Frankreich und Spanien 2025

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blahwas
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#21 Beitrag von blahwas »

Gestern Abend gab's noch etwas Kulturprogramm. Dachte ich zumindest, aber die Alhambra war ausverkauft und die näheren Tempel hatten auch alle zu. Ich bin in die Altstadt runter gelaufen, auf diversen Stufen, durch schiefe, enge und verwinkelte Gassen. Ich bin ja an sich gut zu Fuß, aber mit abgelaufenen Turnschuhen auf dem historischen Stein-Mörtel-Boden kam ich ans Limit. Wanderstiefel sind angeraten. Granada hat sehr deutlich viele Touristen aus aller Welt. Ich gönne mir ein schönes Curry zum Abendessen und habe es überhaupt nicht eilig, weiter zu ziehen. Der Sonnenuntergang ist heute fast noch schöner als gestern, weil mehr Wolken am Himmel sind.

28.04. Bring mir das Licht

Heute stehen drei neue Passknackerpunkte auf dem Programm. Ich packe meine sieben Sachen, frühstücke auf der Dachterrasse und schwinge mich heute ausnahmsweise bergauf raus aus Granada. So vermeide ich eine Innenstadtdurchfahrt, und es geht erst nach ein paar Kurven auf die A-92. Der erste Pass heute ist der Puerto di Santillana, dazu geht’s südlich in die Berge, am östlichsten Zipfel der Sierra Nevada. Die Strecke kenne ich schon, denn hier liegt ein Dorf, das heißt fast genauso wie ich!

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Die Kurvenstrecke von Ohanes nach Süden ist sensationell in jeder Hinsicht. Aussicht, Abwechselung, Herausforderung, Übersicht, Belag, es ist einfach alles Spitzenklasse! Mein Andalusien-Experte Rainer hatte die Strecke rein geplant bei unseren bisherigen Reisen, und jetzt ist da eben auch ein Passknackerpunkt. Sehr sehr feine Sache.

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Weiter geht’s 32 km zum Puerto de Enix. Den kannte ich auch schon, da fährt man eine Bröselpiste an einem Steinbruch vorbei und oben hat man das Aussicht aufs Mittelmeer. Ideal für eine kleine Mittagspause. Mein Routenplaner wollte hier drüber fahren und dann einen Bogen auf der Autobahn um Almeria machen, aber kurviger dreht lieber um. Von mir aus, ist ja schön hier, und kürzer ist es auch.

Die Sonne scheint, die Yamaha fliegt übers Land, es ist wenig Betrieb und hier sehe ich öfters mal Photovoltaik-Anlagen und auch Windräder, sowohl im Tal, als auch an und auf den Bergen. Es ist auch sehr windig heute. Komischerweise drehen sich die Windräder alle nicht – naja, ist wohl gerade abgeregelt, weil sie den Strom nicht brauchen. Der letzte neue Punkt für mich heute heißt Colaviti. Ich passiere Tabernas. Der Ort ist überregional bekannt dafür, dass hier früher diverse „amerikanische“ Western-Filme gedreht wurden. Hier habe ich mit Rainer schon ein paar Nächte gewohnt, denn Tabernas ist auch eine gute Basis für die Region. Zum Colaviti selbst führen nur sehr schmale Straßen, wo noch weniger Betrieb als sonst ist – es kommt 45 Minuten absolut niemand. Es gibt sogar einen Wegweiser, da steht „Radar 1863 Meter“. Nein, das ist keine Verkehrsüberwachungsmaßnahme (wobei!), sondern eine große Sendeanlage.

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Hier hat man fast in 270° das Meer am Horizont. So, jetzt noch zum Hotel. Ich will vorsichtshalber tanken, aber die Tankstelle hat anscheinend keinen Sprit. Kein Problem, hier ist ja Tabernas in der Nähe, das ist die größte Stadt der Region, da gibt’s noch mehr Tankstellen. Aber auch dort gibt’s es keinen Sprit. Ich verstehe nicht, wieso. Intensives Nachfragen mit Hand und Fuß und Translator führt zur Erkenntnis, dass das Problem ganz Spanien und Portugal betrifft. Ich bin verwirrt und recherchiere: Benzin-Boykott? Streik? Es ist nichts zu finden, wieder rein, Übersetzungsdienst dazu genommen, da sagt die Verkäuferin „Wir haben kein Licht!“ Ist der Antichrist schon da? Da dämmert es mir: Es ist ziemlich dunkel in dieser Tankstelle hier. Und die Kühlschränke sind auch dunkel. Und die Anzeigetafel, die ist auch dunkel. Und die Windräder drehen sich nicht, weil sie keine Netzfrequenz haben, auf die sich synchronisieren können. Ein veritabler Blackout, ein totaler, landesweiter Stromausfall! Ursache unklar. Da bin ich zufällig Experte, weil ich in verschiedenen Rollen seit bald 10 Jahren bei verschiedenen Netzbetreibern arbeiten. Daher hier ein Exkurs:

Ohne Strom laufen keine Pumpen, und ohne Pumpen kann die Tankstelle kein Benzin verkaufen. Notstromaggregate an Tankstellen sind keine Pflicht, auch in Deutschland nicht. Das würde die Tankstellenbetreiber ja Geld kosten, das kann man denen doch nicht vorschreiben. Stattdessen muss jeder, der im Fall eines Blackouts Sprit braucht, selbst welchen bunkern, und das schließt alle mit ein, die Notstromaggregate besitzen, also z.B. Krankenhäuser, alle mit Einsatzfahrzeugen wie Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr, Gasnotdienst und die Netzbetreiber selbst. Hier in Spanien fallen auch alle Züge aus, in Deutschland hat die Bahn ihr eigenes Stromnetz und sie könnte theoretisch weiter fahren, wobei in der Praxis sicher Abhängigkeiten bestehen.

Tja, da stehe ich nun und weiß nicht so recht, was zu tun. Bis zum Hotel wird es mit dem Sprit sehr sehr knapp. Den Blackout kann ich nicht beheben. Der Tankstelle Sprit abquatschen kann ich auch nicht. Die Entscheidung ist eigentlich nur weiterfahren, oder sofort eine Unterkunft suchen. Ich entscheide mich für weiterfahren, es ist ja erst 14 Uhr, vielleicht wird das Problem ja bald behoben. Allerdings fahre ich möglichst sparsam. Das Handynetz scheint noch zu halten.

Auch die Handynetzbetreiber haben keinerlei Zusagen dazu, wie lange ihr Netz hält, wenn der Strom ausfällt. Wer auf mobile Kommunikation angewiesen ist, muss sich entweder auf andere Techniken ausweichen oder sich selbst ein Mobilfunknetz bauen. Letzteres tun die deutschen Netzbetreiber gerade im Rahmen des Projekts „450 Mhz“. Ansonsten hat jeder wichtige Akteur Satellitentelefone und hofft, dass die nicht hoffnungslos überlastet sind, wenn es mal zu einem größeren Stromausfall kommt. Leitungswasser kommt normalerweise länger weiterhin aus der Leitung, weil den Wasserversorgern die Bedeutung von Trinkwasser klar ist. Darum stehen in den Wasserwerken sehr leistungsfähige Stromgeneratoren und dazugehörige Kraftstofftanks. In den meisten Städten reichen die Pumpen in den Wasserwerken aus, um das ganze Versorgungsgebiet mit ausreichend Druck zu versorgen.

Um über die Berge nördlich von Tabernas zu kommen, hat man mehrere Möglichkeiten. Eigentlich hatte ich den Collada García geplant, eine Ballerstrecke mit weiten Radien. Stellt euch die Schwarzwaldhochstraße als Rennstrecke vor. Die Alternative ist Alto de Velefique, die ist kürzer, dafür sind mehr Kehren drin. Ich wähle letzteres. Die Kurven sind ja schon richtig richtig schick, aber so richtig genießen kann ich es nicht.

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Die Yamaha brummt im 3. und 5. Gang hoch. An der Passhöhe geht die Reservelampe an – das heißt, noch 55 km. Ich habe aber noch 70 km bis zum Hotel. Scheiße! Den Pass runter rolle ich dann ohne Motor, dann brauche ich auch keinen Sprit. Das geht einige Kilometer gut, es geht immer mal wieder etwas flach oder bergauf, da ist dann wieder kurz Schub gefragt. Bei der Ortsdurchfahrt von Velefique nehme ich ein offenes Restaurant wahr, und es stehen einige Motorräder davor. Stoooopp! Es wird sogar Essen serviert. Jetzt essen wäre eine Sorge weniger, dann muss ich nicht hoffen, abends irgendwo was zu bekommen, wo auch immer ich dann strande. Und die anderen Motorradfahrer geben mir vielleicht Benzin ab?

So gibt’s also einen Hamburger für mich, und ich komme etwas ins Gespräch mit 2 Briten, 2 Niederländern, und drei Russukrainern: Keiner hat's heute mehr weit, im Prinzip würde mir jeder helfen, und ich habe auch einen dünnen Schlauch dabei, allerdings hat der sich so an seine zusammengerollte Form in meinem erweiterten Bordwerkzeug im Tankrucksack gewöhnt, dass ich ihn nicht gerade genug in vier fremde verwinkelte Tanks eingeführt bekomme, um ans Benzin ranzukommen. Das hat durchaus schon funktioniert, als ich anderen geholfen habe, aber heute klappt's einfach nicht. Protipp: in den Schlauch pusten und auf Blubbern lauschen ist besser für die Lunge als Benzindämpfe ansaugen. Die rettende Idee ist dann, bei der alten Ducati Monster 600 eines Spenders den Schlauch vom deutlich sichtbaren Benzinhahn zu lösen. Da tröpfelt dann das Benzin hinaus, allerdings echt langsam. Nach 15 Minuten habe ich gerade mal 0,2 Liter, und die Gruppe will eigentlich schon länger aufbrechen. Da will ich dann die Höflichkeit nicht überstrapazieren. 0,2 Liter sind immerhin 4 km Reichweite... und 4 km will ich weder das Motorrad schieben, noch in der Sonne laufen. Ich bekomme noch den Tipp, dass die großen Tankstellen sicher Generatoren haben. Ich bin skeptisch. Ich nutze noch WC und Waschbecken im Restaurant, es ist zwar dunkel im Keller, aber die Handylampe leuchtet den Weg und eine Kerze steht am Pissoir. Der Wasserdruck ist auch noch da.

Zum nächsten Ort rolle ich so gut es geht. Tijola liegt am Tal, an einer Hauptstrecke. Ich riskiere 1,4 km Umweg zur Tankstelle im Ort. Diese hat leider auch keinen Strom und verkauft daher kein Benzin, aber immerhin Wasserflaschen. Da nehme ich doch 1,5 Liter mit, vorsichtshalber, wer weiß, wann es wieder was gibt. Die Verkäuferin hat den Tipp, dass die Tankstelle in Albox Benzin verkauft. Zu meinem Hotel in Baza sind es noch 40 km. Nach Albox 30 km, leider in die Gegenrichtung. Wenn ich dort nichts bekomme, bin ich richtig aufgeschmissen und muss versuchen, dort eine Bleibe zu finden. Wobei nicht gesagt ist, dass meine gebuchte Unterkunft in Baza überhaupt geöffnet ist. Ich entscheide mich für Baza, in der Hoffnung, dass der Sprit reicht, und dass morgen früh der Strom wieder da ist, so dass ich tanken und in Ruhe weiterfahren kann. Unterwegs halte ich an einer weiteren Tankstelle, aber auch diese verkauft kein Benzin. Auf der Strecke hier sind mir LKW aufgefallen. Da könnte man doch...? Bei der Ausfahrt warte ich also, bis ein LKW in meine Richtung kommt, und da hänge ich mich dann ganz dicht dran. Weniger Luftwiderstand ergibt weniger Verbrauch, ergibt mehr Reichweite, ergibt blahwas erreicht sein Hotel ohne liegen zu bleiben! Das klappt wirklich. Erste große Erleichterung.

Das Hotel hat tatsächlich geöffnet, innen brennt Licht und es laufen sogar Fernseher. Man hat einen Stromgenerator. Zweite große Erleichterung! Rein da, Gepäck geholt, aus Rücksicht auf den Dieselvorrat auf die große Dusche verzichtet und nur kalt feucht abgewischt. Kurz überlegt, rausgehen? Regel Nummer 1 beim Blackout: Nicht rausgehen! Das Handynetz wackelt bereits. Die Bevölkerung ist angehalten, nur in wirklich wichtigen Fällen den Notruf zu wählen. Ich kann mir schon denken, was passiert, wenn jeder 20. Spanier den Notruf wählt um zu fragen, wann der Strom wieder da ist. Und wenn das Handynetz weg ist, kann niemand mehr den Notruf wählen. Und weil der Strom weg ist gibt’s auch keine Kameras mehr und keine Alarmanlagen, und Beleuchtung sowieso nicht. Wenn das Kriminelle und sonstige Gewaltbereite kapiert haben, bleibt man besser daheim.

Aber noch ist die Stimmung gut, außer bei durchreisenden Touristen auf der Suche nach Sprit, daher wage ich einen Spaziergang zum Supermarkt. Nummer 1, Lidl, hat geschlossen. Nummer 2, deutlich größer, voller Parkplatz, im Vorbeigehen dröhnt ein Aggregat aus Lüftungsgittern in der Wand: Ah, hier bin ich richtig. Es ist nicht sonderlich voll. Die Türen öffnen, innen ist Licht, die Kassen laufen. Allerdings gab es wohl auch hier einen Zeitraum ohne Stromversorgung, denn die Kühlregale sind abgedeckt und werden gerade vom Personal ausgeräumt. Das ist konsequent. Mal sehen, was die Gastro so draus macht. Ich werde mir die nächsten Tage sehr genau überlegen, welches Essen ich bestelle. Ich kaufe meine üblichen Snacks und Getränke. Auch sonst kauft niemand unübliche Mengen. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Wenn die Bevölkerung mit Hamsterkäufen beginnt, wird’s richtig schwierig, dann kann es sehr lange dauern, bis alles wieder wie gewohnt funktioniert.

Zurück im Zimmer rechne ich nach, wie knapp das jetzt war. Am Ende stehen 347 km auf dem Tageskilometerzähler.

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Dazu kommen noch die Kilometer von der Tankstelle zum Hotel gestern, 12 an der Zahl: Insgesamt bin ich mit einem Tank also 359,8 km gefahren. Wenn in der Flasche vom freundlichen Helfer 0,2 Liter waren, und ich gestern wirklich voll getankt habe, dann waren das 18,2 Liter. Mein Durchschnittsverbrauch bei der MT-09 sind 5,5 Liter/100 km. 18,2 Liter auf 359 km Strecke ergibt 5,07 Liter/100 km Verbrauch – das sind 0,43 weniger als sonst, obwohl ich den größten Teil völlig normal gefahren bin. 18,2 Liter bei 5,5 Liter/100 km Verbrauch sind 331 km Reichweite – da bin ich 29 km drüber. Fazit: Üfff! Und ohne das eher zufällige Wendemanöver am Puerto de Enix wäre es noch knapper bzw. unmöglich gewesen.

Ich hoffe, dass morgen früh der Strom landesweit wieder hergestellt ist, und dass die Bevölkerung nicht anfängt, Benzin zu horten. Dann kann ich weiterfahren. Ansonsten wäre das hier auch OK für einen Ruhetag wider Willen. Bei einem Spaziergang ums Hotel sehe ich eine Wandklappe, da kommen die Abgase des Generators raus.

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Die Tür zum Keller steht offen, ich kann die Anlage sehen. Okay, das sollte eine Weile reichen, wenn sie voll ist, und nicht geplündert wird. Dafür sollte man wohl besser die Tür schließen.

Wenn mitten in der Nacht der Strom zurück kommt, könnte ich vielleicht schon tanken. Es sind zwei Automatentankstellen direkt nebenan. Allerdings brauchen die nicht nur Strom, sondern auch ein Karten-Zahlungssystem, und das braucht funktionierende Kommunikation. Vielleicht muss auch ein Techniker kommen, und die Anlage wieder in Betrieb nehmen. Das Handynetz wackelt inzwischen deutlich. Die Infrastruktur dahinter hat ja auch keinen Strom, und wenn jetzt ganz Spanien abends nach Hause kommt, sieht, dass Festnetz nicht geht und dann über Mobilfunk Netflix gucken will, dann wird’s ganz schön eng. Und wenn jeder jeden anruft, am besten mit Video. Das haben sich wohl auch die Netzbetreiber gedacht, darum gehen seit 21:00 nur noch Notrufe. Leider erhält man null Information dazu. Cell Broadcast zur Katastrophenwarnung wäre doch dafür gut zu gebrauchen. Deswegen gibt’s diesen Bericht jetzt erst sehr spät.

Richtig schön wäre jetzt eine Online-Karte, welche Tankstellen tatsächlich Benzin verkaufen. Wer sowas findet, bitte hier posten.

Auf den Nachthimmel bin ich ebenfalls gespannt, so ganz ohne Lichtverschmutzung. Ansonsten bin ich offline und kann nur den Fernseher am Hotelzimmer nutzen – der kann aber nur spanisch, und da verstehe ich nur spanisch. Im Notfall rächt es sich doch, wenn man die Sprache kaum kann.

Update 7:00 - das Handynetz ist wieder da, das Festnetz nicht. Laut BBC sind 90% des Stromnetzes in Spanien wieder in Betrieb. Im Fernsehen kommt nichts mehr zum Thema. Krise vorbei? Ich werde nach dem Frühstück die beiden nächsten Tankstellen anwandern, ob die Sprit verkaufen. Vielleicht gleich mit einer Flasche, damit ich auf dem Weg dorthin nicht schieben muss.

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fransjup
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#22 Beitrag von fransjup »

Prima geht doch :jubel:
Weiterhin gute fahrt :coffee:
Gruß aus NRW-fransjup

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blahwas
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#23 Beitrag von blahwas »

29.04. Der Weg ins Licht

Ein morgendlicher Spaziergang ergibt, dass der Ort weiterhin ohne Strom ist. Ich packe meine sieben Sachen und frage an der Bar nach, wo es Sprit gibt? Man versteht mich, weil man will, und nennt mir einen Autohof, 4 km entfernt. Ich kann verständlich machen, dass ich Sorgen habe, die 4 km zu schaffen, also findet die Bar-Gemeinschaft eine Lösung: Ich bekomme eine Flasche in die Hand gedrückt und eine Frau fährt mich mit ihrem Auto dorthin. Sehr nett! Tatsächlich ist die Tankstelle offen, und noch nicht überlastet. Ich erhalte 1,5 Liter SP95 für 2,50 Euro. Damit geht’s zurück zum Hotel, rein in den Tank damit, Bedanken, Abschied und Gute Reise. Die Bar ist voll! Vielen sollen nicht zur Arbeit, die Schulen sind teilweise geschlossen. Das Hotel und seine Bar haben durchgehend Strom dank das Generators, da läuft das Dorfleben weiter. Schönen Gruß und Empfehlung ans Hostal Restaurante Los Hermanos Baza!

Kurz nach 9 Uhr rolle ich auf der Yamaha los Richtung Autohof, da sehe ich Licht bei der Nachbartankstelle, die Preistafel ist wieder in Betrieb, und einige Autos stehen etwas planlos rum. Ich stelle mich dazu. Niemand tankt, großes Palaver. Da fahre ich lieber zum Autohof. Hier werde ich vom Tankwart betankt, und zwar auf seinen Wunsch mit SP98. Na gut, das gibt etwas mehr Reichweite, und vom Rationieren her macht das auch Sinn. Kartenzahlung funktioniert, nicht das mit das Bargeld ausgeht. Wenn die Leute anfangen, Benzin zu bunkern, kann es sehr lange dauern, bis wieder jeder etwas bekommt. Und ich erinnere mich an früher, mein erstes Motorrad, die Honda NTV 650. Die hatte keine Tankuhr, da musste man den Tageskilometerzähler nutzen. Dann mache ich das jetzt auch, dann kann ich immer im Kopf Tageskilometerzähler + Reststrecke laut rechnen und das mit meiner Reichweite kombinieren.

Weil ich nicht weiß wie lange das Handynetz hält, welche Tankstellen unterwegs Sprit und Strom haben, und ob der Strom wieder ausfällt, buche ich ein Hotel, das ich sicher mit dem ersten Tank erreichen kann. Das ist dann knapp nördlich von Albacete, in Mahora. Die geplante Route dorthin kürze ich etwas ab. So geht’s mit gemischten Gefühlen und etwas weniger Elan hinein in die Sierra de Cazola, zum Puerto del Pinar. Es wird wieder felsiger.

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Hier kann man einwandfrei einsam Motorrad fahren. Okay, die Straßen sind nicht immer top, aber die ganz üblen Bröckelpisten sind es auch nicht. Kalt wird’s auch, 10 Grad bei Bewölkung heißt für mich: Heizjacke an! Schon nach 100 km komme ich in ein Bergdorf mit Tankstelle, wo offensichtlich gerade getankt wird. Hallo, da mach ich mit! Auch hier klappt Kartenzahlung.

Ich habe noch zwei Passknackerpunkte auf dem Weg, die ich von 2021 positiv in Erinnerung hatte: Puerto del Arenal und Puerto de las Crucetas.

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Dann meldet das Navi irgendwann, in 92 km links abbiegen. Uff, kommt jetzt ne langweilige gerade Strecke? Naja:

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Nein! Feinstes Canyon Surfing im großen Maßstab. 5. und 6. Gang, für die Spriteffizienz. Motorradfahrer müssen Spanien einfach lieben! Kleines Bergdorf zwischendrin.

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Hier gibt’s einen lebendigen Dorfplatz mit Bank, da brennt Licht, da stehen Menschen. Ich steige ab und gucke mit offenem Helm rein: Der Geldautomat leuchtet und er zeigt keinen Fehler an. Die Menschen sagen, ich kann da ruhig rein, sie warten nicht auf den Geldautomaten. Da nehme ich aber lieber den Helm ab ;) Danach werden weiter Canyons gesurft, und als es dann doch flach wird, kommt noch eine offene Tankstelle – auch hier halte ich den Rüssel rein, sicher ist sicher.

Dann noch zum Hotel rollen, und ein eigentlich ganz gewöhnlicher Motorradtag geht zu Ende. Spanien und Portugal haben ihre Stromnetze in Rekordnetz nach dem Totalausfall wieder flächendeckend in Betrieb bekommen. Das ist eine reife Leistung! Es gibt keine Berichte über Todesopfer, oder über verstorbenes Vieh (elektrische Lüftung, Fütterung, Melkanlagen). Am unbequemsten war es sicherlich für Menschen in Aufzügen und Eisenbahnen, und teilweise in Flugzeugen. Und viel zu tun gab's natürlich auch für sämtliche Notdienste.

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341 km heute

Die nächsten Tage steht Strecke machen nach Norden auf dem Programm, und in der Grenzregion einen Reifen auftreiben. Andorra wäre leider ein größerer Umweg, aber da klappt's tatsächlich oft unkompliziert, bzw. mit Anruf einen Tag vorher.

Grautier
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#24 Beitrag von Grautier »

@ Johannes:
ein Genuss, Deine Berichte zu lesen und die meist excellenten
Fotos zu schauen. Selbst meine Freundin, die mit Motorradfahren
gar nichts am Hut hat, ist begeistert von Deinen Bildern.
Danke und weiterhin Gute Reise !!
Gruss: Jörg

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Tobi214
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#25 Beitrag von Tobi214 »

Hallo Johannes,
ich muss dir wirklich sagen, du hast ein echtes Talent für Berichte!
Du solltest ernsthaft mal darüber nachdenken, ein Buch zu schreiben oder Reiseberichte für ein Magazin zu veröffentlichen.
Deine Art zu schreiben gefällt mir richtig gut – sie macht Spaß zu lesen und man ist sofort drin in deiner Geschichte. Besonders der Teil mit dem Stromausfall fand ich sehr spannend.
Ich werde euch da vermutlich enttäuschen, wenn ich meine Tour mache – meistens fehlt mir die Zeit, alles so schön festzuhalten, und ich kann gar nicht so gut wiedergeben, was ich alles erlebt habe.
Mach auf jeden Fall weiter so – ich freue mich auf mehr von dir!
Gruß Tobi

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blahwas
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#26 Beitrag von blahwas »

Es gab doch Tote: drei Menschen haben sich an den Abgasen eines Notstromaggregats zu Hause vergiftet :(
https://apa.at/news/stromausfall-in-spa ... drei-tote/

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blahwas
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#27 Beitrag von blahwas »

Gestern Abend habe ich mich noch auf die Suche nach einem Abendessen gemacht. Im Ort Mahora mit 1465 Einwohnern auf dem platten Land wäre das in Deutschland ein mutiges Unterfangen. Hier in Spanien gibt’s 6 Bars, 2 Restaurants und einen Supermarkt. Die Bars im Ortskern haben kein Essen, der Supermarkt hat nach meiner Dusche schon zu, und die Restaurants sind am Dienstag ebenfalls zu. Es bleibt eine Bar direkt an der Hauptstrecke, mit zugeklebten Fenstern. Innen sieht es sehr karg und schlicht aus, und es riecht auch nicht gut. Auf der Frage nach Essen verschwindet der eher wortkarge Wirt von der Theke, und kommt mit einer Platte zurück, auf der sich ein Turm gegrillte Würste und Fleisch befinden. Er fragt: „Todo?“ (Alles?) Neeeein! Mit der Grillzange angle ich mir zwei kleine Würstchen und eine große, das kommt in die Mikrowelle, dazu gibt’s Baguette und Besteck, fertig ist die ausgewogene Abendmahlzeit, garantiert veganfrei und ohne Vitamine. Das macht aber nix, denn ich hämmere mir auf Tour jeden Morgen eine Tablette Vitamine/Spurenelemente rein. Besonders wenn ich viel schwitze macht das echt einen Unterschied, und wenn nicht, schadet es auch nicht. Na dann, gute Nacht!

30.04. Fern, schnell, gut

Ein frankophiler Freund aus Franken hat mir einen Reifenwechseltermin in Frankreich besorgt, und zwar Samstag früh. Damit habe ich jetzt einen fixen Termin und kann mir überlegen, was ich inzwischen machen möchte. Mein Passknacker Lebenswerk Südspanien ist jetzt komplett grün, damit bin ich sehr zufrieden! Ein paar rote Flecken finden sich nur noch ganz im Nordwesten, da komme ich nicht mehr zeitlich hin, und in den Pyrenäen, auf der französischen Seite. Also flugs geplant und Hotels gebucht, los geht’s! Heute stehen 550 km schnellster Weg auf dem Programm mit 0 Passknackerpunkten. Klingt nicht so toll, aber mir fällt noch ein Highlight ein: Es gibt einen Schotterpass, den ich eigentlich schaffen müsste. Der Pico del Aguila wird also mein erster Wegpunkt heute, 481 km vom Hotel entfernt – uff. Also den Wecker etwas früher stellen, extra noch morgens 20 Minuten Gymnastik einbauen, weil das eher monoton und lang wird heute, und los geht’s! Ab auf die Autobahn! Ab auf die Autobahn? Nö, noch lange nicht! Kurvige Kreisstraßen und Bundesstraßen wollen erobert werden! Mit wechselnder Landschaft, null Blitzern, bunten Felsen... verdammt Spanien, warum bist du nur so schön, aber so weit weg?

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Die N-330 bis Teruel fällt wieder positiv auf, da bin ja vor einigen Tagen kurz quer drüber gefahren. Ich laufe auf einen deutschen Fireblade-Fahrer auf, der mich aber nicht bemerkt dank seiner mickrigen Spiegel plus Packrolle. An einer Kreuzung kapiert er nicht, dass ihm gerade jemand gestenreich die Vorfahrt schenkt, er überholt langsame PKW nicht sofort, und als er sich dann auch noch an der nächsten großen Kreuzung falsch einsortiert denke ich mir, den brauche ich nicht ansprechen. Gute Reise! Nach Teruel geht’s auf die Autobahn, dann an Zaragozza vorbei. Es brennt am Bauch einseitig? Was ist da los? Da sitzt die Lithium-Batterie meiner Heizjacke, die mir heute früh runter gefallen ist – oh oh! Rechts ran, kein Rauch, kein Gestank, das Teil aus der Klamotte gefummelt – es ist nicht mal handwarm? Ah, es drückte gegen die Jacke, darum rechts mehr Hautkontakt als links, und weil ich morgens den Verbindungsreißverschluss vergessen hatte, zog es insgesamt kühl rein. Alles klar.

Es ist wieder sehr windig heute, so dass ich auf der Autobahn zwischen Zaragoza und Huesca viel zu tun habe beim Geradeaus fahren. Dann fahre ich auf die Pyrenäen zu und freue mich schon! Die A-23 wurde vor ein paar Jahren ausgebaut, sie ersetzt im höchsten Abschnitt die N-330. Wegen der Lage im engen Tal hier wurden zahlreiche Tunnel und Brücken verbaut. Die Richtungsfahrbahnen laufen nicht parallel, sondern überqueren sich mehrmals, damit es weniger steil hoch als runter geht. Dazwischen liegen 3 Passknackerpunkte. Der nördlichste wurde gelöscht, weil er inzwischen Autobahn ist – da will niemand Anhalten und Fotografieren. Der mittlere ist das südliche Portal des höchsten Tunnels der alten Strecke, die heute als Sackgasse und „Nur für Anlieger“ ausgeschildert ist. Die beiden hatte ich schon 2021, aber der südlichste fehlt noch. Der Pico del Aguila ist laut Beschreibung ein „Aussichtspunkt bei Sendeanlagen. Ruppige Strecke mit noch teilweise vorhandenem Asphalt, aber mehr Schlaglöcher. Die Aussicht entschädigt.“ Da es nur 5 km Schotter sind, nehme ich die Herausforderung an. Die Beschreibung lügt nicht. Da, wo noch Asphalt vorhanden ist, besteht er praktisch nur aus Schlaglöchern. Steinschlag gibt’s auch, wird aber entfernt.

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Der Schotter ist überwiegend gut unterhalten. Von einem Aussichtspunkt im engeren Sine kann eigentlich keine Rede sein, das ist eine Dienstzufahrt zur Sendeanlage oben am Berg – dort sind keine Schilder oder Parkplätze. Aber Aussicht ist durchaus!

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Da unten führt die Autobahn lang

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Pyrenäenkamm am Horizont

Es ist sehr schön, hier zu sein! Das hat sich gelohnt und echt angenehme Abwechselung rein gebracht heute. Jetzt muss ich nur noch zum Hotel fahren, 87 km. Ich bin fast etwas früh dran, vor 17 Uhr, und versuche noch einen Abstecher zum Puerto de Serrablo. Der macht aber weniger Spaß als die Hauptstrecke N-260 mit ihrer Aussicht auf kaltes, klares Wasser, daher lasse ich das sein und überlege mir einen anderen Zeitvertreib, bevor ich ab 17 Uhr ins Hotelzimmer darf. Wie wäre es mit Essen? Heute früh gab's nix, mittags nur 'nen Keks von der Tankstelle. Also Pizza am Zielort gesucht und los: Pizza „Texmex“ aus der Crêperie!

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Der Plan, den Rest morgen früh zu als Frühstück zu essen, scheitert am Hunger. Naja, ich wollte eh noch in den Supermarkt. Morgen ist 1. Mai, also Feiertag, das bietet sich eh an. In der Hoteltiefgarage parkt ein weiteres Motorrad, und siehe, es ist eine nahezu baugleiche Yamaha MT-09 RN43, ein oder zwei Baujahre später, das Basismodell ohne Öhlins/KYB-Fahrwerk, dafür mit britischem Kennzeichen.

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580 km heute

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kautabbak
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#28 Beitrag von kautabbak »

Frankophiler Freund Frank aus Franken - hat ein bißchen was von Bauer sucht Frau...

Weiterhin viel Freude beim Motorradreisen
Besten Gruß
David


Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

Man stirbt nur einmal, aber man lebt jeden Tag.

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#29 Beitrag von blahwas »

01.05. Franz. Pyre. No 1

Heute früh treffe ich den Briten mit der MT-09 in der Tiefgarage und wir quatschen 20 Minuten Benzin. Netter Typ! Der Besitzer der BMW R1250RT daneben lässt den Motor warmlaufen - in einer Tiefgarage, mit geschlossenem Tor. Nicht so netter Typ. Ich starte den Transfer nach Frankreich über den Tunnel de Aragnouet-Bielsa. Dazu „muss“ ich schon wieder kurvige Canyons mit übersichtlicher Fahrbahn surfen, was tut man nicht alles. In Spanien wird noch voll getankt, das reicht dann für heute auch, weil die Route nicht so lang ist. Der Tunnel ist gleichzeitig Grenzübergang, und er hat eine Ampel. Vorne sieht man die Restwartezeit im Minuten. Bei der 1 Rolle ich vor, der erste Autofahrer hat eine große Lücke gelassen, und schon geht’s rein. Tempo 60, Blitzer im Tunnel, und auch noch kalt! Auf der französischen Seite ist die Welt eine andere. Die Berge sind steiler, die Kurven enger, und der Straßenbelag ist voller Flicken. Dort teilt mir der Vorderreifen per Morsecode mit, dass der aktuell abgerufene Grip 1% über dem vorhandenem Grip liegt. Das ist sehr neutral und transparent, danke dafür. Ein Sportreifen hätte vermutlich mehr Grip, würde mich aber auch Schotterstrecken nerven und auch schon wenn einfach Brösel auf dem Asphalt liegen. Und drei Wochen halten würde der auch nicht. Schöne Aussicht hier.

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Heute ist mehr Betrieb als bisher im Urlaub. Klar, es ist 1. Mai, Donnerstag, daraus machen viele ein langes Wochenende. Ich sehe ganz viele französische Motorradfahrer. Einige mit bizarr viel Gepäck auf dem Weg nach Spanien. Da mache ich lieber eine Frühstückspause mit Keksen.

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Dann geht’s die schmale Straße weiter hoch. Mein erster Passknacker in Frankreich ist der Lac de Cap de Long, das ist kein Pass, sondern eine Sackgasse auf 2175 Meter Höhe. Hier ist geräumt, aber die Hütte ist noch zu. Am letzten Stück sind außer mir sind nur Wanderer unterwegs. Davor auch Autos, die alle Platz machen. Sehr schick und einsam hier.

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Es geht wieder runter zur Hauptstrecke, und dann über den Hourquette d'Ancizan geht’s zum Col du Tourmalet. Da ist richtig viel Aussicht.

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Es geht einen kleineren Pass hoch, den Col de Beyrède. Da stehen endlich mal Kühe auf der Fahrbahn.

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Den gleichen wieder runter, dann links, Col d'Aspin hoch – ich folge einer Yamaha FZR 1000 mit viel Gepäck, französischem Nummernschild und Fahrer in Lederkombi. Der ist mir schon vor 2 Pässen aufgefallen, da hänge ich mich gern dran. Aufschließen geht, ich halte aber 100 Meter Respektabstand. Auch im Interesse meiner Lunge, denn er fährt offensichtlich nicht Serienmapping/bedüsung. Am Col d'Aspin gibt’s die Mittagspause mit den restlichen Keksen. Schöne Aussicht auf die kurvige Welt hier.

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Am Val Louron / Col d'Azet hat man Blick nach Osten quer übers Tal auf den beeindruckenden Flugplatz Peyresourde-Balestas, auf 1540 Meter Höhe, mit abfallender Start- und Landebahn. Außerdem fällt eine sehr kurvige und schmale Naturbodenstrecke auf, vermutlich für Mountainbikes. Über den Col de Peyresourde geht’s nach Osten, und dort auf einen Abstecher zum kleinen Port de Balès. Da beschließt die App kurviger auf halbem Weg, dass ich jetzt umdrehen kann. Was soll das? So fahre ich 4x durch die gleiche Gruppe Wanderer, die ebenso verwundert sind wie ich. Schön ist es hier trotzdem.

So, das war der letzte Pass heute, es ist 15 Uhr und ich habe noch 20 km zum Hotel in Luchon. Das ist zu früh, laut Booking kann ich erst ab 17 Uhr einchecken. Da habe ich noch einen Backup-Plan: 10 km hinter Luchon liegt der Col du Portillon bzw. Eth Portilhon, ein Grenzpass zu Spanien. Da föhne ich mal eben hoch. Da ich übermorgen einen frischen Hinterreifen bekomme versuche ich möglichst den ganzen Weg bergauf im TCS-Regelbereich zu fahren, dazu genügt der MT-09 der dritte Gang. Vielleicht ist der Avon Spirit ST einfach ein eher harter Reifen. Darum hält er aber auch lange. Das macht trotzdem Spaß, oben gibt’s eine sichtbare Grenze mit Pausenplatz. Ich fahre 1x um den Grenzblock, Blick zurück über die Grenze:

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Jetzt noch den Berg runter und zum Hotel rollen. Der Ort Luchon ist offensichtlich dem Wintersport gewidmet, entsprecht groß ist der Leerstand und niedrig sind die Preise. Man sieht viele Touristen und Restaurants. Am Hotel steht Checkin ab 16:00, ich bin 10 Minuten zu früh, so lange kann ich warten. Für 4 Euro darf ich in der Garage parken. Weil es eigentlich kein Hotel ist, sondern eine Ferienwohnungsanlage, muss ich mein Bett selbst beziehen. Feierabend, schon ruft die Dusche!

Beim Reisebericht fällt auf, dass ich eigentlich auch den Col du Tourmalet in der Route hatte. Ich war mit kurviger unterwegs, aber ich wurde auf dem Weg dorthin zum Umkehren aufgefordert. Das gleiche ist mir am Ende ja auch passiert. Ursache unklar. Das stört mich! Vielleicht ist ab morgen wieder OSMand dran.

248 statt geplanter 278 km heute
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Ich hatte von den Strecken auf der französischen Seite der Pyrenäen früher den Eindruck, dass man den ganzen Tag auf 3,5 Meter breiten Bröselpisten im Wald herumstochert. Der Tag heute war viel viel besser als das! Das macht sehr gute Laune.

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#30 Beitrag von blahwas »

Gestern Abend gab's einen kleinen Stadtrundgang. Hier ist ja eher mehr los, und so konnte ich mir endlich mal wieder exotische Küche auf den Zahn tun: ein rotes vietnamesisches Curry. Sehr lecker, aber leider mit 19,50 auch eher typisch französisch teuer. Im Hotel später dann sich perfekte Ruhe, das erste Mal auf dieser Reise weder Nachbarn noch Hauptstraße... aber dafür eine nicht abstellbare Lüftung. Naja, Gehörschutz hilft.

02.05. Franz. Pyre. No 2, Perpignan

Nach dem eher kurzen Fahrtag gestern und einer erholsamen Nacht steht heute wieder Hektik auf dem Programm. Es geht nach Perpignan, was schon etwas weit ist, und es liegen sehr viele mir unbekannte Passknacker auf dem Weg, die durchaus sehr eng und schmal sein können. Verschärfend kommt außerdem hinzu, dass für Nachmittag Regenschauer angesagt sind, da lohnen sich also frühe Kilometer, denn die sind trocken. Und ein optionaler XXX-Pass liegt sehr nah einem Lebenswerk-Pass. Lässt man beide weg, spart das eine Stunde. Noch vor dem ersten Punkt sehe ich eine Supermarkttankstelle, das nehme ich gern mit. Wer weiß, wo es im Hinterland Sprit gibt, und das sind auch die günstigsten Tankstellen. Dann geht’s los: Col des Ares (Fronsac) und Col de Buret sind eher schmal und langsam. OSMand plant unbarmherzig mit 60 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Ich bin früh fit und gut unterwegs, ich entscheide mich für den XXX-Pass und seinen Straßennachbarn, den Col de Buret. Hier geht’s einige Kehren hoch, und ich habe heute Spaß am Vorsprung durch Hektik. Der Hinterreifen kommt morgen weg, da muss ich heute nicht sparsam sein!

Der Weg zum XXX-Pass Col d'Artigau ist auf nahezu gleiche Höhe, nicht ausgeschildert, aber deutlich als geöffnet und erlaubt beschildert. Bis auf die letzten 2 km ist es eine intakte Schotterstrecke, danach Waldweg mit Pfützen. Bald ist der Punkt erreicht und das Foto eingetütet! Erfolg! Zurück zur Hauptstraße geht’s entweder den gleichen Weg zurück, oder einen anderen Weg, den Routenplaner und OSMand bevorzugen. Den zweiten wähle ich, der ist anders und leider deutlich schlechter. Ich gebe mir Mühe, keine Hektik auf unbefestigten Wegen aufkommen zu lassen, aber danach geht’s dann wieder sehr zügig weiter. Heute stehen wieder einige Canyons auf dem Plan, es ist wenig Verkehr, und es lässt sich alles zügig überholen. Vor lauter Zügigkeit mache ich wenig Fotos. Es ist schwül heute. Vom angedrohten Regen sieht man nur drohende Wolken, es bleibt aber trocken.

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Zwischendurch habe ich 80 km Überführung zum nächsten Pass, da tanke ich nach und lege mit Blick aufs Regenradar mal lieber eine Regenhose an. Obenrum trage ich Membran drunter. Ich überlege fast, jetzt irgendwo einzukehren, um den Regen auszusitzen, aber damit will ich warten, bis es wirklich losgeht. Vorher wird noch tüchtig Strecke gemacht, der ganze Reifen ist schließlich bezahlt!

Einige Abschnitte haben hier Straßenzustand Note 3-, und ich glaube hier spüre ich das erste Mal den Unterschied zwischen dem Fahrwerk meiner alten Basis-MT-09 und der neuen MT-09 SP mit KYB/Öhlins. Ich kann auch auf endlosen Querrillen angasen als gäbe es kein Morgen, das wird von der Gabel glatt gebügelt – aber nur, wenn man schnell genug fährt. Nein, das Vorderrad war am Boden ;) Der Avon Spirit ST hinten ist hier aber ziemlich überfordert, TCS blinkt an jedem Kurvenausgang auch im 4. Gang. Ohne TCS will ich mir das nicht vorstellen. Das ist schon ein schöner Sicherheitsgewinn, auch bei erhöhtem Wohlfühltempo.

Es wird immer wärmer, der Regen kommt nicht, ich ziehe die Regenhose wieder aus. Murphys Gesetz umgekehrt angewendet: Umstänliche Vorbereitung auf schlechteren Fall verhindert diesen.

Auf der westlichen zufahrt zum Col de Pailhères passiere ich hinter Ax-les-Termes den Campingplatz La Forge, wo ich 2017 mit Freunden schon ein paar Tage war, und meine ersten zaghaften Gehversuche in Spanien auf dem eigenen Motorrad gemacht habe. Seitdem war ich fast jedes Jahr wieder im Land... Ich schweife ab, jetzt wird's schön alpin. 2001 Meter hoch!

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So, jetzt geht’s sehr direkt zum Hotel nach Perpignan, noch immer ohne Regen, dafür schwül. Da hilft viel trinken und ruhig noch 'ne Pause machen.

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Ich bin im Hotel Premiere Classe, das, wie der Name schon sagt, eine üble Absteige am Stadtrand ist. Hier hat man extra für solche Motels ein eigenes Gewerbegebiet gebaut, wo sich vier Hotels dieser gegenseitig überbieten bzw. unterbieten. 46 Euro die Nacht im Dreibettzimmer, Nasszelle, nur ein Fenster, und das mit Schnellstraßensound. Fußläufig ein US-Grillrestaurant, ich will aber nicht schon wieder 20 Euro ausgeben, außerdem muss ich Einkaufen, darum gibt’s aus dem nächsten Hypermarché zwei Salate und ein halbes Baguette plus Einkauf für 13 Euro. Auch wenn's dann mit dem Bericht später wird.

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390 km heute. Ich in heute quasi die halbe Breite der Pyrenäen auf kleinsten Straßen gefahren. Schön zu wissen, dass ich das kann, aber jeden Tag wäre das etwas hektisch. Es war auch wenig Zeit für Fotos.

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#31 Beitrag von blahwas »

Sa 03.04. Pit Stop

Heute um 10 Uhr habe ich einen Termin zum Reifenwechseln. Das ergibt einen gemütlichen Morgen. Der alte Reifen sieht noch nicht ganz schlimm aus, vielleicht bisschen Sägezahn. Für das was er ist durchaus nicht schlecht. Laufleistung kann ich nicht angeben, einerseits war der Vorbesitzer damit schon gefahren, andererseits habe ich zwei Radsätze und dokumentiere das nicht genau.

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Bei der freien Werkstatt AR Motorsport 66 liegt bereits der telefonisch bestellte Dunlop Roadsmart 4 bereit. Das ist ein Hypertouring-Reifen der allerneusten Generation. Dagegen sehen wohl der alte Avon als auch mein Vorderreifen eher alt aus. Die Werkstatt arbeitet gewissenhaft, vielleicht etwas langsam. Anderseits genug Zeit für einen Spaziergang zum Bäcker zwecks Kauf und Verzehr zweier Pain au Chocolat. 229 Euro sind kein Schnapper, aber völlig in Ordnung. Weiter geht’s also 11:20, und heute stehen einige Passknackerpunkte auf dem Plan: Bei satten 13 Stück war ich noch nie. Das Wetter ist wieder schwül-bewölkt, aber trocken, bei um die 20 Grad. Also los! Ich zähle die Pässe jetzt nicht einzeln auf. Es sind überwiegend kleinste Straßen ohne echte Highlights. Die liegen eher dazwischen. Der Felsen mit Burg hier, am Grau de Maury.

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Die Landschaft ist eher sanft gewellt, mit viel Landwirtschaft, aber nicht nur Acker. Es duftet immer wieder anders, am meisten prägt sich mir Lavendel ein. Blick aufs Dorf.

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Die Straßen sind eher schmal und unübersichtlich. Nichts zum Angasen.

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Leider war ich zu doof, in Perpignan zu tanken, jetzt bin auch Reserve und stelle fest, dass auf meiner Route über 100 km keine Tankstelle mehr kommt. Laut OSM gab's im letzten Dorf eine Tankstelle, laut Google Maps nicht. Gesehen habe ich keine. Naja, fahren wir mal zurück? Und tatsächlich, auf dem Parkplatz der Dorfschänke gibt’s eine Dorftankstelle.

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Mit schönen Details – einfach selbst hinfahren. Ich mache aber nicht voll zum Wucherpreis. Das eigentliche Highlight heute ist eine Schlucht und kein Pass. Die Gorges de Galamus.

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Wenig westlich davon diese Verkehrsführung auf der D9 zum Col de Saint-Louis...

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Ich hab's etwas eilig, der Reifenwechsel hat viel Zeit gekostet. Die Strecken lassen kaum Tempo zu, aber wenn, dann geht’s mit dem frischen Dunlop schon deutlich mehr vorwärts als mit dem Avon. TCS hat weniger zu tun, am Kurvenausgang wird’s jetzt vorne gelegentlich so leicht, dass dem STR fast schwindelig wird.

Zwischen Col du Linas und Col de la Fage schickt mich OSMand trotz des Ausschlusses unbefestigter Wege auf eben so einen. Der geht eigentlich auch gut, zumindest am Anfang, später jedoch...

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Wenn man sich rundum zu Fuß etwas umsieht, entdeckt man aber, wo wasserscheue Einheimische so entlang fahren. Das klappt dann auch. Wenig später kommt mir ein Toyota Yaris entgegen, der noch recht sauber aussah. Was wohl aus ihm geworden ist? Mir ersetzen 5 km Waldweg jedenfalls 22 km schmalen Asphalt. Das rechnet sich, so lange nichts schief geht. Mein Routenplaner wäre auch zum letzten Punkt heute, dem Col du Paradis lieber durch den Wald gefahren, aber OSMand führte mich außen herum. Und da kam auch endlich wieder Fahrspaß auf! So, letzter Pass geschafft, was nun? Ab zur Unterkunft, Unterwegs Sprit fassen und Abendessen regeln! Es gibt Supermarkttankstelle und Dorfpizzaria. In letzter ist der Kunde vor mir so hart besoffen, dass er nicht nur seine Bankkarte nicht mehr in den Geldbeutel bekommt, er braucht auch die gesamte Ladenfläche bei Rumstehen. Ich folge ihm unauffällig nach draußen, aber legt sich nicht auf die Nase, setzt sich nicht ans Steuer und läuft auch nicht direkt auf die Hauptstraße – die hier ohnehin verkehrsberuhigt ist. Okay. Die Pizza schmeckt, den Rest hebe ich mir für morgen auf, und zwar indem ich ihn aus Platzgründen in meinem Magen transportiere ;) Dann ab zur Ferienwohnung. Die liegt auf einem Hof sehr ländlich, La Matte. Man spricht sogar deutsch und es hätte ein Abendmenü gegeben. Außerdem hat man Glasfaser, ich bekomme 250 Mbit/s Durchsatz sogar im WLAN... armes Deutschland.

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290 km heute. Morgen treffe ich endlich Markus, der heute etwas Regen abbekommen hat. Das droht mir laut Wetterbericht morgen auch...

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#32 Beitrag von blahwas »

So 04.05. Cevennen Südspülung

Der Tag steht unter dem Vorzeichen des Wetters. Morgens kommt Regen, hört aber 9:30 wieder auf. Ideal für einen Tourstart in Regenhose und Membranjacke. Es geht über 14 Passknackerpunkte die Cevennen entlang. Das sind überwiegend sehr kleine Straßen nach nirgendwo. Es ist auch ein Aussichtspunkt dabei, und die Aussichten sind eher trüb.

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Leider wird der Regen immer stärker, und die Straßen immer kleiner. In einer Regenlücke finde ich heute, Sonntag, einen offenen Supermarkt in Saint-Pons-de-Thomières, und genieße mein Schokobrötchen-Frühstück zu Mittag. So kann's weitergehen. Und dann geht’s los.

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Ich flüchte mich ein Bushäuschen, da gibt’s leider keine Ablageflächen. Also lege ich meine noch trockenen Handschuhe auf den trockenen Boden, und schlage etwas Zeit tot. Als ich weiter fahren will, stelle ich fest, dass ich in einer Pfütze stehe. Die habe ich wohl selbst gebaut mit meiner nassen Oberschicht. Und in dieser Pfütze liegen meine Handschuhe und saugen sich fröhlich voll. Zonk! Ich kann sie bereits auswringen. Natürlich habe ich ein zweites Paar dabei, das will ich mir aber für morgen aufheben. Also rein in die feuchten Dinger, Heizgriffe auf Maximum und dann geht’s schon ganz ok hinter den großen Griffschalen. Ab in den Spülgang!

Ich habe zwar Pinlock im Visier, das ist aber verspiegelt und alles andere als trocken, innen und außen. Daher ist die Aussicht nicht die beste. Highlight ist dann noch ein Künstler, der den öffentlichen Raum umgestaltet.

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Und die Brille bleibt klar. Das zieht sich ziemlich heute. Später wird’s etwas heller. Ich habe mich früh gegen die Regenjacke entschieden und setze ganz auf die Membran der Jacke plus meine Heizjacke. Da kann man dann sogar mit offener Lüftung fahren, wenn es gerade nachlässt.

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Das tut's gegen Ende dann wirklich. Insgesamt ist es aber schon eher anstrengend heute. Das Navihandy hört wieder beim ersten Regentropfen auf zu laden und fängt damit auch nicht wieder an. Es reicht bis 15:30, danach muss dann das Haupthandy ran. 285 km heute. Reicht!

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Das Hotel in Gignac ist bald gefunden, und es bietet zum Glück zahlreiche Möglichkeiten zum Trocknen: Vordach, Klimaanlage, Fön! Dann einmal raus aus dem feuchten Zeug, hoffentlich heute auch nicht mehr rein, warme Dusche, richtig trockene Sachen anziehen und dann kommt auch schon Markus! Großes Hallo und Eingrooven. Später gibt’s noch essen. Für die nächsten Tage ist noch offen, wohin wir fahren. Es gibt in vielen Richtungen noch offene Passknackerpunkte, da suchen wir uns je nach Wetter die Richtung aus.

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#33 Beitrag von geraldo100 »

Gibt es eigentlich einen Extra-Preis für das ungemütlichste Passknackerfoto??
Brrr, echt feucht da.
Die Linke zum Gruß aus Sankt Augustin
Christian
:pfeif:

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#34 Beitrag von nexiagsi16v »

Man merkt, heute war gaaanz viel "ich muss durchhalten" dabei. Was ein irrer Regenschauer. Katastrophe! Manchmal hilft nur laut schreien und es läuft wieder besser....oder früh zu Bett gehen.
Tschau Norman :hello:

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#35 Beitrag von wortex »

Wolkenbruch, lieben wir.

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#36 Beitrag von blahwas »

Naja, das war zwar unangenehm, aber zwei Regentage bei bisher 14 Tagen Tour gehen sind schon ok. Und ich war weder nass bis auf die Haut noch war mir kalt.

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blahwas
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#37 Beitrag von blahwas »

Mo 05.05. Route Süd

Der Tag beginnt mit einem Blick aufs Regenradar: Es sieht östlich von hier, also in Südfrankreich, besser aus als im Norden. Dann fahren wir doch dorthin! Flugs eingepackt und recht früh aufgebrochen. Einmal volltanken für Gleichklang, Frühstück kaufen und dann los, Frühstück am Meer, zwischen Montpellier und La Grade Motte an einer Lagune.

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Hier stehen die Häuser direkt am Strand, oft mit vielen Wohnungen drin. Es ist aber niemand zuhause. Solche Häuser hat „man“ ja auch nicht zum wohnen, sondern zum besitzen, und vielleicht noch zum gelegentlichen besuchen. Für uns ideale Infrastruktur mit Aussicht, Mülltonnen, öffentlicher Toilette, sogar ein Crepe-Stand. Der Himmel ist voller Wolken und es zieht kräftig bei 16 Grad. Das darf so bleiben, Hauptsache kein Regen. Weiter geht’s an Arles vorbei, in den Naturpark Des Alpilles. Hier gibt’s zwei Passknackerpunkte, viele Touristen, und auch Felsen.

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Markus folgt mir unauffällig. Wir kennen uns von zahlreichen gemeinsamen Reisen, wir verstehen uns ohne viele Worte. Den weiteren Weg zwischen den Passknackerpunkten habe ich mich von „schönen Strecken“ laut Via Michelin Karten geplant. Col de Ste-Anne (Lambesc) ist eine Sackgasse, ganz oben auf dem Berg. Dort steht ein Denkmal für die von Nazis ermordeten Kämpfer der Resistance. Hier liegen die Gebeine von 272 Franzosen.

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Leider führt mich die App Kurviger heute wieder durch eine Großstadt, und zwar durch Aix-en-Provence. Zum Glück ist es nicht SO heiß, aber etwas nervig sind die ganzen Ampeln schon. Den Col des Portes (Vauvenargues) hätte man gut von Norden statt Westen anfahren können. Über den Col de Pas de la Couelle geht’s zum letzten Pass heute, der auch das Highlight ist: der Col de l'Espigoulier!

Aussicht auf Städte und Meer
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Leider hatte keiner von uns Lust, Fotos zu machen, daher gibt’s nur ein Google 3D-Bild:
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Bergab folgt mir ein Einheimischer auf FJR 1300. In Deutschland ist das ja eher ein Motorrad für Herrenfahrer, vielleicht mit Sozia und/oder kurzen Beinen. In Frankreich sind da öfters kleine Brülltüten dran und Supersport Pneus drauf, und fragt nicht nach Motorleistung... Ich kann ihn bergab abschütteln, obwohl mein Rally-Vorderreifen mehrmals deutliche Hinweise gibt, dass er nicht zum Spätbremsen gedacht ist. Der muss ja nur noch 6 Tage halten, davon 1 nur Autobahn! Am Ende warte ich auf Markus und bekomme einen Daumen hoch vom Unbekannten. Und dann sind wir ja schon am Hotel, ein großes Dreibettzimmer für 63 Euro. Schöner Tag heute!

337 km heute
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Re: Frankreich und Spanien 2025

#38 Beitrag von blahwas »

Unser Abendessen besorgen wir uns heute im Restaurant „Happy Buddha“. Das ist, wie der Name schon sagt, ein chinesisch geführtes All-you-can-eat Restaurant mit Grill. Da isst man ja gerne mal viel zu viel. Wir sind aber sportlich ambitioniert und passen auf. Ich komme nicht über meinen Tagesbedarf an Kalorien - zumindest beim Dessert. Zurück am Hotel nach einem Fußweg ohne Fußwege planen wir die weitere Reise: Am wenigsten Regen ist natürlich in Südfrankreich angesagt, also zwischen Marseille und Nizza. Ich hätte da auch noch ein paar Punkte offen. Dann fahren wir da doch hin! Als Unterkunft gucken wir uns ein Mobilhaus auf einem Campingplatz in Castellane aus, getrennte Schlafzimmer, Küche, eigenes Bad – und durch die Lage sogar geeignet für zwei Nächte in Folge. 35 Euro pro Nacht und Nase, da kann man nicht meckern.

Di 06.05. Via Toulon nach Castellane

Die heutige Route verknüpft 3 Passknacker-Lebenswerkpunkte mit „schönen Strecken“ laut Via Michelin. Dann mal los, wa? Als erstes steht die Route des Crêtes auf dem Programm, und weil's den Namen öfters gibt („Kammstraße“), die in 13260 Cassis, mit Blick aufs Mittelmeer. Viele Kurven, steile Abschnitte, tolle Aussichten, kein Passknacker.

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Leider muss man am anderen Ende der Strecke durch eine einigermaßen große Stadt fahren. Markus wird’s warm. Ich habe genug Schichten an, dass es zu mir nicht durchdringt. Dann kommt der erste neue Passknackerpunkt heute, Col du Corps de Garde. Kann man mal machen, muss man aber nicht. Weiter geht’s leider nur durch die Großstadt Toulon, und dort über die mautfreie Autobahn. Da geht’s immerhin schnell vorwärts. Dann geht’s runter von der Bahn und 2 km zum zweiten neuen Punkt heute, dem Col du Serre. Dazu muss man über 12 Tempo 30-Schwellen, durch zwei Kehren, wo sich schon die Autos in beiden Richtungen stapeln und dann steht man etwas verwirrt zwischen 5 Bäumen auf einer Kreuzung rum, ohne Passschild. Danach geht’s den gleichen Weg zurück. Highlight ist hier ein Stehroller-Fahrer, der in unsere Richtung startet, den wir erst viel später einholen, weil er locker Tempo 60 fährt. Mit Helm, aber ohne Nummernschild. Der Colde Bigue ist als nächstes dran, der ist einfach mal am Rand einer eher flachen Bundesstraße. Ab jetzt geht’s nach Norden über handverlesene und laut Via Michelin „schöne“ Strecken, z.B. die Kurvenstrecke zwischen Grottes und Tourtour. Leider ist in unserer Fahrtrichtung mitten in der Fahrspur ein neuer Kanal nur notdürftig zugeschüttet, was einem ziemlich wenig Raum für Asphaltzauberei nimmt. Schade. Schöner ist da manche Ortsdurchfahrt, Leerstand wechselt sich mit lebendigen Ortszentren und Prachtbauten ab. Das ist eben Frankreich!

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Per D995 überqueren wir das Truppenübungsgelände, Markus hat noch einen Grund mehr, seine Drohne nicht aufsteigen zu lassen. Bisher war es ja nur zu windig dafür. Man kommt gut voran, Motorradfahrer grüßen, Autofahrer machen Platz. Den Col du Clavel kannte ich schon, lag aber am Weg, nehme ich gern mit. Col de Luens ebenso. Man kommt gut voran, hier auf der Route Napoleon. Allerdings ziehen jetzt Wolken auf, und steigender Seehöhe sinkt die Temperatur.

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Der Campingplatz ist dann schnell gefunden, man spricht französisch, englisch, spanisch. Wir haben ein 4-Personen Mobile Home für uns, mit zwei Schlafzimmern. Kopfkissen sind inklusive, Bettwäsche und Handtücher kann man mieten. Wir haben eigene Handtücher und Schlafsäcke dabei, in meinem Fall einen eher dünnen Hüttenschlafsack. Aber es gibt ja Heizungen, die auch nötig werden könnten, hier auf 722 Meter Höhe. Im Ort gibt’s viele Campingplätze mit sehr ähnlichen Preisen und Angeboten. Warum ich mich genau für diesen entschieden habe, weiß ich nicht mehr, aber er ist am weitesten weg vom Ortszentrum. Dort gehen wir alsbald einkaufen, unterbrochen von 5 Minuten Regen, die wir unter der Markise des Souvenir-Shops verbringen. Markus zaubert alsbald ein Abendessen aus Nudeln, Würstchen, Couscous, und diversem Gemüse, verfeinert mit Pudding und danach vielleicht noch Chips. Muss aber für zwei Tage reichen.

Heute war nicht der Tag der ultimativen fahrerischen Highlights, aber vor allem ein schöner Urlaubstag. Und die Doppelnacht entspannt auch, weil damit natürlich einpacken/auspacken entfällt. Markus möchte morgen einen neuen Hinterreifen suchen, dann werde ich alleine Pässe sammeln gehen. Da ist ein ganzes Nest östlich von Castellane...

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#39 Beitrag von blahwas »

Mi 07.05. Castellane, Massif du Dome du Barrot

Ich habe heute eine Tagestour mit einigen neuen Pässen für mich, die sich östlich von Castellane befinden. Markus schwankt morgens noch zwischen Reifensuche und Ruhetag. Er entscheidet sich für weniger Motorrad fahren, dann hält der Reifen auch bis nach Hause. Das ist 'ne gute Entscheidung, weil er daheim in Ruhe und günstig den richtigen Reifen für sich selbst aussuchen kann. Und heute macht er eine kleine Fototour. Für mich heißt das: Solo Tour! Es geht trocken aber kalt los, also ab in Membranjacke und Regenhose. Es geht einige Kehren hoch zum Col de Cornille.

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Es werden auch wieder Schluchten gefahren. Berühmt sind die Strecken entlang der Gorges Routes, die roten Schluchtenstraßen.

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Ich bewege mich heute innerhalb davon in längeren Sackgassen die Berge hoch. Heile, grüne Welt.

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Mit Bergdorf – Achtung, Postauto, Müllabfuhr, Tanklaster fahren auch hier! Ascros ist zwar ein Ort und kein angeschriebener Pass, aber trotzdem ein Passknackerpunkt.

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Insgesamt habe ich sehr viel Landschaft heute. Es wird tüchtig warm, bei 19 Grad lege ich die wasserdichten Schichten ab.

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Die Strecken sind überwiegend schmal und schlecht einsehbar. Teilweise liegen Steine und Tannenzapfen herum. Ein mutmaßlicher Tannenzapfen trifft mich am Helm mit lautem Getöse, aber ohne sichtbare Spuren. In diesen sehr engen Kehren geht es hoch zum Col de la Sinne.

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Dann komme ich leider in einen kräftigen Regenschauer, und muss rein in die Regenkombi. Ganz oben endet der Regen und ich habe eine schöne Aussicht, sogar mit Motorrad!

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Bis jetzt ist mir niemand entgegen gekommen, aber am Rückweg sehe ich aus der Ferne das Postauto. Postautos sind hier Renault Kangoo, die überwiegend sehr sportlich bewegt werden. Und es kommt mir genau in den engsten Kehren entgegen. Da hilft rhythmisches Hupen, was dann auch erwidert wird und zu reichlich Platz führt. Danke!

Unten im Tal komme ich leider in einen sehr starken Regen, und die Temperatur fällt auf 6 Grad. Ich muss noch den Col St-Léger hoch. Das ist wieder richtig eng, und der Starkregen hilft echt nicht. Die Suppe mir läuft stellenweise in voller Fahrbahnbreite entgegen. Pfui. Westlich des Passhöhe führen allerkleinste Straßen ins Tal, es stehen keine Wegweiser, der Routenplaner sagt nein – unbekannte unbefestigte Wege probiere ich dem Wetter sicher nicht, schon gar nicht alleine. Auf Nummer sicher geht’s runter ins Tal auf die Hauptstraße D4202. Da muss ich dann hinter einem Schweinetransporter her fahren. Der ist unbeladen, und der Fahrer freut sich bestimmt, dass der Regen den Anhänger sauber wäscht. Ich fahre hinterher und freue mich nicht so sehr. Er fährt ein einigermaßen erstaunliches Tempo, ich überhole trotzdem und bekomme noch die volle Bugwelle dabei ab. Danach riecht es aber immerhin besser und meine Regenkombi wird wieder sauberer statt dreckiger. Nix wie weg hier!

Kurz vorm Col de Toutes Aures ist dann wieder Sonnenschein, und ich mache Pause in der Sonne, um mich aufzuwärmen und die oberen Klamottenschichten zu trocknen. Nass werden gehört zum Motorradreisen dazu, aber ich bin froh, dass ich heute abend keine neue Unterkunft beziehen muss. Der Blick auf den Lac de Castillon entschädigt dann.

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In Castellane wird vollgetankt. Vor mir ist ein Harley-Fahrer, seine 17 Harleyfreunde haben bereits getankt. Offensichtlich hat jeder nur für sich selbst bezahlt und getankt. Au weia, gut, dass ich das nicht abwarten musste. Zurück im Mobile Home bin ich 16:40 nach einem eher fordernden Fahrtag. Markus wirft den Herd an und zaubert ein drei-Gänge Abendmenü. Danke, Mann!

285 km heute, aber überwiegend sehr sehr eng und leider viel davon im Regen, dafür aber schöne Landschaft und kein Packaufwand.

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Re: Frankreich und Spanien 2025

#40 Beitrag von fransjup »

8-) Wenn einer eine Reise tut , hat er was zu erzählen.
Danke Johannes, Gruß an Markus unbekannterweise
Gruß aus NRW-fransjup

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