Krise bei KTM

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snap-on
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Re: Krise bei KTM

#81 Beitrag von snap-on »

Man zahlt ganz sicher nicht den gleichen Aufpreis wie bei einem stabilen Markt.


Das würde man, wenn man seine zwei Jahre alte, gebrauchte 23, die im Wert massiv gesunken ist, gegen eine "neue" 23er aus dem Showroom, die verramscht werden muss, eintauschen würde.

Aber wer eine 25er will, wird die wohl nicht zum Schleuderpreis bekommen.

Zum einen wird Lagerware momentan unter dem regulären Händler-EK verkauft, das wird man mit Bestellware eher nicht machen.

Zum anderen wird die Produktion zurückgefahren und Händler leben nicht davon, ein eher knappes Gut unter EK zu verschenken.

Es ist auch für KTM nicht zielführend, für aktuelle Modelle Händler-Einkaufspreise zu senken, damit die VK-Preise gesenkt werden können.


Tatsächlich wird man eine junge KTM in der derzeitigen Lage gar nicht in Zahlung nehmen, weil der Preisverfall noch weitergehen wird.


Die orangen Händler sind in einer sehr schwierigen Lage.
Die müssen ihren Kunden erklären, warum es auf eine 23er 30% Rabatt gibt, während sie für zu bestellende 25er Modelle nur 5% anbieten können.

Das werden viele Kunden nicht verstehen.

Manche Händler, die schon 25er-Ware haben, werden die evtl. auch verschleudern, einfach weil sie jeden Euro Liquidität brauchen.

Aber das ganze ist sehr ungesund, für den Hersteller, die Händler und die Kunden.

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SiRoBo
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Re: Krise bei KTM

#82 Beitrag von SiRoBo »

Natürlich ist das ärgerlich, keine Frage. Wer aber das Ziel hat seinen Wert für 6 Monate in Euro zu erhalten, sollte die 15.000 lieber auf das Tagesgeldkonto legen als in ein Motorrad „investieren“. Da wird es sogar ein wenig mehr!

Wenn einem das Moppet im Sommer die 15.000 wert war, dann war es genau der richtige Preis, offensichtlich waren sich beide offiziell vertragsfähigen Parteien zu dem Zeitpunkt einig, sonst wäre der Handel nicht zustande gekommen.
Niemand hat eine Glaskugel und kann die Zukunft mit Sicherheit vorhersagen (und das ist auch gut so, sonst hätten wir mit unserem Tun gar keine Einflussnahme). Und man darf auch nicht dem Rückschaufehler unterliegen, mit dem uns unsere Psyche einen Streich spielt: Wir wussten eben noch nicht, dass der Preis runtergeht. Andersrum betrachtet hätte man bei einem Preisanstieg auf 20.000 behauptet, dass der Kauf eine gute Entscheidung war, obwohl man zum Zeitpunkt der Entscheidung die Information noch gar nicht hatte.

Und das soll auch gar keine Aufforderung sein, keine Ausgaben für den Spaß zu machen (mehr Auto als pure Mobilität, Motorrad für den Freizeitspaß, Urlaub, Feierabendbier, …), sondern sich der Qualität der Investition bewusst zu sein (und sich ggf. abzusichern, wenn man auf den Wert angewiesen ist). Ich persönlich halte nichts von kreditgehebelten Investitionen in Dinge, die man nicht tatsächlich braucht. Es sei denn, das Kapital ist anderweitig gedeckt und ich rechne nicht damit, es für etwas anderes zu brauchen (wie z.B. als Anzahlung für das nächste kreditgehebelte Motorrad ohne Kapitaldeckung).

Vielleicht denke ich da altbacken. Aber wenn meine Stöpsel in ca. 15 Jahren ggf. finanzielle Unterstützung während des Studiums brauchen, will ich nicht sagen müssen, dass ich das Budget hierfür versoffen/vermopetet oder im Casino verspielt habe. Deshalb plane ich ein, dass die Kohle in einem Motorrad nicht mehr wiederkommt und fahre auch bewusst keinen VW ID Buzz (obwohl die Karre schon geil wäre), sondern einen 8 Jahre alten, gebrauchten Pampersbomber (=Hochdachkombi).
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Simon

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Re: Krise bei KTM

#83 Beitrag von Uwe_MY »

Moin Simon,

Wir sind ja garnicht so weit auseinander! ;)

Ich kauf mir auch kein Moped als Geldanlage. Und muss man auch immer damit rechnen, daß man die Kiste nicht unglücklich versenkt.. Dann ist auch einiges Geld weg..

Worum es mit geht ist, daß hier künstlicher Wertverlust geschaffen wird.

Und das würde mich als KTM Kunde schon sehr ärgern.

Bzw. davon abhalten einer zu werden. :D

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SiRoBo
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Re: Krise bei KTM

#84 Beitrag von SiRoBo »

Uwe_MY hat geschrieben: 24. Dez 2024 13:59 Bzw. davon abhalten einer zu werden. :D
Mensch, dabei wäre das jetzt Deine Chance!!! :-D

Meine eigentlich auch, aber ich stehe überhaupt nicht auf die Dinger. Wobei ich nach einer Fahrt auf ner SD1290 mal dachte, der Motor wäre ganz gut in meiner 650er Versys aufgehoben. :jubel:
Außerdem sieht meine Finanzplanung erst 2027 wieder ein Moppetkauf vor, obwohl ich mir dieses Jahr fast entgegen des Vorsatzes eine Caballero 700 gekauft hätte. :pfeif:
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Simon

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awv99
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Re: Krise bei KTM

#85 Beitrag von awv99 »

....ich als KTM Fahrer seit Ende 2018
sehe das bezgl einem Wertverlust recht tiefenentspannt.

Bei KTM gab es Ende der jeweiligen Saison
mind. Seit 2017 immer schon
"Schnäppchen"
weit unter der "WünschDirwas" - Preisempfehlung
von Hersteller u Händler

Wenn man
eine Norden 901 für knapp 10 Mille in 2024

eine 1290 Superadventure für knapp 14 Mille in 2020

eine 1050 Adventure für 9 Mille in 2016

oder

eine GasGas sm700 für gut 8 Mille in 2024

neu gekauft hat

oder ein entsprechend günstig gebrauchtes
Modell zum jeweiligen Zeirpunkt
gekauft hat....

Ist doch selbst wenn man jetzt unbedingt verkaufen wollte...
der Wertverlust nicht übermäßig hoch .

Die Geschäftspolitik der Pierer Mobility AG bezgl. der Motorräder war also mind. seit 2016
bezogen auf die Verkaufspreise durch Überproduktionen / zu hohen Bestand /Absatzfehlkalkulation
immer schon
;-) gut für Schnäppchenkäufer
und
zum abgewöhnen für Neumoped Listenpreis Käufer ,
die unbedingt jetzt das Neuste zum Saisonstart haben wollen.


Wenn man das als Husqvarna/KTM Interessent
einmal verstanden hat.
Ist alles im grünen Bereich
( * für den Kunden *)
wie das für das Unternehmen aussieht
Ist eine andere Geschichte.. ....

Uwe_MY
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Re: Krise bei KTM

#86 Beitrag von Uwe_MY »

SiRoBo hat geschrieben: 24. Dez 2024 15:15 ..
Mensch, dabei wäre das jetzt Deine Chance!!! :-D
..
Ne, Simon,

Erstens gefallen mir die Dinger nicht und zweitens, hab das vorher schon mal geschrieben, steht Pierer und sein Laden auf meiner persönlichen black list neben z.B. VW und Tesla in ‚guter‘ Gesellschaft.

Zum Glück kann man sich aussuchen wo man sein Geld ausgibt.

Und solchen Konsorten schmeiße ich keine Cent in den Rachen.

Cheers

Uwe

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Re: Krise bei KTM

#87 Beitrag von snap-on »

@awv99

Das gilt aber alles nur, wenn die wahnwitzige Preispolitik immer so weiter geht.

Sollte KTM, wie angekündigt, zu Produktionszahlen tendieren, die zum Markt passen, sollte auch noch im Herbst 25 der Preissprung vom gebrauchten 23er Modell zum 25er Nachfolger recht üppig sein.

Den Unfug, den man betrieben hat, damit zu rechtfertigen, dass man ja nicht alle, sondern nur manche seiner Kunden, die Frühkäufer, verarscht und geschädigt hat, ist jetzt nicht so premium, wie KTM gerne wäre.

Tatsächlich schätzten Insider KTM schon seit Jahren als unseriös ein, unter dem Eindruck der Geschehnisse der letzten sechs Wochen hat man sich dieses Image auch bei der Masse der Endverbraucher redlich verdient.

Und das kostet Geld, aber richtig.

Nicht nur den Hersteller und seine Händler, sondern natürlich auch die Kunden, die den fehlenden Ertrag des Händlers aus dem Fahrzeugverkauf in der Werkstatt ausgleichen müssen.

Wenn wir auf einen Piaggio-Roller ein Update aufspielen kostet das nichts bis 0,2h Arbeitszeit, beim hiesigen KTM-Fuzzi 100.- netto pro Steuergerät - das kommt ja nicht von ungefähr.

Wenn in einem Branchenblatt Händler berichten, die Unterschrift unterm Händlervertrag sei die schlimmste Fehlentscheidung ihres Lebens gewesen, wenn Mechaniker von KTM-Händlern und sogar Ingenieure von KTM im Freundeskreis die lausige Qualität beklagen, dann rächt sich das irgendwann.

Wer die Marke wechseln will, wird bis auf weiteres bei vielen Händlern weder wenig noch viel für seinen Katunkenmolch bekommen, sondern weggeschickt werden. Das Risko ist nicht kalkulierbar.

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awv99
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Re: Krise bei KTM

#88 Beitrag von awv99 »

:D .....
Der Begriff
Katunkenmolch
ist mir ,
trotz nun mehrjähriger KTM Er"fahrung"
neu.... :-)

Mal schauen ob er sich durchsetzt ..... :think: :-)


Womit Du aber absolut Recht hast,
ist das völlig überzogene Preis/Leistungs Verhältnis beim KTM Service.

Die Inspektionspreise bei KTM innerhalb der Garantie
sind mit 500,- Euro für einen Ölwechsel u Luftfiltertausch
( also den kleinen 15.000 km Service )
absolut überteuert. !!!!

Wenn ich das mit den
im Durchschnitt halb so teuren
BMW GS Inspektionspreisen vergleiche .....
;-) komme ich zu dem Schluss

...eine KTM muss man sich leisten können....:-)

-----

Trotzdem hoffe ich dass es in Mattighofen weitergeht,
und der geniale grosse V2 auch zukünftig in neuen Fahrzeugen viele Mopdfahrer begeistern kann/wird.

Ob ich mir das dann noch leisten kann.... :think:
..ist allerdings noch unklar....

Aber noch läuft meine Kati bestens und es gibt im Moment keinen Grund zum Wechsel....

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Re: Krise bei KTM

#89 Beitrag von snap-on »

Der Pierer stellt sich zwar als übler Knochen, dem man alles mögliche wünscht, dar, aber man muss zugeben, dass jetzt nur deshalb 1000 Arbeitsplätze wegfallen können, weil er zuvor 6000 geschaffen hat, das darf man nicht vergessen.

Es ist unglaublich, was er rund um Mattighofen aufgezogen hat.
Dramatisch ist, dass da sonst nichts ist.

Ich kenne paar Hansel, die dort arbeiten, für deren Jobs gibt es ggfs. weit und breit keinen Ersatz.

Insofern wünsche ich mir auch, dass es bei KTM weitergeht.

Die Frage ist, was mittelfristig in Mattighofen bleiben wird.

Wohl nicht allzuviel.

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Re: Krise bei KTM

#90 Beitrag von awv99 »

Deshalb sprach ich vom grossen genialen V2.

Hoffe dass der auch zukünftig in Mattighofen produziert wird.


Mit Stefan Pierer gebe ich Dir absolut Recht.
Er ist mir mit seinem Gebaren, seinen Äusserungen und seinem Tun der letzten Jahre
auch eher unsympathisch .
(* was aber ja völlig unbedeutend ist *)

Er hat es aber geschafft aus der
kleinen "mal wieder Pleite"-Bude KTM seit Anfang der 90r Jahre ein grosses Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen und tollen Mopeds zu machen.

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Re: Krise bei KTM

#91 Beitrag von snap-on »

Ein Bekannter hat damals einen Anruf von KTM bekommen.
Sie bräuchten eine EDV.
Er ist hingefahren, durch leere Hallen gewandelt, bis er einen Typen fand, der vor einem leeren Schreibtisch gesessen ist.
Er bräuchte einen Rechner, einen Monitor, hätte aber momentan kein Geld...

Er hat ihm dann die erste Ausrüstung geliehen, damit er sie ggfs. wieder abholen kann, wenn kein Geld kommt.

Die haben wirklich sehr klein angefangen und es gibt nur wenige, die sowas aufziehen können.

Ich habe den Eindruck, dass in Sachen KTM ausgerechnet der kühl kalkulierende Sarnierer Pierer bis ins Irrationale unprofessionell und betriebsblind war.

Immer wenn er interviewt wurde, hat er erzählt, dass ja in Europa außer ihm keiner wächst, keiner Stückzahlen macht wie er etc.

Wenn die Zahl, die angeblich am Freitag vor Gericht genannt wurde, stimmt, 265.000 Motorräder auf Lager, dann ist das geradezu grotesk. Wer legt sich bei einem so schnellebigen Gut wie Motorrädern eine ganze Jahresproduktion auf Lager? Auf Pump? Wenn man davor schon immer nur über Rabatte abverkaufen konnte?

Bei einer deutschen Spedition sollen davon 8000 stehen, für 15.- Euro pro Stück und Monat, allein da entstehen Kosten, dass einem schwindelig wird.

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Re: Krise bei KTM

#92 Beitrag von awv99 »

snap-on hat geschrieben: 25. Dez 2024 12:58 ....
Ich habe den Eindruck, dass in Sachen KTM ausgerechnet der kühl kalkulierende Sarnierer Pierer bis ins Irrationale unprofessionell und betriebsblind war.

Immer wenn er interviewt wurde, hat er erzählt, dass ja in Europa außer ihm keiner wächst, keiner Stückzahlen macht wie er etc.

.....
Diesen Eindruck teile ich absolut.

Wobei ich die Begrifflichkeit
" ins Irrationale unprofessionell"
evtl noch etwas härter ausdrücken würde....

Evtl. war/ist er vom eigenen Erfolg und den eigenen Fähigkeiten irgendwann so geblendet,
dass der Bezug zur Realität etwas verschwindet.

Wenn es dann auch kaum noch Personen im Umfeld gibt die (* es wagen*) widersprechen taucht imho der Verdacht auf... ;-)
einer gewissen Neigung zum Größenwahn
nicht völlig zu widersprechen.....

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Re: Krise bei KTM

#93 Beitrag von snap-on »

Man möchte meinen, dass im Management -ähnliches gilt für die Politik - besonders intelligente und Argumente und Fakten abwägende Personen tätig sind.

Mittlerweile glaube ich, das Gegenteil ist der Fall.

Dort sind Leute, die sich und andere gut überzeugen können, nicht Für und Wider abwägen können, sondern machen, und so gigantische Erfolge oder gigantische Reinfälle produzieren. Hasardeure, Blender, wohlwollend Visionäre genannt.

Wie sonst ist es zu erklären, dass, als während der Corona-Krise Motorräder knapp waren, ein Verkaufsleiter erklärt, die Zeit der Rabatte sein nun endgültig vorbei und man würde künftig nur noch zum Listenpreis verkaufen?

Ein Mechanikerlehrling im 1.Lehrjahr wußte ebensogut wie die Putzfrau, dass sich die Liefersituation wieder ändern wird und dass dann die Rabattschlachten wieder losgehen werden.

Als kleines Licht ist man immer wieder fassungslos, mit welcher Nonchalance Führungskräfte einen Senf erzählen, der so offensichtlich Unsinn ist, dass es eigentlich jeder merken müsste.
Da erlebt man Reinfälle mit Ansage.

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Re: Krise bei KTM

#94 Beitrag von SiRoBo »

Diese Diskussion über Chefqualitäten ist mühselig. Die Korrelation von erfolgreichen Unternehmen und „guten“ Chefs ist in den Köpfen gerne bei 1,0. Das würde heißen, dass erfolgreiche Unternehmen immer gute Chefs haben und nicht erfolgreiche miese Chefs. Laut der Literatur zur generellen Entscheidungsfindung (Daniel Kahneman - Thinking fast and slow) liegt die Korrelation bei 0,3 und die Qualität des Chefs hat nicht annähernd die Übereinstimmung mit der Qualität der Unternehmen wie man vielleicht erwarten würde.

Eine kausale, wahrscheinliche oder plausible Erklärung dafür zu finden ist dabei allerdings sinnlos, es geht hier lediglich um die breite Masse und somit die Basisrate des grundsätzlichen Erwartungswertes ohne weitere Information, die ggf. zur kognitiven Verzerrung führt. Langweilige und emotionslose, aber objektive Statistik... ;-)
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Re: Krise bei KTM

#95 Beitrag von Uwe_MY »

Und es genau willst Du uns nun sagen?

Ich hab Deinen Beitrag jetzt 4 mal gelesen, verstehe es aber nicht.

:think:

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Re: Krise bei KTM

#96 Beitrag von SiRoBo »

Als reales Szenario hat das Schicksal von KTM nur latent etwas mit der Qualität des Chefs zu tun und wir sollten mit dem Pierer-Bashing aufhören. Zumindest trifft ihn ohne näheres (Insider-) Wissen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von wenig größer als 50% die Schuld an der Misere.

Im Nachhinein Schimpfen mit „Hätte Wäre Wenn“ ist immer einfach, aber Entscheidungen fallen immer zu ihrer Zeit und in ihrem Kontext mit den verfügbaren Informationen und Ressourcen. Da die Zukunft kein Museum zum Hingehen und Anschauen ist, muss man Entscheidungen auf nicht sicheren Informationen treffen. Dabei kann man logischerweise auch mal falsch liegen, mit Pech liegt auch ein tüchtiger Chef oft daneben. Da kann der Entscheider noch so gute Qualitäten haben (oder umgekehrt): Mal liegt er richtig, mal falsch. Wer weiß das schon im Voraus?

Alle Klugscheißer, die hinterher kommen mit „das habe ich schon immer gewusst / kommen sehen / war absehbar und ähnliches Geschwülste verzapfen kognitiv verzerrten rechthaberischen Quark, denn sie hatten offensichtlich nicht die stichhaltigen Evidenzen dafür, oder - das wäre noch viel schlimmer aber wenig wahrscheinlich - haben die Informationen für sich behalten und würden die Krise somit mitverantworten. Fingerpointing hilft den Angestellten bei KTM ja auch nicht…
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Re: Krise bei KTM

#97 Beitrag von snap-on »

Die Händlermarge bei Motorrädern liegt üblicherweise bei 12 - 15%, die Kosten für Vorfinanzierung, Zusammenbau & Auslieferungsinspektion liegen bei ca. 12%.

Die Luft für den Händlerertrag mindernde Aktionen des Herstellers liegt also bei nullkommanull.

Schon vor Corona ist KTM negativ damit aufgefallen, Überproduktionen zu Lasten von Händlern, die noch regulär eingekaufte Ware hatten, und zu Lasten von Kunden, die zur UPE minus etwas Barzahlungsrabatt eingekauft hatten, zu Preisen zu verkaufen, die nur mit sehr stark gesenkten EK Preisen realisierbar waren.

Dabei wurden dem Vernehmen nach (Aussagen von Händlern in Fachhandelszeitschriften) verschiedene Händler stark unterschiedlich behandelt, so dass der Verkaufspreis der einen unter dem Einkaufspreis der anderen lag.

Man hört auch von Motorrädern, die am einen Tag 10% weniger kosteten als am nächsten.

Und von Schleudereien bei Husky mit Rabatten von bis zu 55%.

Fachandelsblätter berichten von Motorrädern, die bestellt waren, aber niemals kamen, und von solchen, die kamen, obwohl sie nie vom Händler bestellt worden waren.

Das darf man also nicht kritisieren, da all das zum Zeitpunkt der Entscheidungen sicher wohlüberlegt war?
Nö. Das war nicht wohlüberlegt.
Vielleicht war das in dem Moment notwendig. Aber das wäre DER Hinweis auf vergangene Fehlentscheidungen gewesen und man hätte daraus lernen müssen.

Das Problem ist ja seit Jahren bekannt.

Dass vorher, außer in Branchenblättern, keine Kritik laut wurde, liegt schlicht an der schwachen Position der Händler gegenüber dem Hersteller.
Jeder der Händler, der sagt, er hätte immer schon gewusst, dass das auf Dauer nicht gutgehen wird, hat absolut recht.

Der Fahrzeughandel ist nämlich nicht vom Pierer 1991 erfunden worden, den gibt es schon länger.

Jeder alte Hase kennt Geschichten von Dummheiten diverser Hersteller und Importeure und deren Folgen.

Etwas jedoch ist neu: Üblicherweise verdummten die Entscheider nur Marktanteile, und das oft erstaunlich nachhaltig für Jahre.

Die Bude ganz an die Wand zu fahren, das ist neu.
Aber der Tatsache geschuldet, dass Pierer die Überbestände der anderen um den Faktor 10 übertroffen hat.


In dem Moment, in dem ein Hersteller oder Importeur Fahrzeuge über ernsthafte Preisnachlässe und über Stückzahlen von kleinen Restbeständen hinaus in den Markt drücken muss, ist die stichhaltige Evidenz von Managementfehlern gegeben.

Händler haben schon vor Corona diesen Mist angeprangert, nicht im Nachhinein, ergo nicht als Klugscheißer, sondern damals aktuell - nur eben in Blättern, die dir und anderen Endverbrauchern nicht zugänglich sind.

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Re: Krise bei KTM

#98 Beitrag von snap-on »

Vor einigen Jahren hat ein Kumpel das Homologationsmodell der 390er für die SSP300 gekauft.

UPE 8500.-

Kaufpreis 4500.-

Der Händler hat ne Marge von ca. 1000.- Euro, der kann, wenn keiner das Ding will, auf 7500.- runtergehen.
Das ist aber dann schon kein Nullsummenspiel mehr, sondern wenn man die Kosten berücksichtigt, die die Karre verursacht, ein Verlustgeschäft.

Nach zwei Jahren Standzeit geht die auch unter EK weg, ein Ende mit Schrecken statt....

Aber 4500.-, und ähnliche Angebote von etlichen Händlern, das zeigt, dass nicht der Händler auf Ertrag verzichten muss (das ist dem Hersteller wurscht, wenn nur der Marktanteil steigt), sondern dass auch der Hersteller ganz massiv auf Ertrag oder Deckungsbeitrag verzichten muss, indem er den EK massiv absenkt.

Wer eine Ware kalkuliert hat, sollte sinnvollerweise auch eine Nachkalkulation machen - und seine Schlüsse daraus ziehen.

Ja, natürlich kann man sich verkalkulieren.

Aber wenn man über Jahre immer das gleiche Problem produziert, könnte man mal aufwachen.


Ich will es mal so sagen:

Wenn ein Motorrad mit UPE 8500.- für 4500.- über den Ladentisch geht, denkt sich sicher mancher Laie, dass man da sieht, wieviel alle Beteilgten verdienen. Was ein Trugschluß ist - aber ein verständlicher, naheliegender.

Für einen vom Fach schrillen bei solchen Diskrepanzen aber sämtliche Alarmglocken. Sowas ist einfach ungesund.

Wo es dann haken wird, sinkende Marktanteile wegen schlechter Wiederverkaufswerte, Händler, die aufgeben müssen, beim Hersteller, das weiß der Fachmann nicht.
Aber dass es ein Problem gibt, das ist absehbar.

Uwe_MY
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Re: Krise bei KTM

#99 Beitrag von Uwe_MY »

SiRoBo hat geschrieben: 26. Dez 2024 12:09 Als reales Szenario hat das Schicksal von KTM nur latent etwas mit der Qualität des Chefs zu tun und wir sollten mit dem Pierer-Bashing aufhören. Zumindest trifft ihn ohne näheres (Insider-) Wissen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von wenig größer als 50% die Schuld an der Misere.


Einspruch, Simon!

Als CEO hast Du die Gesamtverantwortung für den Laden. Da MUSS man auch die Verantwortung für Fehlentscheidungen und Pleiten übernehmen. Wenn Fehlentscheidungen getroffen wurden, dann zumindest mit seiner Billigung!

Aus der Nummer kommst man als CEO nicht raus.


Aus meiner persönlichen Erfahrung. Ich hab in unserem Unternehmen 7 CEO‘s miterlebet. Zum Teil recht nah. Da gab es auch die ganze Bandbreite der Qualitätsstufen. Auch der Aufsichtsrat liegt mal falsch..

Was mir aber aufgefallen ist über die Jahrzehnte. Auch CEO‘s haben eine Halbwertzeit. Man sollte sie eigentlich auf dem Gipfel ihres Erfolges austauschen (nur wer macht das schon..). Wir hatten einen CEO der wurde zum Manager des Jahres in Deutschland gekürt, nur um im nächsten den Laden an die Wand zu fahren. Wir hatten welche die super anfingen, aber nach ein paar Jahren Erfolg auf einmal am Rad drehten und eigene Prinzipien nicht mehr folgten. Und schwups ging es mit dem Laden den Bach runter.

Warum sagt im Unternehmen keiner was? Ganz einfach. Man will es nicht hören. In Deutschland nennt man solche Mitarbeiter gerne Bedenkenträger. ‚Der hat das nicht verstanden, wahrscheinlich sollte man ihn mal austauschen..‘ und so baut sich ein Vorstand top down eine Mannschaft auf die alles tut, außer ihn in Frage zu stellen. Selbstbeweihräucherung setzt ein, und das normale kaufmännische Hirn oft aus.

Von 7 CEO‘s hab ich dieses Phänomen bei 5 beobachtet.

;)

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Re: Krise bei KTM

#100 Beitrag von Highway Opa »

#100:
Es geht bei KTM um komplettes Versagen auf den Feldern der gesellschaftlicher Verantwortung und der Nachhaltigkeit. (Wegen Wachstum?)
Ob wegen Unfähigkeit oder absichtlich, ist ohne Bedeutung.
Um sowas zu erkennen, reicht eine einfache Anal-
yse.
Der Umfang der Verantwortung ist eigentlich genau definiert durch die Höhe der Bezüge des Einzelnen.
Also sollte eigentlich, wird aber meistens nicht berücksichticht.

Eigentlich sollte sowas eine Sache für die Justiz sein.
ND wird immer der KI sicher überlegen sein!

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