5 Wochen Norwegen/Schweden

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wortex
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#61 Beitrag von wortex »

ich hatte das Problem an meinem... ich glaub S20FE. Hab ich dann nur noch als Navihandy benutzt.

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#62 Beitrag von Ralf B »

Ich hatte bis jetzt in jedem Fjordwinkel volles Netzt! Bedeutend besser als im Entwicklungsland Deutschland!
Sendemasten stehen fast auf jedem Berggipfel!

Gruß Ralf 🍻
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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#63 Beitrag von blahwas »

Do 08.08. Geiranger

Der ist mächtig, der vorwärts will.

Heute geht’s mit Gepäck zum Geiranger und dann hoch zum Atlantik, möglichst bis Kristiansund (unterscheide: Kristiansand, das liegt an der Nordsee). Es ist gemischtes Wetter angesagt, aber ich vertraue auf die Membran. Die Hütte zu räumen dauert länger als gedacht, und so rolle ich erst 9:20 vom Platz. Meine drei Koffer sind zwar praktisch, aber ein großer wäre noch praktischer, und wenn ich nicht auf Gewichtsverteilung achten müsste, könnte ich einfach alles Übernachtungszeugs in einen Koffer werfen. Mimimi.

Der erste Punkt heute ist der Gamle Strynefjellsvegen. Gamle kommt vom Gammel und heißt alt. Fjell heißt Hochebene. Es gibt also eine neue Straße parallel, und ich fahre durch einige Kehren die Hauptstrecke, bis der Abzweig kommt. Ein Gruppe von 20 italienischen Motorradfahrern fährt gerade los, nimmt aber zum Glück den Tunnel. Der Gammelweg ist optisch durchaus nett.

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Das Grau(en) liegt zum Glück hinter mir

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Am höchsten Punkt gibt’s ein Hotel. Für mich geht’s weiter, und dann die Hauptstrecke wieder zurück. Leider ist die komplette Ostseite des Gamle Strynefjellsvegen unbefestigt und stellenweise auch etwas aufgeweicht. Ich suche den Schotter, bin aber sehr froh, keinen reinen Straßenreifen aufgezogen zu haben. Diese 20 km sind aber ziemlich zeit- und kräfteraubend. Auf der Hauptstrecke ist dann sogar Tempo 90 erlaubt, normalerweise ist das Tempolimit ja nur 80, so wichtig ist der Geirangerfjord. Zuvor gibt’s noch einen Aussichtspunkt, mautpflichtig geht’s zum Dalsnibba hoch. Leider regnet es, und nicht nur ein bißchen. Foto muss trotzdem sein.

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Schon wieder ein Kreuzfahrtschiff. Die Sackgasse wieder runter und weiter, hört der Regen auf. Dabei gelingt mir dieses Foto:

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So intensiv hatte ich das noch nie! Weiter unten ist eitel Sonnenschein.

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Mein Membranhose hat zwar versagt, aber ich fahre mich langsam aber sicher wieder trocken. Ich fahre vorsichtig, denn der Straßenbelag ist hier erstaunlich holprig. Bisher war der in Norwegen wie geleckt. Nächster wesentlicher Punkt ist der Trollstigveien, auch bekannt als Trollstigen, wahrscheinlich Norwegens bekannteste Touristenstraße, sozusagen das Stilfser Joch des Nordens. Leider ist die Nordseite gesperrt, aber die Passknacker kennen keine Gnade, anfahren „muss“ ich ihn trotzdem. 70 km Umweg. Aber ich bin zum Motorradfahren hier, und schon der Weg ist schön.

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Mangels Durchgangsverkehr ist wenig los. Den Ausguck habe ich fast für mich alleine.

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Dann geht’s dann ganzen Weg wieder zurück, und über Hauptstraßen weiter nach Norden. Und da geht mir irgendwie die Luft bzw. Zeit aus. Die Fähre nach Molde kommt dort erst 17 Uhr an – das reicht doch eigentlich für heute? Eigentlich wollte ich 60 km weiter, bis zum Atlantic Highway, aber der ist morgen auch noch da, und in Molde gibt’s alles, was das Herz begehrt, u.a. ein Einzelzimmer im Hostel zum Preis einer Hütte weiter im Norden, ein indisches Restaurant mit Takeaway, einen Hafen mit Aussicht und einen Supermarkt zum Zeitvertreib während mein Curry kocht, eine Tankstelle...

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Lecker war's, WLAN ist sehr gut, und es gibt einen Fön! Ich kann also meine Socken waschen und trocknen, die ich in den feuchtwarmen Stiefeln getragen habe, bevor ich die wasserdichten Socken gekauft habe...

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„Nur“ 340 km heute, aber viel mehr Verkehr als die letzten Tage, darunter viele Reisebusse.

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57% Norwegen

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#64 Beitrag von Ralf B »

Kleine Korrektur, Kristiansand im Süden Norwegens liegt an der Nordsee/Kattegat und nicht an der Ostsee! ☝️🇳🇴
Wieder sehr schöne Bilder! Weiterhin gute Fahrt!

Gruß Ralf B 🍻
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ometa
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#65 Beitrag von ometa »

Das Regenbogenbild ist wie aus einem Fantasy-Film, wo Elfen wohnen und so. :top:
Gruß aus Much von Gero

Grautier
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#66 Beitrag von Grautier »

(Gewohnt!!) atemberaubend schöne Bilder !!!!
Weiterhin schönen Urlaub !!!
Gruss: Jörg

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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#67 Beitrag von blahwas »

Fr 09.08. Atlantik, Aursjövegen und andere Abwege

Drei Dinge braucht man zu allem: Kraft, Verstand und Willen.

Im Hostel gibt’s ein Frühstücksbuffet, das war im Preis dabei, also geht’s früh los zum feierlichen Carb Loading, aka soviel essen bis es fast wieder rauskommt. Ich bin heute morgen ein wenig verpeilt und merke auch nach gerade mal einer Stunde auf dem Motorrad schon eine gewisse Müdigkeit, inkl. Gähnen. Das ist kein gutes Zeichen. Nunja, erster Passknackerpunkt heute ist diese berühmte Brücke am Atlantic Highway – definitiv kein Pass, aber sehenswert.

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Hier wurde eine Straße über diverse kleine Felseninseln gebaut, was durchaus eindrucksvoll ist. Man fährt quasi im Meer. Es wird auch gern geangelt. Danach habe ich die Wahl: Durch Kristiansund fahren, oder etwas kürzer direkt weiter? Ich war letztes Mal in Kristiansund, so toll war's nicht, und die Strecke bestand zur Hälfte aus Tunneln. Statt direkt zu fahren, zurück nach Molde und dann links, nehme ich den Weg entlang des Fjordes.

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Weiterer Vorteil: Diese ist Straße Nr. 666! Der Punkt Vistdalsheia ist ein kurzer, aber kurviger Abstecher, der wird eingetütet und es geht weiter! Nein, es geht zurück! Oh nein, den ganzen schönen Weg nochmal! Leider macht der Himmel zu und es wird feucht. Der Blick aufs Regenradar zeigt: Regenkombi lohnt sich heute. Das ist 'ne blöde Zeit dafür, denn jetzt geht’s zum Aursjövegen. Der ist unbefestigt und sehr hoch.

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Das Schild hier weist auf einen Tunnel hin. Das es da drin stockdunkel ist, dass der Boden auch im Tunnel unbefestigt und noch dazu uneben ist, genau wie die Wände, das verrät es nicht. Letzter Blick ins Tal:

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Und dann geht’s auf eine Hochebene, wo der Sturm so tobt, dass andere Motorradfahrer sich nicht mehr weiter trauen. Ich habe Physik durchgespielt und weiß: Je schneller man fährt, desto weniger kann einen der Wind ablenken. Der Boden ist fester Sand mit Kies in der Mitte der Fahrbahn. Man hat also die Wahl zwischen aufschwimmen und wegrutschen. An steilen Stücken gibt es Kaskaden von Querrillen, die meine Traktionskontrolle auf den Plan rufen. Das ist alles schon recht abenteuerlich, aber wenigstens muss ich hier mal wirklich Motorradfahren, statt mit Tempomat sanfte Bögen entlang zu segeln und auf die nächste Kreuzung in 83 km zu warten. Am höchsten Punkt gibt es eine Hütte und einen Stausee. Heute ist raue See.

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Ich fühle mich an den Umständen gemessen sehr wohl. Ich kann hier mit gutem Tempo stabil drüber fahren, weil ich jetzt eine Enduro unterm Bobbes habe und auch geeignete Reifen für den Untergrund. Die wenigen Autofahrer machen brav Platz. Von der kargen Hochebenelandschaft habe ich keine Fotos, erst als es wieder grüner wurde und das Wetter sich langsam beruhigt.

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Ich bin doch froh, in Sondalsora wieder Asphalt zu erreichen und stelle mich auf gemütliches Ausrollen ein. Ich buche mir eine Hütte an einem Campingplatz. Das mit gemütlich Ausrollen wird aber nix, denn vor Oppdal biege ich links ab auf die Passknackerroute, und es gibt noch viel mehr unbefestigte Pisten heute. Wenigstens scheint die Sonne, und ich lege die Regenkombi ab.

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Ich hatte zwei wasserdichte Hosen übereinander an und beide haben versagt. Die Sitzheizung hält mich aber warm. Es geht jetzt auf kleinsten Wegen über den Valaskaret, und dann im Tal eine reguläre Straße zum Asskardvegen. Hier stelle ich fest, dass mein Handy von innen beschlägt, und zwar im Bereich der Kameras. Alles außer Weitwinkel hat jetzt also Nebel eingebaut. Sehr schöne Scheiße! Das ist mein Haupthandy, und da kündigt sich jetzt schon nach 2 Stunden Regen ein Wasserschaden an, dabei habe ich nicht mal die Hälfte der Reise hinter mir. Ich hatte extra ein wasserdichtes Handy gekauft, und auch extra neu statt refurbished, damit es wirklich wasserdicht ist. Diese Lektion habe ich gelernt, nachdem mir ein „wasserdichtes“ refurbished Handy dieses Jahr in Korsika abgesoffen ist. Da konnte ich über Garantie zumindest noch etwas Geld rettet. Aber leider hat das Display meines neuen Handies schon den Fußweg zum allerersten Motorradeinsatz im Tankrucksack nicht überlegt, so dass ich es tauschen lassen musste. Das hat fast das gleiche gekostet wie das ganze Handy als refurbished, und jetzt ist es wieder nicht richtig wasserdicht. Das andere Navi, das eigentlich angedachte dedizierte Navihandy, hat weiterhin einen grün-schwammigen-Display-Logikschaden. Ich bin begeistert – nicht. Nutzt ja nix, morgen komme ich an Trondheim vorbei und werde wieder ein neues Handy kaufen. Das ist dann ja erst das dritte dieses Jahr. Ich hoffe die Feuchtigkeit aus dem Haupthandy verzieht sich wieder, dann kann ich ein reines Navihandy kaufen und muss nicht noch all meine Daten und Apps übertragen. Ansonsten kann ich eigentlich auch gleich zwei neue Handies kaufen... Ich habe vorab keinen Laden in Trondheim gefunden, der SP Connect Hüllen verkauft, also muss es wieder ein Samsung S20FE sein, was nicht einfach wird, weil das Modell 4 Jahre alt ist, oder es muss eine Hülle mit RAM-Mount dabei sein. Ganz ehrlich: So ein Geschiss hatte ich mit meinen China-Navis nicht, und da hing nicht noch mein digitales Leben mit dran. Von dem Geld hätte ich mir auch das dickste Garmin kaufen können, nur kriege ich Anfälle, wenn ich diese Software benutzen muss und Ausschlag, wenn ich diese Hardware vor sich hin ruckeln sehe. Immerhin sind auf den Weitwinkelfotos immer beide Straßenseiten drauf, was vielleicht den Passknacker-Admins hilft.

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Wie man vielleicht merkt, kriege ich richtig gute Laune und stelle fest, dass der gebuchte Campingplatz ein Tal zu weit nördlich ist, so dass ich wohl heute Überstunden machen muss. Immerhin ist die Müdigkeit weg. Also einfach weiterfahren. Immerhin ist hier absolut nichts los, und einheimische Autofahrer überholen mich, wenn ich das Tempolimit beachte, also scheint die Kontrolldichte hier nicht übermäßig hoch zu sein. Die letzten 100 km reiße ich noch runter, mit oder ohne Schotter. 19 Uhr biege ich auf den Campingplatz ein – das ist hier übrigens 3 Stunden vor Sonnenuntergang. Dass die Hütte 700 Meter vom Waschhaus entfernt und ist und dass das genannte WLAN-Passwort nicht funktioniert, auch nicht in 8 Variationen, was auch kaum Zeit frisst, und hinterher kann ich doch Datenvolumen verbrennen, schockt mich heute kaum noch...

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550 km heute und jede Menge Ärger mit den Handies, aber morgen treffe ich Christoph

Mago
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#68 Beitrag von Mago »

Das tut mir leid, dass es heute so dicke kam.
Das Handy in einen zip Beutel mit ungekochtem, rohen Reis könnte helfen.
Noch besser sind diese trocken Kissen, die man immer in den Kartons von Elektro Geräten findet.
Auf jeden Fall aus lassen und den sdslot offen lassen.
Morgen läuft's wieder rund!
Alles gute!
Gruß Mago
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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#69 Beitrag von blahwas »

Sa 10.08. Orkland, Trondheim, Wiedersehen

Fürchte nicht das Ende des Lebens. Fürchte lieber, dass es niemals beginnt.

In der Hütte habe ich gestern Abend noch versucht, mein Handy über Nacht zu trocknen. SIM-Karte raus, Trockenpack aus einer Medikamentendose daneben und beides in einen Vakuumbeutel. Dazu noch einen rechenintensive Aufgabe und ein Ladekabel. Effekt: Null. Naja, hat zumindest auch nichts gekostet. Die unangenehme Überraschung des Morgens sind ausgelaufene Fischdosen in meinem Fressbeutel. Ich habe also vergnügliche 20 Minuten, die Übeltäter zu identifizieren, den restlichen Inhalt und den Beutel zu reinigen. Immerhin hat die Hütte Küchenpapier von der Rolle dabei. Gestern habe auch auf der norwegischen Version von Kleinanzeigen ein  Samsung S20FE ganz in der Nähe gefunden, aber dem Verkäufer kann man nur schreiben, ihn nicht anrufen, und er meldet sich nicht zurück. Was soll's, los geht’s! Zwei Passknackerpunkte einsammeln und dann in Trondheim meinen Handypark retten.

Der erste Passknackerpunkt ist einfach 3 km vom Campingplatz entfernt, aber ich war gestern schon zu fertig. Ytter Svorksjövegen, Haken dran, umdrehen. Es folgen wieder einige Schotterwege, da tüte ich Seterdalen ein – eine unauffällige Wasserscheide.

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Und das war's schon für heute mit Passknacker! Es geht jetzt direkt nach Trondheim. Auf dem Weg liegt noch der Ort, wo der Anbieter des gebrauchten S20FE wohnt, aber er hat weiterhin nicht reagiert. Und jeden ansprechen und mich durchfragen, das ist mir jetzt doch irgendwie zu wild. Zumal viele Norweger eher reserviert auf mich reagieren, was an meinen ausladenden Kopf- und Bart-Haarpracht liegen könnte.

Nach Trondheim rein gibt’s Schnellstraße und sowas ähnliches wie eine Autobahn, vierspurig, mit Tempolimit 100. Kennzeichenscanner kümmern sich um die Maut, aber davon sind Motorräder ausgenommen. Der Handy-Reparatur-Laden ist in einem kleinen Einkaufszentrum. Es sind keine Motorradparkplätze an der Straße, aber auf dem kostenpflichtigen Parkdeck gibt es Motorradparkplätze. Ob die kostenfrei sind, weiß ich nicht. Man kann später online bezahlen. Ich bin im Handyladen der einzige Kunde. Mein Navihandy Samsung S8 bräuchte einen neuen Bildschirm, er hat sogar einen auf Lager, aber es würde umgerechnet 380 Euro kosten. Das Handy selbst ist keine 100 Euro mehr Wert, und nach der OP wäre es nicht mehr wirklich wasserdicht, da passe ich. Er kann aber für 20 Euro mein S20FE trocknen, ohne dass es dadurch noch undichter wird. SP Connect hat er nicht, kennt auch niemanden, aber er kennt ein anderes Einkaufszentrum, wo es mehrere Handy- und Handyzubehör-Läden gibt. Die Wartezeit zum Handytrocknen vertreibe ich mir mit einem fürstlichen Krabben-Ei-Sandwhich aus dem Supermarkt nebenan, dann geht’s unter drohenden Wolken zu besagtem anderen Einkaufszentrum. Samstags um 14 Uhr ist da völlig überraschend die Hölle los, Autofahrer kämpfen mit vornehmer nordischer Zurückhaltung passiv-aggressiv um Parkplätze. Ich rolle einfach nur vorsichtig zum Eingang durch, denn dort gibt’s Motorradparkplätze. Die Handyzubehör-Läden haben ebenfalls kein SP Connect, aber einer der Mitarbeiter ist so motiviert, hilfsbereit und/oder gelangweilt, dass er für mich im PC nachschaut, wo ich das kaufen könnte: In ganz Norwegen nicht im Geschäft. Er schlägt vor, es in ein Hotel schicken zu lassen, wenn ich ein Hotel für später gebucht habe. Ich bedanke mich und besuche die Handyläden, auf der Suche nach einem wasserdichten Android, dass ich irgendwie ans Motorrad nageln könnte. Samsung A15 für 245 Euro? In Deutschland eher 150, und keine montierbare Hülle weit und breit? Ich verzichte. Jetzt geht’s ja weitgehend geradeaus, das klappt notfalls bei Regen auch mit Sprachansagen vom Handy in der Tasche. Beim Ausparken frage ich eine junge Motorradfahrerin noch, ob Parken hier wohl kostenlos ist? Sie meint ja, grundsätzlich für Motorräder. Das beruhigt mich.

Auf dem Weg raus aus Trondheim, Richtung Norden, kann ich das auch gleich ausprobieren: Der E6 folgen. Das geht jetzt die nächsten Tage so. Highlight ist noch ein Blick auf den Stördalsfjorden.

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Dann rolle ich weiter die E6 hoch und suche nach einem Tankstopp einen Campingplatz. Der darf ruhig etwas abseits der Hauptstrecke liegen, damit wir Ruhe haben. Und vielleicht nicht ganz so weit im Norden, Christoph muss mich ja einholen können. Ich selbst bin aber auch ganz schön müde, ehrlich gesagt. So wird’s dann ein weitläufiger Platz außerhalb von Verdal, mit großer Hütte für zwei. Küche, Wohn- und Schlafbereich sind eigene Zimmer! Es gibt fließend Wasser, auch warm. Das Waschhaus mit Dusche ist gleich nebenan. Es gibt WLAN in der Hütte. Bzw. es gab WLAN in der Hütte, als ich sie ausgesucht habe, danach funktioniert es nicht mehr. Was ist denn eigentlich los... Das nervt mich aber nur am Rande, ich freue mich, dass mein Reisebegleiter Christoph jetzt angekommen ist!

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Nach der Dusche wirft er auch schon die Küche an, obwohl er ja doch eher an seinem Gaskocher hängt. Es gibt Pasta mit Rinderrouladen.

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212 km heute

Ab jetzt nur noch nach Norden, 1850 km bis zum Nordkapp

Mago
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#70 Beitrag von Mago »

Moin Johannes.
Dein Reise Begleiter sieht aus,wie der, den ich schon vermutet hatte.
Frag ihn mal,ob er auf dem Xt Treffen in Emmendingen war und er noch einen kleinen Stoppelhopser bewegt. ;)
Gruß Mago
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#71 Beitrag von blahwas »

So 11.08. Velkommen til Nord-Norge

Hinter den Wolken ist der Himmel immer blau.

Schon vor der Abfahrt steht fest, dass es heute nass wird. Also alles anziehen und los! Da wir beide um 7 schon ausgeschlafen sind und auch stringent einpacken rollen wir schon um 8:10 vom Platz.

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Mein Handy bleibt heute feuchtigkeitsgeschützt in der Jackentasche. Christoph navigiert entlang meiner geplanten Route. Wir verständigen uns über Intercom. Ich habe extra für diese Reise ein Duo-Set China-Intercoms mit Regenbogenbeleuchtung angeschafft, Typ P20X. Für 26,50 Euro, inkl. Versand, für das Set. Das funktioniert überraschend gut: Es koppelt sich, und es hat real ca. 150 Meter Reichweite. Es rauscht nicht, und es überträgt nicht alle Atemgeräusche, sondern filtert sie.

Unsere Route folgt heute der E6 mit kleinen Abstechern. Die E6 ist die Hauptstrecke. Sie ist durchaus nicht schnurgerade, man hat als Motorradfahrer also etwas zu tun. Die alte Strecke wird abschnittsweise durch eine breitere Neubaustrecke ersetzt bzw. ergänzt, wo es deutlich gerader geht. Außerdem ist dort Tempolimit 90 statt 80, und dank der besseren Sicht kann man besser überholen. Bzw. man kann besser überholt werden, denn manche möchten gern schneller fahren als erlaubt. Erster Punkt heute ist Steinfjellet nach 190 km. Haken dran. Dann passieren wir die Grenze zu Nordnorwegen (kein Passknackerpunkt):

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Bild

Es hat sich ziemlich eingeregnet, und auf den Höhen bläst auch der Wind kräftig. Da sind sogar die Schilder schief.

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Wir machen gut Strecke. Als Tagesziel haben wir immer 400 km geplant. Mit diesem Tagesschnitt komme ich pünktlich zu meiner Fähre am 28.8., und pünktlich ins Sauerland zum Versystreffen. Tatsächlich haben wir das schon 13 Uhr erreicht und haben durchaus Lust, weiterzufahren.

Der Aprilia Pannenzähler steigt auf 3:

1. Tankanzeige geht nicht
2. Neu: Fernlicht und Lichthupe geht nicht (Zusammenhang zu „Abblendlicht immer an“-Modus?)
3. Neu: Beide Koffer undicht (Kappa KGR46PACK2)

Christoph tankt alle 200 km, das ist dann zwar nicht mal die Hälfte meines Tanks, aber ich mache gern mit. Und weil er für mich Tankwart spielt, ich aber vorläufig die Unterkünfte bezahle, gleichen sich die Kosten halbwegs aus. Wir finden einen Supermarkt, der sonntags geöffnet hat, wenn auch mit reduziertem Sortiment. Christoph ernährt sich gern gesund und snackt frisches Obst und Gemüse. Gegessen wird bei der Tankstelle gegenüber, und höflichkeitshalber tanken wir dort nochmal. Wir brauchen noch eine Unterkunft. Angesichts völliger Durchnässtheit meiner Stiefel, Socken (trotz Müllbeuteln!) und Handschuhe habe ich Lust auf ein Hotel. Tatsächlich finden wir ein Hotel mit 2 Einzelzimmern zu je 50 Euro, was genau unser Tagesbudget ist. Das Hotel liegt in der Stadt Mo i Rana auf der Route, sogar an der Kreuzung zu einem Abstecher – den kann man mit Ausdauer noch heute fahren, oder erst morgen, wenn man schlapp macht. Nach der Pause schließe ich meine Heizjacke an und die Heizhandschuhe. So geht’s mollig warm zum letzten Passknackerpunkt heute. Zum Regen kommt auch noch Nebel, darum gibt’s kein Foto. Es geht zum Hotel, noch ein drittes Mal heute tanken, und direkt zum Hotel.

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Wir checken komplett durchnässt ein. Leider gibt es keinen Trockenraum, daher muss die Elektroheizung auf dem Zimmer ran. Nach der Dusche ruft die große Gruppenküche. Ich hätte schon Lust auf Pizza vom Italiener, aber Christophs fliegende Küche gibt noch ein Nudelgericht mit Tomaten-Sahne-Paprika-Bohnen-Soße her. Zu meiner sehr großen Freude verbindet sich mein Laptop erstmals seit gefühlt einer Woche erfolgreich mit dem WLAN einer Unterkunft. So kann ich auswerten und planen bis die Schwarte kracht:

Das sozialistische WEB Passknackerkombinat „Ruhm des Marx-Kammschen Arbeiterkreises“ hat heute 535 km geleistet und damit den 18-Tagesplan um 33,7% übererfüllt.

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Ich habe 70% von Norwegen geknackt. Wir haben noch 1323 km bis zum Nordkapp.

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Für einen möglichen Reifenwechsel auf der sicheren Seite habe ich einen Yamaha-Händler in Kiruna identifiziert. Das ist wahrscheinlich Europas nördlichster Motorradhändler, er liegt auf dem Weg, und weil er in Schweden liegt ist er hoffentlich günstiger und unkomplizierter. Sonntags reagiert er aber nicht auf Anfragen. Dorthin könnte ich mir aus Deutschland oder Schweden vielleicht auch ein Handy oder Handyzubehör schicken lassen. Das ist aber alles nicht so einfach und schon gar nicht transparent. Versand von Amazon Deutschland geht nicht, Versand von Amazon Schweden dauert zu lange, usw.

CHR_
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#72 Beitrag von CHR_ »

Mago hat geschrieben: 11. Aug 2024 15:21 Moin Johannes.
Dein Reise Begleiter sieht aus,wie der, den ich schon vermutet hatte.
Frag ihn mal,ob er auf dem Xt Treffen in Emmendingen war und er noch einen kleinen Stoppelhopser bewegt. ;)
Gruß Mago
Ja - er bewegt eine WR250R und war auch dieses Jahr auf dem XT-Treffen! War schön dort :cheers:

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#73 Beitrag von blahwas »

Nachtrag zu gestern: Wir haben gestern unseren ersten Elch gesehen. Er stand etwas verloren in einer Baustelle herum. Für mich war es der erste wilde Elch überhaupt. Auf der ersten Blick denkt man an ein Pferd, aber der Kopf fehlt – auf den zweiten Blick ist das Tier größer, aber der Kopf sehr viel kleiner. Eine Elchkuh hat auch kein Geweih.

Mo 12.08. Arctic Circle

Polarkreise nennt man die Besonderen Breitenkreise der Erde auf 66° 33′ 55″ (66,565°) nördlicher und südlicher Breite, auf denen die Sonne an den beiden Tagen der Sonnenwende gerade nicht mehr auf- bzw. untergeht.

Gestern Abend und heute früh habe ich viel Mühe investiert, um meine Sachen wieder trocken zu bekommen. Das hat auch ganz gut geklappt, nur an den Stiefeln bin ich gescheitert. Da half auch keine ganze Nacht auf der Elektroheizung. Dann also wieder Socken in Tüten. Dafür gibt’s ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, für 50 Euro inkl. Einzelzimmer echt nicht schlecht. Kann man sich merken: Skillevollen Motell in Mo i Rana. Los geht die Tour um kurz nach 9. Es geht weiterhin im wesentlichen die E6 nach Norden mit Abstechern zu Passknackerpunkten. Manche davon liegen aber auch mitten auf der E6. Es ist gelegentlicher Nieselregen bei 13-17 Grad angesagt. Ich wage es, mit meinem nicht wirklich wasserdichten Haupthandy zu navigieren, allerdings versetze ich die Halterung so nah an den Lenkkopf, dass das Handy sehr deutlich im Windschatten der Scheibe ist und kaum nass wird. Und das funktioniert gut. Erstes Highlight unserer Route ist der nördliche Polarkreis. Hier gibt’s ein Touristenzentrum, das diverse Camper und Motorradfahrer gern besuchen, oder zumindest den Parkplatz davon. So auch wir.

Bild

2 km später kommt der erste Passknackerpunkt, Saltfjellet, der liegt mitten auf der Hauptstrecke, Fotomotiv am Straßenrand. Von der Sicherheit her eher so naja. Weiter geht’s auf einen Abstecher nach Osten: Der nächste Punkt liegt in Schweden. Norwegen hat ein Zollgebäude, das aber geschlossen ist – Norwegen und Schweden sind beide im Schengen-Raum – ansonsten sieht man von der Grenze nur dieses Schild hier:

Bild

Norwegen hat nicht mal ein Schild. Tolle Landschaft hier in Schweden.

Bild

Weiter geht’s, gleich ein Abstecher mit zwei Passknackerpunkten nach Westen. Es ist sehr groß BEIARN ausgeschildert – hoffentlich ist das nicht so ein Möchtegern-Oktoberfest. Leider tröpfelt es hier nicht mehr nur, darum schlüpfen wir in die Regensachen. Nur damit es 3 Minuten später wieder aufhört. Das Regenradar schweigt sich dazu übrigens komplett aus: Alles grau, aber nix blau. Es folgen 132 km bis zum nächsten Passknackerpunkt, aber wir machen in Fauske Mittagspause. Das ist die größte Stadt heute. Christoph kann sich mit frischem Obst und Gemüse verköstigen, und für mich gibt’s ein Sandwich. Wir verzehren es direkt an der Promenade des Fjords, unter den interessierten Augen der Möwen.

Bild

Für mich gab's zusätzlich Gefrierbeutel für die Füße, die hoffentlich dichter sind als meine Mülltüten. Gestern sind nicht nur die Stiefel so komplett abgesoffen, dass beim Laufen Lutblasen an Nähten austreten, sondern auch die Socken in den Tüten. Und dann geht’s weiter: Südportal des Kobbskartunnelen fotografieren, wieder mitten auf der E6, die sich durch die Landschaft schwingt...

Bild

Danach scharf links und die alte Strecke fahren, zum Passknackerpunkt Eiavatnet. Und da gibt’s ein landschaftliches Highlight:

Bild

Was für ein Berg! Man könnte ihn stundenlang betrachten. Wir legen mal wieder Regenkleidung ab. Und nach drei Minuten wieder an. Nächster Punkt: Tennvasskaret, Foto machen direkt auf der E6. Die Wunschunterkunft für den Abend hat eine defekte Webseite, wo man kein Zimmer buchen kann. Man kann aber chatten, und mir wurde ein Rückruf versprochen. Der kam nie. Als ich dort anrufe, sagt man mir: Ausgebucht. Gar nicht so praktisch, da es hier eher dünn besiedelt ist. Ich suche und buche also was anderes, nicht ganz so weit, nicht ganz so groß, aber dafür direkt am Fjord.

Bild

Es gibt ein Schlafzimmer mit 2 Stockbetten und einen Wohn/Kochbereich. Kein fließendes Wasser. Aber eine super Aussicht, und abends Sonne auf der Terrasse, die für die Wetterkapriolen entschädigt. Wir breiten unsere Sachen aus zum trocknen und kochen uns eine schöne Thai Suppe. Da steigt die Laune! Heute war ein guter Tag.

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455 km heute, 14% über Tagesziel.

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75% Norwegen, 2,8% Schweden

Wenn wir weiter so performen, erreichen wir schon übermorgen das Nordkapp, und haben damit einen Tag Vorsprung auf die Planung.

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#74 Beitrag von Ralf B »

Sehr schön wieder! Viele Orte kenne ich, noch gar nicht so lange her nur in umgekehrter Richtung und bei besserem Wetter! Im Supermarkt liegen im Eingangsbereich Werbeflyer rum, sehr gut zum Stiefel trocken! Zerknüllt reingesteckt saugen sie ordentlich Wasser!

Viel Spaß weiterhin und Grüße von Ralf B 🍻🇳🇴👍
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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#75 Beitrag von blahwas »

Nachtrag zu gestern: Wir wollten eigentlich ein Foto des Sonnenuntergangs machen, und die Sonne verschwindet auch hinter dem Horizont, aber es dämmert die ganze Nacht. So sieht's um 2 Uhr früh aus:

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Di 13.08. Narvik

Wohlverständig ist, wer sich nicht grämt um das, was er nicht hat, und sich vielmehr freut über das, was er hat.

Heute steht eine Fähre Bognes-Skarberget nach 17 km Fahrstrecke auf dem Plan, die alle 40 Minuten fährt. Die Überfahrt dauert 25 Minuten. Sie ist Teil der E6, also muss man nicht vorab buchen. Eigentlich ideal für ein Frühstück auf der Fähre, bzw. bei der Wartezeit, aber ich kann meinen Mitreisenden nicht überzeugen. Er mag gemütlich frühstücken und sich seinen Tee selbst kochen. Das sei ihm gegönnt. Die Nacht war eher unruhig, zumindest für mich. So starte ich dann ganz schön verpeilt in den Tag und bin froh, als ich fertig gepackt auf dem Motorrad sitze und losrolle. Dazu lacht die Sonne und es sind 20 Grad angekündigt. Wir kommen ungefähr zur Mitte der 40 Minuten maximal möglichen Wartezeit am Fähranleger an. Ferrypay.no funktioniert bei mir wieder mal nicht. Die Fähre ist eine elektrische. Am Anleger hängt auch ein Ladekabel bereit, aber sie braucht es nicht, als wir auf die Fähre rollen. Wir genießen die Überfahrt über den Fjord, auch ohne Sonnendeck.

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Noch vor dem ersten Passknacker kommt die Stadt Narvik, die heute die größte Stadt ist. Hier wird das Eisenerz aus Kiruna, Schweden, vom Zug auf Schiffe verladen. Diese Eisenbahnlinie hat die stärksten Lokomotiven Europas. Wir kaufen in Narvik ein. Raus aus der Stadt hat man den Blick über den Fjord und die beeindruckenden Brücken, mit denen der Hauptverkehr sich den Weg entlang der Fjorde sparen kann.

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Dann fahren wir Richtung Kiruna, denn Bjornfjell, der erste Passknackerpunkt heute, liegt knapp vor der Grenze zu Schweden. So haben wir nach 141 km heute den ersten Passknackerpunkt eingetütet. Hier ist Ausdauer gefragt.

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Die Landschaft erinnert hier schon an Schweden. Auf der Strecke ist auch eine Mini-Anlage zum Laden für Elektrofahrzeuge.

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Den Punkt Bukkemyra erreichen wir schon nach gerade mal 61 km. Für den Punkt Tamokveien müssen wir die E6 verlassen und fahren eine Weile parallel die Straße 87. Hier ist eine Baustelle angekündigt mit bis zu 2 Stunden Wartezeit, aber wir haben Glück, und dürfen über eine frisch mit Schotter abgedeckte Rohrleitung fahren – 10 Meter Schotter, 1 Meter tief. Kuriose Berge hier – die Gletscher haben wohl nicht bis ganz oben gereicht.

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Der Punkt selbst liegt laut Koordinaten bei einem verlassenen roten Haus. Da halten wir. In der Beschreibung steht aber „weißes Haus“, und die Fotos sind eindeutig ein Haus weiter westlich. Also umparken und nochmal, vorher will ich aber noch den rechten Helmlautsprecher tiefer setzen, denn der drückte aufs Ohr. Ich lege den Helm auf die Sitzbank und drücke gefühlvoll auf den Helmlautsprecher, als sich das Bezugssystem plötzlich ändert. Nanu, was ist denn hier los? Das Motorrad kippt nach rechts, von mir weg, das ist los! Und ich habe einen Helm in der Hand und eine Airbagweste an, ich kann mich also nicht schützend drunter werfen, ohne weitere Schäden anzurichten. Immerhin landet die Aprilia wie bestellt auf Sturzbügeln und dem rechten Plastikkoffer. Ich baue das Topcase ab, und zu weit bekommen wir sie schnell wieder in die Senkrechte. Christoph schabt ein kleines Loch in den abschüssigen Grund für den Seitenständer, damit das nicht gleich wieder passiert, und wir begutachten den Schaden: Minimale Kratzer am unteren Sturzbügel, sonst ist nichts zu sehen. Nichtmal die Spiegel sind verstellt. Das Handy am Lenker beginnt, Musik abzuspielen, das ist noch das kurioseste.

Durchatmen und sortieren: Wir sind irgendwie beide müde heute, trotz gutem Wetter. Es wird Zeit für die Suche nach einer Unterkunft. Die gut bewerteten Campingplätze sind schon ausgebucht bzw. haben keine Hütten mehr. Ich möchte gern mehr Nachtruhe und so einigen wir uns auf eine Hütte für mich ein Zelt für Christoph, der halt einfach mehr Abenteurer als ich ist. Respekt! Also weiter, aber das richtige Haus nicht vergessen, sonst zählt es nicht!

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Wenig später sind wir wieder auf der E6, tanken einmal voll und rollen dem Campingplatz entgegen. Es war über 20 Grad warm, aber auf den letzten Kilometern sind kühle Tunnel. Der Campingplatz heute heißt zwar fast wie der letzte, ist aber deutlich älter und abgenutzter. Wir sind aber nicht anspruchsvoll, von den 4 Kochplatten funktioniert immerhin eine, und das WLAN ist gut.

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411 km heute

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78% Norwegen, 2,8% Schweden

Blick in die Zukunft: Der Yamaha-Händler in Kiruna reagiert nicht auf Mails. Ein Hotel in Östersund, wo ich ein neues Handy hinschicken könnte, reagiert nicht auf Mails und geht nicht ans Telefon. Heute ging Handynavigation meinerseits einwandfrei, es war aber auch trocken.

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blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#76 Beitrag von blahwas »

Mi 14.08. Alta, Nordkap

"Die Quelle des Urd ist nicht länger ein dunkles Tief, in das wir starren, sondern ein lebender Strom, der fruchtbar durch die Länder des Nordens fließt. Ja, gegen die höchsten Visionen der Essenz kann sich dieses Leben nun in Entwicklung seiner gründenden Kraft und Sonderlichkeit erheben, erheben zum Allvater, der über Walhall ist, zu ihm, dem wahren Gott..."

Die Nacht begann kalt, wurde aber gegen 3 Uhr früh sehr warm, als ein südlicher Wind aufkam. Ich war gut erholt. Zum Aufstehen um 7 Uhr war dann schon Christophs Zelt trocken, und auch das Gras. Ein wenig schlechtes Gewissen hatte ich ja schon, fein in der Hütte zu wohnen, während Christoph sich ins Zelt bückt. Aber er mag das so. Ich gab meinen Stiefeln noch Trockenzeit in der Sonne, während wir frühstücken, und habe mich dann erstmals seit einer Woche ohne Tüten über den Socken in die Stiefel getraut. Fun Fact, unser Campingplatz ist 15 km von der finnischen Grenze entfernt.

Wir fahren heute zum Nordkap, und darauf freue ich mich richtig! Auch wenn das ein Normie-Touristenziel ist, deswegen ist es ja nicht schlechter. Die 460 km schrecken uns auch nicht ab. Wir gönnen uns heute Abend auch gleich zwei getrennte Hütten und unterwegs beschließen wir, dass es auch ein Restaurant sein darf. So geht’s mit guter Laune die 100 km auf der E6 zum ersten Passknackerpunkt. Die Nordküste Norwegen jenseits des Polarkreises ist natürlich extremen Wintern ausgesetzt. Es wächst kaum was und die Zivilisation hat Mühe, sich hier zu halten...

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Kleiner Scherz, es ist im Sommer wirklich sehr angenehm hier und auch im Winter bleibt das Meer eisfrei dank des Golfstroms. In jeder Bucht ein Yachthafen. Den ersten Punkt heute verpasse ich fast, weil er halt doch nicht auf der E6 liegt, sondern oberhalb, auf der alten E6, unter der jetzt ein neuer Tunnel verläuft. Am Kvaenangsfjellet hat man eine prima Aussicht auf den Fjord und dabei ist es wirklich sehr windig – aber weiterhin so warm, dass wir alle wärmenden und isolierenden Schichten ablegen.

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Der nächste Punkt, Kvaenangsveien, folgt schon nach 30 km, mitten auf der E6 – ich bin schon ganz nervös! Dann geht’s wieder sehr lange am Fjord entlang und durch die größte Stadt heute, die auf den griffigen Namen Alta hört. Kann man sich als Ex-Ruhrgebietsbewohner sehr gut merken. Dort tanken wir auf und gönnen uns eine Mittagspause im Supermarkt Gourmet-Bunnpris. Und das ist ja mal 'ne klasse Erfindung! Warme Theke, Tische zum Essen innen und außen, gratis Kaffee und WC, es hätte warme Spare Ribs gegeben – aber wir wollen auf dem Motorrad nicht einschlafen, darum gibt’s Wrap für mich und Obst/Gemüse für Christoph. Die Außentische haben sogar Sicht auf den Fjord. Gourmet-Bunnpris sei hiermit als Geheimtipp für Norwegenreisende auf Budget ausdrücklich empfohlen. Wer halbfeuchte Stiefel/Socken hat, kann sie dabei auch gut in der Sonne trocknen, zumindest auf den Außenplätzen. Jenseits von Alta wird es mit jedem Kilometer einsamer und man sieht auch immer weniger Bäume, dafür aber immer mehr Rentiere.

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Die habe ich in Echt auch noch nie gesehen. Die sind etwa so groß wie Rehe, aber breiter. Das Geweih ist mit Fell bezogen und sieht sehr flauschig aus. Vom Verhalten her sind Rentiere weniger scheu als Rehe und sie wirken insgesamt eher unbeholfen bis ungeschickt. Weglaufen haben sie nicht so verinnerlicht. Wenn man drauf zufährt, gehen sie erst innerhalb von 10 Metern weg, wobei sie defensiv sind, nicht aggressiv. Wir fahren immer weiter, es ist wirklich ungewöhnlich warm. Nur im Tunnel zur Insel Mageröya, auf der das Nordkap liegt, wird es mit 13 Grad richtig frisch, und zwar 8 km lang. Wir zählen die Kilometer zum Nordkap runter.

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Dann zeigt Google Maps eine Verkehrsstörung an, und ich mache mich auf alles gefasst: Drive-Thru Eisdiele? Fahrradgruppe? Baustelle? Harley-Gruppe? Nein!

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Vollsperrung eines Tunnels, der sich nicht umfahren lässt. Eine kurze Online-Recherche fördert zu Tage: Notreparatur an einer „Kaltwassertür“ (?), soll von 15:45 bis 18 Uhr dauern. Am Tunnel ist nicht nur die Ampel auf rot und Personal steht davor, es ist innen auch erkennbar ein sehr massiv wirkendes Stahltor runter gefahren. Es ist 16:15. Christoph packt den Klappstuhl aus.

So vergeht die Zeit, bis sich das Stahltor wieder öffnet. Es ist 16:25. In den ersten Reihen legen die Motorradfahrer hektisch die Helme an – wissen die mehr als wir? Alle werden hektisch. Christoph baut den Klappstuhl ab, ist aber zu langsam – so werden wir schließlich sogar von ein paar Autos überholt, bis es losgeht. Diese Schmach! Aber, für den weiteren Verlauf ist das positiv, denn jetzt ist vor uns eine große Lücke im Verkehr und vielleicht weniger Trubel am Nordkap selbst. Die paar Autos sind bald überholt, die Motorradfahrer lassen wir ziehen. Die Strecken hier sind durchaus bergig und würden auch in den Alpen nicht langweilig wirken, nur ohne Bäume – hier wächst kaum was. Dafür lohnt es sich, die Augen nach renitenten Rentieren offen zu halten, die haben wenig Angst vor Straßen und Fahrzeugen. Schließlich erreichen wir das Nordkap, bzw. die Touristenanlage davon. Sie kostet Parkgebühr und Eintritt, etwa 5 Euro (ohne Besucherzentrum). Man darf parken, umher wandern, und auch dort campen. Am berühmtesten ist die Weltkugel.

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Da ist ein Selbstbildnis Pflicht, für alle. Auch für mich.

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Ich bin glücklich und zufrieden, dass wir bei besten Wetter hier gut angekommen sind. Aber jetzt führt jeder Tag Richtung Süden. Trotz undichter Stiefel und Schwierigkeiten mit Navi-Handies ist es ein gelungener Urlaub, Christoph ist ein toller Begleiter, und die Tuareg ist ein tolles Reisemotorrad. Wir werden aber nicht hier am Parkplatz campen, und auch nicht bis 1 Uhr warten, um mit dem Motorrad zur Weltkugel fahren zu dürfen, und auch nicht 30 Euro Eintritt fürs Besucherzentrum bezahlen, um dort einkaufen zu dürfen. Daher machen wir uns auf den Weg zu unseren Hütten. Nordkapp Camping heißt der Platz, und er liegt direkt an der Hauptstrecke.

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Der Platz hat auch Nachteile, z.B. 24/7 Motorradverkehr, Duschen kosten Geld, was man erst bemerkt, nachdem man 10 Minuten drauf gewartet hat, dass der Vorgänger fertig ist, langsames WLAN bzw. zu viele andere Touristen. Eine Aversion vor Wohnmobilen sollte man hier aber generell nicht haben.

Fun Fact, da das Nordkapp auf der Insel Mageröya liegt, ist es gar nicht der nördlichste Punkte auf dem europäischen Festland. Das Nordkap ist der nördlichste auf dem Straßenweg erreichbare Punkt vom europäischen Festland aus. Der nördlichste Punkt auf dem europäischen Festland ist in Kinnardden, ca. 67 km östlich von hier und nur über eine 2-Tages-Wanderung von einem Flugplatz erreichbar. Aber das ist nicht unsere Sorge, solange Passknacker keine Wanderer-Wertung einführt. Den Abend feiern wir mit Pizza, Burger und Whiskey Cola. Einflüsse auf diese Ausgabe des Reiseberichts sind möglich.

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500 km heute – es zog sich stellenweise, Intercom hält fit

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81,4% Norwegen, 2,8% Schweden

Ab jetzt geht’s südlich!

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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#77 Beitrag von Bayoumi »

Was für eine schönes Passknackerkartenbild!
Bild Versys 650 | BJ 2016 | April 2018 bis April 2024 | von KM 48 bis KM 59172
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#78 Beitrag von fransjup »

Der Typ mit Brille vor der Weltkugel kommt mir bekannt vor
Gegner von Neo :?
Man-n weiß es nicht :pfeif:
gruß aus NRW

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Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#79 Beitrag von Ralf B »

Gratulation zum Nordkap! Bestes Wetter, mehr geht nicht! Viel Spaß weiterhin Richtung Süden!

Gruß Ralf B 🍻
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#80 Beitrag von blahwas »

Do 15.08. Östlichster Punkt

Tundra (auch Kältesteppe) ist der Oberbegriff für die Offenlandgebiete der (sub-)polaren Klimazone. Der Begriff stammt aus der Geographie und bezeichnet verallgemeinernd einen bestimmten Landschaftstyp der globalen Maßstabsebene. 

Die Nacht war erholsam, der Nachbar ruft zum Frühstück. Die Motorräder werden gesattelt und es geht bei schon wieder gutem Wetter los, runter von der Insel, und dann nach Osten auf die Halbinsel Varanger im äußersten Nordosten Norwegens. Die Routenplanung ist denkbar einfach: 4 Passknackerpunkte liegen auf einer Strecke. Nach dem letzten muss man umkehren, wenn man nicht einige Kilometer weiter ins Polarmeer fallen möchte, also geht’s den gleichen Weg wieder zurück. Morgen geht’s nach Süden, heute gibt’s eine Übernachtung. Diese liegt an der gleichen Strecke, wir fahren also sogar vorzeitig dran vorbei.

Vom Campingplatz Richtung Honningsvag kommt eine Kreuzung mit einem Wegweiser nach rechts, beschildert nach Olderfjord. Das ist eine deutliche Untertreibung. ALLE Orte, außer Honningsvag und Nordkapp, liegen hier nach rechts ab. Da fahren wir hin. Der Tunnel ist ohne Sperrung viel unauffälliger. Wir kriegen endlich mal ein weißes Rentier vor die Linse.

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Fun Fact: Auch Rentierweibchen tragen Geweih. Es ist ein wenig Touristen-Betrieb auf der Strecke bis zur Stadt Laksel, wo wir die E6 verlassen und fortan der Straße 98 folgen. Nächstes Manöver ist ein Kreisverkehr in 148 km. Der erste Passknackerpunkt kommt nach 217 km. Dafür können wir schon wieder bei Sonnenschein und über 20 Grad den Fjord entlang fahren. Hier sind gleich viel weniger Touristen unterwegs, insbesondere kaum noch Motorradfahrer. Die fahren auf schnellstem Weg nach Süden. Wir fahren die Norwegische Nordküste ab. Das macht sonst kaum jemand.

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Wir machen schon vor dem ersten Passknackerpunkt die Mittagspause, so lange zieht sich das. Am Punkt passieren wir dann einen Canyon.

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So tief ist der nicht. Langsam verändert sich auch die Vegetation. Die Bäume werden kleiner. Entlang der Mündung des Flusses Tana (kein Fjord!) fahren wir 23 km den Fluss hoch, bis eine Brücke kommt. Mein Routenplaner kannte eine Abkürzung, die war aber nicht in Sicht: Das dürfte dann wohl eine Eisstraße sein, die nur im Winter existiert. Google Maps weiß aber Bescheid. Vor der Brücke ist eine Tankstelle, und da machen wir Pause.

Jenseits von Tara Bru wird die Strecke noch viel einsamer, denn hier geht’s auf eine Halbinsel, die eine Sackgasse ist. Südöstlich würde es nicht nur Richtung Finnland gehen, sondern auch Richtung Russland – auch wenn der Grenzübergang wegen der aktuellen Krise geschlossen ist. Ja, Norwegen hat eine Grenze mit Russland, und die hat schon zu Kuriositäten geführt, z.B. 3500 schrottreife Fahrräder. Wir genießen das gute Wetter und die Aussicht.

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Wind gibt’s hier natürlich auch wieder reichlich. Den sieht man nicht. Aber die Felsen.

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Das könnte man öde finden, aber die Tundra ist auf dieser Hügellandschaft hier durchaus abwechslungsreich. Je nach Bodenneigung wächst mehr oder weniger Gras in gelb, grün oder lila, und es schimmert mehr oder weniger grauer, roter oder brauner Boden durch. Hinter jede Kurve eine neue Welt, und man kann völlig ungestört mit Tempolimit 90 auf sanften Radien durchfliegen.

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Auf den Fotos macht es wenig her, aber für mich hat sich der Tag dadurch schon gelohnt. Fun Fact: Südlich von hier ist bereits Russland. Christoph wirkt nicht unglücklich.

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Genau weiß ich es nicht, ich habe mein China-Billig-Headset gestern Abend nicht geladen, und nach insgesamt ca. 14 Stunden Intercom Dauerbetrieb war dann doch Schluss. Sehr gute Leistung für 23 Euro das Paar.

Dann aber auf zum Hotel „AuroraLife“ in Tana! Von außen eine unscheinbare Holzhütte. Zwei Zimmer, je 50 Euro die Nacht. Es steht ein Auto aufm Parkplatz, wir werden ran gewunken. Vanja heißt uns willkommen und erklärt uns alles. Wir sind die einzige Gäste. Früher war dies die Station für die Schneemobilfahrer, die im Winter die Straße räumen. Dann hat sie es gekauft und zum Cafe umgewidmet. Dafür hat sie heute keine Zeit mehr, jetzt ist es ein Hotel. Es gibt 6 Zimmer, eine Gemeinschaftsküche und je ein Gemeinschafts-WC und ein Gemeinschaftsbad (mit noch einem WC). Die Gemeinschaftsräume sehen aus wie aus dem Möbelkatalog. Der Fernseher ist größer als meiner daheim, das Sofa etwa gleich groß. Zwei Esstische, eine vollständige Küche. Wow. Es gibt WLAN, hier mitten im Nichts. Und das beste: Wir sind die einzige Gäste und haben das Haus für uns alleine!

Nach der Dusche kommt die Thai-Suppe auf den Herd, und es wird schnabuliert. Mahlzeit!

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87% Norwegen

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500 km heute

Morgen geht’s ohne Passknackerpunkte direkt nach Süden. Die Suche nach Unterkunft an der Schwedisch-Finnischen Grenze gestaltete sich eher holprig, und die Wettervorhersage ist auch nicht toll. Aber hey, bisher haben wir auch alles geschafft!

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