und Strecken wo man Einheimische trifft, die sich wundern, was der Ausländer hier verloren hat. Und so geht’s dann heute auch direkt los. Nach zwei Stunden habe ich ein Bild im Kopf.

Ein Raum, bis zur Decke hoch gestapelt mit Karotten. In der Mitte sitzt ein Hase und guckt verwirrt. Er denkt: Bin ich tot? SO ging's mir heute! Der ganze Ärger war es unbedingt wert, was ich heute unter die Räder genommen und an Landschaften aufsaugen konnte!

Es geht aus Kristiansand also nicht etwa an der Küste entlang, sondern ins Hinterland, auf die Straße 461. Hier liegen drei Passknackerpunkte entlang einer Straße, die richtig Spaß macht. Das sehen auch einheimische Autofahrer so, lassen mich aber freundlicherweise vorbei. Ich will zwar ja Reifenprofil sparen, aber hey, ich bin meistens im 4. und 5. Gang unterwegs und beachte das Tempolimit! Und ich habe noch nie davon gehört, dass ein TKC 70 zuerst am Rand abgefahren ist. Man stelle sich eine Mischung aus Sauerland und Schwarzwald vor, nur ohne LKW, Motorräder, und mit einem Auto alle 5 Minuten. So etwa kommt das landschaftlich und fahrerisch hin.

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Ich habe sehr gute Laune :) Ich mag auch die Kirchengebäude in Norwegen.

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Wobei die älteren noch wesentlich eindrucksvoller sind. Schalten Sie wieder ein, dann werden Sie es erfahren ;) Dann geht’s auf die E39, die Hauptstrecke der Küste entlang. Hier kommt dann der Tempomat zum Einsatz. Eine Brücke führt über den ersten Fjord. Das sieht schon echt gut aus! Es ist zwar deutlich Verkehr, aber niemand bummelt extrem, ich kann also das Tempolimit ausreizen. Durch Flekkefjord geht’s auf die Straße 44. Hier sollte man mal entlang gefahren sein! Tolle Landschaft aus Magma-Schloten, von Gletschern poliert, mit lecker Kurven reingebaut.

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So geht’s bis zum Jossingford, und dann nach Norden.

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Straße 4242 ist schmal und komplett einsam. Am Passknackerpunkt Mydlandsveien lege ich mich am Straßenrand 20 Minuten ins Gras, denn ich kämpfe mit Müdigkeit – und es kommt nichts und niemand vorbei. Perfekt. Man kann beim Passknacker übrigens Nachweise einreichen, dann muss das Motorrad drauf sein mit Nummernschild, das Motiv (hier der Wegweiser) und das „Kontrollschild“, das der Verein jährlich wechselt, hier auf dem Topcase klebend.

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Tronasen ist ein netter Abstecher auf eine sehr steile und schmale Straße mit engen Kehren. Hier darf man eigentlich nicht umdrehen, aber wenn's keiner merkt, ist es nicht verboten, und dann kann man die Aussicht besser fotografieren... außerdem müsste ich eh wieder in die Richtung...

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Dann kommt wieder ein gutes Stück E39, mit Pause für ein Eis (sogar Diplomeis!) und frischen Sprit, dann schlägt Google die Nebenstrecke 503 vor. Da steht ein Schild, das mich irritiert.

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Sinngemäß: Kann manchmal kurzfristig gesperrt sein. Ich fahre trotzdem hin. Und das hat sich wirklich gelohnt! Auch wieder nahezu völlige Einsamkeit, Hochebene, Seen rechts und links, und dann schließlich der Stein des Anstoßes: Eine Tunnel-Baustelle. An beiden Enden regeln nette Damen den Verkehr, und man muss sogar, wenn man fahren darf, einem Baustellenfahrzeug hinterher fahren. Gelbes Blinklicht + Tunnel + verspiegeltes Visier + Müdigkeit = Sicherheitsabstand. Fun Fact: Im Tunnel waren keine Arbeiten zu sehen, aber hey. Dahinter liegen noch mehr Steine rum.

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Nun möchte noch der Giljastolveien besucht werden. Das ist ein historische Passstraße, die durch einen Tunnelneubau zuerst an Bedeutung verloren hat, dann aufgegeben und schließlich gesperrt wurde. Davon gibt’s in Norwegen sehr viele, nämlich ungefähr für jeden Tunnel eine Strecke in unterschiedlichem Verfallszustand. Manchmal sind es Radwege. Hier ist für mich Sackgasse, ich fahre wieder runter. Außerdem muss ich eh in eine andere Richtung, nämlich jetzt ostwärts, landeinwärts. Bis zum Gravassryggen zieht es sich, aber die Landschaft unterhält mich. Und der Tempomat ist wirklich eine Wohltat, ich kann fast den ganzen Tag den Lenker locker halten, statt ständig mit rechts die millimetergenaue Todeskralle zu machen, nur um ja kein km/h zu viel oder zu wenig drauf zu haben. Regelungstechnische Aufgaben darf gerne die Automatik für mich übernehmen. Ich will weder meinen Geist damit belasten, noch die Elektronik bevormunden, die das eh besser als ich kann. Seid nett zur KI, vielleicht wird sie uns mal beherrschen...

So langsam ist meine Müdigkeit doch sehr stark, also wähle ich den nächstbesten Campingplatz, aus der App NorCamp. Auf den letzten Metern überlege ich, welchen Aufpreis ich für Hütte statt Zelt zu zahlen bereit wäre... Als man mir eine Hütte für 500 Kronen, also 42 Euro anbietet, kann ich nicht nein sagen, da brauche ich nicht zu rechnen. 50 Euro pro Nase ist meine/unsere Schmerzgrenze. Ist zwar ohne Bad, aber ich habe da was vorbereitet...

Zu Essen gibt’s Fischkonserven und Brot aus dem letzten Supermarkt. Angesichts der reichhaltigen Auswahl an leckeren, fertig belegten Sandwiches, bereue ich es fast, 8 Stück Fischkonserven mitgebracht zu haben. So endet ein toller Fahrtag! Wenn ich morgen dann auch noch ausgeschlafen bin, muss es ja mindestens so gut werden!

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354 km heute. Hat sich nach mehr angefühlt.

Mago
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#16 Beitrag von Mago »

Schade schade, dass ich gerade erst jetzt lese, dass du in Hannover gewesen bist.
Bed und Breakfast hätte ich dir geboten und den Reifenwechsel hätten wir auch locker hin bekommen.
Dann erst mal gute Fahrt lieber Johannes.
Gruß Mago
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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#17 Beitrag von blahwas »

Di 30.7. Der Lysebotn-Vorfall

„Polizeinotruf, was ist passiert?“ - „Ja Hallo, hier ist Frau Kuchen vom Campingplatz Kurzhintermsee, einer unserer Gäste randaliert!“ - „Was macht er denn?“ - „Er befestigt an allen Türen im Gemeinschaftsbereich und in den Hütten Kleiderhaken! Und Fliegengitter an allen Fenstern!“ - „Hä?“ - „Das geht doch nicht! Und wenn wir aufhalten wollen, schubst er uns einfach weg und grinst dabei!“ - „Okay, das geht zu weit. Wir schicken jemanden. Können Sie den Täter beschreiben?“ - „Er ist etwa 1,90 groß, hat lange Haare und ein schwarzes T-Shirt an.“ - „Mhm, interessant, können Sie das T-Shirt genauer beschreiben?“ - „Da ist ein komischer weißer Fleck vorne drauf und ein komisches Gesicht, drunter ist irgendeine Schrift glaube ich“ - „Ah, verstehe... Oh mein Gott!“ - „Was ist denn?“ - „Das ist ein Darkthrone-Fan! Da können wir nichts machen. Stellen Sie ihm 5 Kisten Bier hin zur Beruhigung, oder lassen sie 'Transilivanian Hunger' laut laufen, dann ist er schneller fertig.“ - „Hä?“ - „Darkthrone-Fans ist alles egal. Der würde uns nur auslachen. Darkthrone hat einfach stumpf die beste Musik der Welt geschaffen, als die anderen norwegischen Bands dieser Nische sich gegenseitig umgebracht und/oder Kirchen angezündet haben. Die machen seit 40 Jahren nur worauf die Bock haben. Die stehen über solchen Sachen. Auch über ihren Fans. Keine Konzerte, alle paar Jahre neuer Stil. Und jetzt renoviert einer der Fans ihren Campingplatz? Seien Sie doch froh!“ - „Darkzwowas?“ - „Ach, Sie kennen Darkthrone nicht? Unseren größten kulturellen Export seit dem Norwegerpulli? Dann rufen Sie uns wieder an, wenn der Tourist weg ist, dann kommen wir vorbei und nehmen Sie fest, wegen Kulturbanausigkeit! Wiederhören!“

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Die Nacht in der Hütte war sehr erholsam. Ich bin so früh eingeschlafen, dass ich schon um halb 3 eigentlich ausgeschlafen war, aber ich konnte erholsam weiterdösen. Vielleicht hab ich auch was geträumt. Sehr schön! Nach dem Frühstück wird eingepackt, und ich verteile meine irgendwie-viel-zu-vielen Sachen anders in den drei Koffern, so dass weniger schwere Sachen im Topcase sind. Vielleicht hilft's dem Handling, das schon etwas hecklastig war. Die Reifen an den Sturzbügeln hat man übrigens überhaupt nicht bemerkt, außer dass sie den Beinen Windschutz geben. Zusammen mit der Motorabwärme wird’s da schon recht mollig warm.

Mein erster Passknacker heute ist der Knutsjorn. Das ist ein ordentlichen 1050 Meter-Gebirgspass landeinwärts. Ich laufe auf eine norwegische Aprilia Tuareg auf – schönes Motorrad, auch von hinten! Sehr schön auch die Gegend.

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Es gibt sogar eine klare Markierung der Passhöhe, die natürlich Nachweismotiv bei Passknacker ist.

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Danach drehe ich um und fahre den ganzen schönen Weg wieder zurück, weil ich an der Kreuzung jetzt nach Westen muss. Zweiter Punkt heute wird der Lysevegen. Das ist der Weg nach Lysebotn, dem Ort am Lysefjord. Es ist eine Strecke im Hochland, mit vielen Felsen und genug Straßenbreite, dass ich zügig vorwärts komme. Wetter und Landschaft sind weiterhin sehr erfreulich.

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PKW und Wohnmobile lassen sich freiwillig überholen. Runter ins Tal lockt eine Serpentinenstraße mit 27 Haarnadelkurven und einem Kehrtunnel. Das sieht auf der Karte so aus:

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Das macht durchaus Spaß. Leider finde ich keinen guten Punkt für ein Foto der Straße. In Lysebotn soll mich die Fähre weiter bringen. Der nächste Passknackerpunkt liegt zwar nördlich von hier, da ist aber nur Hochgebirge dazwischen. An der Fähranlagestelle sieht es sehr leer aus. Ist die Fähre gerade weg? Die meisten Fähren entlang der Hauptverkehrsachsen fahren alle 20-40 Minuten. Hier gibt’s einen Plan auf einem großen Bildschirm. Als ich ihn studieren will, wechselt die Anzeige zu einem Werbefilm mit 100 Gründen, warum man Lysebotn besuchen sollte. Ist ja gut, ich bin doch schon da! Dann halt online gucken: Oops. Die Autofähre fährt nur 2x am Tag. Und das nur alle 2 Tage. Und heute nicht. Scheii... Was sagt das Navi zu einem Weg ohne diese Fähre? 4,5 Stunden!?! Mit der Fähre sind es auch 3 Stunden. Vielleicht kann ich irgendwie umplanen und auf dem Fährenvermeidungsweg Punkte einsammeln, die ich eigentlich erst danach fahren wollte? Oder gibt’s nicht doch eine Fähre? Warum tut eigentlich jedes Navi und jeder Routenplaner so, als wären Fährverbindungen Straßen?

Ich spreche zwei Einheimische an, die gerade am quatschen sind, nachdem sie einen LKW entladen haben. Einer davon ist Mitarbeiter der Fährgesellschaft und weiß Bescheid: Heute gibt’s keine Autofähre. Die Passagierfähre geht wirklich nicht für Motorräder. Die Autofähre morgen früh ist schon ausgebucht, aber vielleicht wäre noch Platz für ein Motorrad. Ich kann aber die Nachmittagsfähre buchen.

Damit habe ich diese Optionen:
a) Hier übernachten und morgen eine Fähre nehmen. Ich habe aber gerade Bock auf Motorradfahren, und sonderlich viele spaßige Dinge sind hier nicht in der Nähe (Passknackerpunkte, Rennstrecke, Aprilia-Händler, Thai-Restaurant, Black Metal-Plattenladen, Juwelier ohne Alarmanlage, KTM-Schrottplatz, ...)
b) Ich fahre außenrum, quasi der geplanten Route entgegen, und nehme mit was geht.
c) Ich klaue den Anglern ihre Ausrüstung und suche mir eine einsame Höhle, wo ich fortan als Einsiedler leben werde.
d) Ich lege mich auf den Bauch und hämmere mit den Fäusten auf den Boden.
e) Ich schaufele so lange Erde in den Fjord, bis ich durchfahren kann.

Nach reichlicher Überlegung entscheide ich mich für Option b). Motorradfahren macht schließlich Spaß, auch wenn ein paar Wolken am Himmel hängen und ich dem Zeitverlust irgendwie hinterher hänge. Ich habe für diese Reise erstmals keine Tagesetappen geplant, daher weiß ich auch nicht wirklich, ob ich im Zeitplan bin oder nicht. Aber ich habe insgesamt viel Zeit. Die Passknacker Landespreise bekommt man, wenn man alle Passknackerpunkte eines Landes in einem Jahr anfährt. Nicht, wenn man nach 90% aufhört. Optional ist hier gar nichts, außer vielleicht Sightseeing. Aber Zeit für ein Foto habe ich noch.

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So, und wieder los, die Strecke jetzt kenne ich ja schon. Fun Fact: Morgen wäre die Strecke wegen einer Sportveranstaltung gesperrt. Weiterhin schöne Landschaft, Fahrspaß, alles durchaus sehr nett. Dann zum dritten Mal heute den Knutsjorn, sicher nicht langsamer als bei den letzten Befahrungen. Die Ostseite ist auch nicht schlecht. Danach geht es eine ganze Weile ein Tal entlang, ich kann gepflegt chillen mit Tempomat auf Tempolimit. Ich beobachte die Wolken... und das Regenradar. Es nieselt gaaanz leicht. Da lohnt sich keine Regenjacke, aber wenn ich nicht die Membran drunter ziehe, werde ich mit etwas Pech in 4 Stunden feststellen, dass meine obersten Schichten jetzt alle durchnässt sind.

Allerdings habe ich im Niesel weniger Lust auf Fotostopps, darum gibt’s vom Tal und von den Punkten Borsavegen und Bjaern keine Fotos. Danach biege ich auf die E134 ab. Das ist eine Hauptstrecke, die sehr flüssig zu fahren ist. Deswegen ist die Landschaft aber nicht weniger hübsch.

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Ich glaube langsam, man sieht mehr Landschaft, wenn man mit Tempomat fährt und nicht dauernd auf den Tacho gucken muss. Nächster Wegpunkt ist der Dyrskarpass, der durch einen neuen Tunnel keine Bedeutung für den Fernverkehr mehr hat. Dafür habe ich ihn für mich alleine.

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Hier lasse ich mich dann schon gerne von Griffheizung und Sitzheizung unterstützen. So, damit könnte man für heute doch eigentlich schon zufrieden sein, es ist 16 Uhr, ich bin seit 9:40 unterwegs. Ich gebe den nächsten Campingplatz ins Navi ein, da kommt ein ganzer Haufen Campingplätze auf einem Fleck mit Supermarkt in der Mitte. Dort angekommen bin ich noch nicht so richtig platt. Ich kann ja mal einkaufen. Ich gönne mir einen „Taco-Schinken-Salat“. Dann gucke ich ob's nicht noch einen Campingplatz in meine Richtung gibt? Ja, in ca. 45 Minuten. Anruf da: Ja, Hütte ist frei, 42 Euro! Okay, bis gleich! 30 Minuten später bin ich da. Hmm. Ich könnte auch gern noch weiter fahren. Der Punkt Hedlebrekk liegt voraus, und dort würde ich wenden. Eigentlich wäre ich ja per Fähre von Süden gekommen. Geht der nicht auch noch? Ach, der geht schon noch, das Wetter wird eh gerade besser, vor lauter Tunnels wird man nicht nass und hier ist fast null Verkehr! Gedacht, getan, Punkt eingetütet und dann am Campingplatz eingecheckt. Nachbars Hund reagiert irritiert auf Menschen mit Helm, klar, sieht ja auch nicht ganz wie in Mensch aus, davor hat er Angst, aber ich nicht vor ihm. Ohne Helm lässt er sich sofort kraulen. Happy End für beide! Ich habe heute wieder eine Hütte.

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Auf diesem Campingplatz ist eine Hütte übrigens günstiger als zwei Zelte. Ob ich mir mit meinem nachreisenden Mitreisenden ein Schlafzimmer teilen will, weiß ich nicht so recht – aber wir haben eigentlich auch genug Geld für zwei Hütten. Bisher war 50 pro Nacht und Nase unsere Schmerzgrenze.

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437 km heute, sehr angenehm.

Bei der Nachbereitung stelle ich fest, dass ich unterwegs optimal umgeplant habe. Der Gesamtzeitverlust dürfte im Bereich einer Stunde liegen – plus etwa 1h für den Weg vom Lysevegen nach Lysebotn und zurück, aber der war ja schön. Da selbst eine gewöhnliche Fähre auch eine Wartezeit bedeutet hätte, habe ich eigentlich keine Zeit verloren. Außerdem habe ich Urlaub und hatte Spaß, was will man mehr?

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#18 Beitrag von Uwe_MY »

blahwas hat geschrieben: 30. Jul 2024 21:19 ..
Warum tut eigentlich jedes Navi und jeder Routenplaner so, als wären Fährverbindungen Straßen?
..
Schau mal in den Einstellungen unter ‚Vermeiden‘
IMG_7724.jpeg
;)

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#19 Beitrag von blahwas »

Ja, kenne ich, braucht man aber für Fjord Norwegen. Außerdem ist Google Maps doch sonst auch cleverer. Google Maps warnt mich, wenn ich mich zum Aldi navigieren lasse, der aber schon geschlossen hat, bis ich ankomme.

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#20 Beitrag von Ralf B »

Fähre Lysbotn kenne ich , da standen wir auch mal mit dem Auto davor. Bis auch wir merkten, hier fährt heute keine Fähre mehr! Also die Kurven alle wieder hoch! Im Auto wird einem fast übel dabei!
Weiterhin gute Fahrt! Hab doch gesagt du kannst ja ein paar Klamotten verkaufen! 😜🤣
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