5 Wochen Norwegen/Schweden
- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Mi 31.07. Rauland
Nach eine erholsamen, aber erstaunlich kalten Nacht geht’s frohen Mutes und frisch gestärkt nach Norden. Leider komme ich nicht weit, bis ich eine Autoschlange vor mir habe. Ich überhole vorsichtig. Einige Leute sind bereits ausgestiegen. So sieht's vorne aus:
Der vorderste Autofahrer, ein Norweger, spricht mich freundlich an. Da kommt ein überlanger Schwertransporter, darum müssen wir warten. Ah, okay. Ich kenne die Strecke ja von gestern, in den Tunnels will ich keinem Schwertransporter begegnen. Eine Umfahrung ist nicht sinnvoll möglich, also heißt es einfach warten. Die Sonne scheint und mir wird zunehmend warm. Schließlich kommt er.
Je eine Zugmaschine vorne und hinten bewegen 2 Transformatoren, und eine dritte Zugmaschine fährt auch noch mit. Die Polizei macht den Weg frei – übrigens das erste Polizeiauto, dass ich in Norwegen bei dieser Reise sehe – und schon geht’s los. Ich habe P1 und dank Tempomat auf Tempolimit bleibt das auch so: Völlig freie Fahrt, so mag ich das. Der erste Passknacker heute ist Roldalsfjellet. Die Hauptstrecke führt heute untenrum durch einen Tunnel, obenrum ist es eine Touristenstrecke – die sogar recht beliebt ist. Sehr schön ist es hier!
Ganz in der Nähe liegt Roldalsvegen. Der ist auch heute noch als Fernverbindung relevant, und so ist auf dieser eher schmalen Strecke mit Ausweichstellen überraschend viel Verkehr. Aber auch hier ist es sehr schön.
Dann geht’s wieder in den Osten. Den Dyrskarpass spare ich mir heute und nehme den Tunnel. Nach einem harmlosen Abstecher zum Gravdalen geht’s nach Süden. Das Navi führt mich auf die 3408, nicht auf die E134, und darüber bin ich sehr froh. Ich habe die Uferstraße des Byrtevatn praktisch für mich alleine und komme gut voran. Es folgt ein weiterer harmloser Abstecher zum Punkt Seltveit, und dann geht’s per Eidsborgvegen wieder nach Norden. Hier wird’s zunehmend touristisch. Ich sehe sogar eine richtig alte Harley mit schönen bzw. kuriosen Details
Richtung Norden über den Punkt Vierli ist mehr Betrieb. Kolonnen mit schwankendem Tempo zehren an meinen Nerven, und eine gewisse Mattheit macht sich breit. In Rjukan folgt eine lange Ortsdurchfahrt, aber immerhin mit internationalen Restaurants. Das hier scheint wirklich eine Touristengegend zu sein. Zum Punkt Flistjönnskaret wird’s nochmal richtig hoch, 1260 Meter, Baumgrenze und auch hier viele Touristen.
Der Tag ist lange genug, ich telefoniere eine Hütte herbei. Vorher gibt’s noch Einkauf und Tankstelle. Warum hatten eigentlich nur die Supermärkte der letzten Tage leckere Sandwiches? Naja, Nudelsalat ist auch eine gute Ergänzung zur Fischkonserve. Die Hütte kostet heute 650 statt 500 oder 450 Kronen, und Duschen kostet sogar extra. Dafür trocknen meine Haare in der Abendsonne bei 24 Grad, wo es morgens noch bei 12 Grad losging.
365 km heute
Bei der Nachbereitung fällt auf, dass ich zwar über den Punkt Vierli drüber gefahren bin, woran ich mich auch erinnern kann, aber ich habe leider nicht für ein Foto angehalten. Da muss ich dann wohl morgen nochmal hin. Es sind zum Glück nur 45 Minuten. Den Punkt in den Rückweg einzubauen wäre mehr Umweg. Das ist ärgerlich, kommt aber schon mal vor. Vielleicht hätte ich mittags irgendwo einkehren, mich entspannen und die Nachweise hochladen und prüfen sollen. 2x 45 Minuten in schöner Landschaft ampelfreie Bergstraßen fahren ist zwar kein schlimmes Schicksal, aber irgendwie ist jeden Tag irgendwas... heute Schwertransporter, gestern Fähre, morgen Vierli nachholen... Zwischenzeitlich habe ich so viel Freude am Motorradfahren auf Kurvenstrecken entdeckt, dass ich innerlich stillschweigend das Ziel abgehakt habe, mit einem Reifensatz durchzukommen. Die Aprilia macht aber auch Spaß
Nach eine erholsamen, aber erstaunlich kalten Nacht geht’s frohen Mutes und frisch gestärkt nach Norden. Leider komme ich nicht weit, bis ich eine Autoschlange vor mir habe. Ich überhole vorsichtig. Einige Leute sind bereits ausgestiegen. So sieht's vorne aus:
Der vorderste Autofahrer, ein Norweger, spricht mich freundlich an. Da kommt ein überlanger Schwertransporter, darum müssen wir warten. Ah, okay. Ich kenne die Strecke ja von gestern, in den Tunnels will ich keinem Schwertransporter begegnen. Eine Umfahrung ist nicht sinnvoll möglich, also heißt es einfach warten. Die Sonne scheint und mir wird zunehmend warm. Schließlich kommt er.
Je eine Zugmaschine vorne und hinten bewegen 2 Transformatoren, und eine dritte Zugmaschine fährt auch noch mit. Die Polizei macht den Weg frei – übrigens das erste Polizeiauto, dass ich in Norwegen bei dieser Reise sehe – und schon geht’s los. Ich habe P1 und dank Tempomat auf Tempolimit bleibt das auch so: Völlig freie Fahrt, so mag ich das. Der erste Passknacker heute ist Roldalsfjellet. Die Hauptstrecke führt heute untenrum durch einen Tunnel, obenrum ist es eine Touristenstrecke – die sogar recht beliebt ist. Sehr schön ist es hier!
Ganz in der Nähe liegt Roldalsvegen. Der ist auch heute noch als Fernverbindung relevant, und so ist auf dieser eher schmalen Strecke mit Ausweichstellen überraschend viel Verkehr. Aber auch hier ist es sehr schön.
Dann geht’s wieder in den Osten. Den Dyrskarpass spare ich mir heute und nehme den Tunnel. Nach einem harmlosen Abstecher zum Gravdalen geht’s nach Süden. Das Navi führt mich auf die 3408, nicht auf die E134, und darüber bin ich sehr froh. Ich habe die Uferstraße des Byrtevatn praktisch für mich alleine und komme gut voran. Es folgt ein weiterer harmloser Abstecher zum Punkt Seltveit, und dann geht’s per Eidsborgvegen wieder nach Norden. Hier wird’s zunehmend touristisch. Ich sehe sogar eine richtig alte Harley mit schönen bzw. kuriosen Details
Richtung Norden über den Punkt Vierli ist mehr Betrieb. Kolonnen mit schwankendem Tempo zehren an meinen Nerven, und eine gewisse Mattheit macht sich breit. In Rjukan folgt eine lange Ortsdurchfahrt, aber immerhin mit internationalen Restaurants. Das hier scheint wirklich eine Touristengegend zu sein. Zum Punkt Flistjönnskaret wird’s nochmal richtig hoch, 1260 Meter, Baumgrenze und auch hier viele Touristen.
Der Tag ist lange genug, ich telefoniere eine Hütte herbei. Vorher gibt’s noch Einkauf und Tankstelle. Warum hatten eigentlich nur die Supermärkte der letzten Tage leckere Sandwiches? Naja, Nudelsalat ist auch eine gute Ergänzung zur Fischkonserve. Die Hütte kostet heute 650 statt 500 oder 450 Kronen, und Duschen kostet sogar extra. Dafür trocknen meine Haare in der Abendsonne bei 24 Grad, wo es morgens noch bei 12 Grad losging.
365 km heute
Bei der Nachbereitung fällt auf, dass ich zwar über den Punkt Vierli drüber gefahren bin, woran ich mich auch erinnern kann, aber ich habe leider nicht für ein Foto angehalten. Da muss ich dann wohl morgen nochmal hin. Es sind zum Glück nur 45 Minuten. Den Punkt in den Rückweg einzubauen wäre mehr Umweg. Das ist ärgerlich, kommt aber schon mal vor. Vielleicht hätte ich mittags irgendwo einkehren, mich entspannen und die Nachweise hochladen und prüfen sollen. 2x 45 Minuten in schöner Landschaft ampelfreie Bergstraßen fahren ist zwar kein schlimmes Schicksal, aber irgendwie ist jeden Tag irgendwas... heute Schwertransporter, gestern Fähre, morgen Vierli nachholen... Zwischenzeitlich habe ich so viel Freude am Motorradfahren auf Kurvenstrecken entdeckt, dass ich innerlich stillschweigend das Ziel abgehakt habe, mit einem Reifensatz durchzukommen. Die Aprilia macht aber auch Spaß
- Bayoumi
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Na endlich!
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Norden 901 TT WTE | BJ 2022 | April 2024 bis heute | von KM 8095 bis KM 10136
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
"Die Aprilia macht aber auch Spaß "
DAS ist ja mal ein Argument.
Klasse Tagesbericht, Johannes. Vielen Dank!
DAS ist ja mal ein Argument.
Klasse Tagesbericht, Johannes. Vielen Dank!
Grüße,
7uki
7uki
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Ich glaube, der Admin ist ja schon leidensfähig. Aber wir müssen es nicht gleich übertreiben und wollen ja auch, dass er gesund und wohlgelaunt seine Erlebnisberichte weiterverfassen kann.
früher:
Simson S51-B1-4 ('87)
Suzuki GS500 E ('94)
Honda Vigor 650 ('99)
Kawasaki Versys X-300 ('17)
Suzuki V-Strom 650 XT ('21)
aktuell:
Suzuki V-Strom 1050 xt ('21)
Simson S51 B2-4 ('82)
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- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Davon habe ich mich bei meiner Reise 2013 ernährt, davon habe ich auch jetzt wieder einige dabei. Das war aber gar nicht nötig, denn Norwegen ist inzwischen gefühlt nicht mehr so teuer. Bzw. ich hab inzwischen ein paar Jahre Erwachsenen-Gehälter bekommen
- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Do 01.08. Valdres
Heute war ich früh fit und inzwischen bin ich auch organisiert genug, dass ich mein eigenes Packkonzept durchschaue und entsprechend zügig loskomme. Es geht zum Punkt Vierli zurück, Foto machen, und dann wieder am Campingplatz vorbei. Da muss man eben manchmal durch, wenn man Passknacker Landespreise haben will. Die Sonne lacht, die Straßen sind frei, ich kann Motorradfahren, alles ist gut. 45 Minuten später ist das Foto im Kasten.
Jetzt habe ich weitere 45 Minuten Zeit zum überlegen, ob ich nicht doch etwas in meiner Hütte vergessen haben könnte? Aber mir fällt nichts ein, und so geht’s die Route weiter. Die Strecken zwischen den Punkten ziehen sich heute. In anderen Ländern muss man alle 10 Minuten für ein Foto anhalten, hier sind die Kilometer zwischen zwei Punkten auch mal dreistellig. Die Landschaft ist nicht schlecht, aber sie wiederholt sich so langsam – ich bleibe nicht mehr oft für Landschaftsfotos stehen.
So sind die Fotos dann eben Passknackerfoto, hier ein Hotel auf der Passhöhe Vasstula, 1100 Meter hoch. Wintersport ist hier wohl ein großes Thema. Es ist auch nicht weit nach Oslo.
Gegen die Mittagsschlappheit hilft eine 30 Minuten Pause an einem Supermarkt mit lecker Gebäck, Cola und in der Sonne sitzen.
Leider sind heute auch viele Hauptstrecken dabei und entsprechend Touristenverkehr. Wo wenig Verkehr ist, überholen mich teilweise die Einheimischen, weil ihnen Tempolimit laut GPS offenbar nicht schnell genug ist. Plötzlich habe ich vor mir einen Rückstau aus 10 Autos, und siehe:
Der Camper war wohl müde, hat sich schlafen gelegt. Augenscheinlich wurde niemand verletzt, denn es ist nur Polizei und Feuerwehr da, keine Rettung. Jetzt stehe ich hier! Hinter mir biegen einige Autos in einen Schotterweg ein, und laut OSMand gibt’s da auch eine parallele Strecke. Ich fahre hoch, und das entscheidende Stück ist leider als Privatweg ausgeschildert, und einspurig noch dazu. Hmmm. Normalerweise würde ich da nicht durchfahren, aber hier schieben sich die Autos bereits Stoßstange an Stoßstange durch, inkl. vollintegrale Camper, wo man nur hoffen kann, dass in Gegenrichtung niemand auf die gleiche Idee kommt, denn ausweichen oder wenden könnten die hier nicht. Also hinterher, und siehe, 5 Minuten später biegen wir alle wieder auf die Hauptstrecke ein, hinter der Unfallstelle und etwas eingestaubt. Die Unfallstelle ist von hier nicht zu sehen, so dass wohl keiner aus der Gegenrichtung auf die Idee kommt, die „Umleitung“ zu fahren.
Bei einem Tankstopp fällt mir wieder mal auf, wie beknackt und bescheuert der Tankdeckel der Tuareg konstruiert ist. Man kleckert sich eigentlich immer voll, aber heute spritzt gefühlt ein halber Liter über die linke Seite des Tanks und läuft da munter runter, dabei ist der Tank dabei noch nicht mal voll. Die obersten 2 Liter kriegt man eh nicht rein. Ich bin doch auch bei anderen Motorrädern nicht zu blöd zum Tanken? Oder liegt es an den norwegischen Zapfpistolen?
Naja, weiter geht’s. Es folgen die Punkte Tonshogde und schließlich „Lenningshogda – Slaverivegen“. Tonshogde ist eine gut ausgebaute und flüssige Strecke. Jenseits der Passhöhe parken zwei PKW am Straßenrand, einer hat die Heckklappe offen. Da gehe ich doch glatt mal 2 km/h runter mit dem Tempomat, und siehe da: Das rechte Auto ist ein Polizeiauto, das linke ein Volvo, der mich vorhin überholt hat. Tsts, immer diese Raser!
Richtung „Lenningshogda – Slaverivegen“ wehrt sich OSMand gegen eine sinnvolle Routenplanung. An irgendeiner Kreuzung biegt er nach Oslo ab, und malt von Oslo eine gerade Linie in die Landschaft. Evtl. ein Kartenfehler? Aber man hat ja noch Google Maps, und so erreiche ich nach 6 km breiter Schotterpiste eine Naturstraße, mit Mauthäuschen.
Als ich mich gerade einlesen will bemerke ich, dass dem Passknacker der Abzweig hierhin reicht, also kann ich wieder 200 Meter zurück. Danach muss ich die 6 km Schotter wieder zurück. Schotter ist ungewöhnlich für Landespreise, eigentlich sind die Schotter- und Geländepunkte außerhalb der Wertung. Hier ist nicht mal wenig Verkehr, und auch nicht langsam. Die Autofahrer ziehen mit 50 km/h an Fußgängern vorbei und stauben sie gründlich ein. Ich halte Abstand. Ich bin eh nicht der ganz große Schotterfreund, aber mit der Tuareg und den TKC70 bin ich dafür zumindest richtig ausgerüstet. Dann geht’s zurück ins Haupttal mit etwas Aussicht...
... und dann wird’s Zeit für Abendplanung. Ich wollte gern bunkabiker.com ausprobieren. Das ist Couchsurfing, nur für Motorradfahrer. Ich habe vorab einen Gastgeber auf per Mail angeschrieben, der eine nahe gelegene Hütte hat. Jetzt gerade erhalte ich eine SMS, ich kann gerne kommen, es sei aber nicht so luxuriös. Da es eh quasi am Weg liegt, nehme ich das gerne mit, und halte unterwegs noch beim Thai Takeaway, das mir vorhin schon aufgefallen ist. Da ich weder Thai noch Norwegisch spreche ist die Bestellung zwar nicht einfach, aber das tut der Qualität ja hoffentlich keinen Abbruch. Dass sie zwei verschiedene Karten haben irritiert schon eher. So gibt’s Tom Kha Gai statt Tom Yum Gai, also eine Suppe statt ein Curry, aber mit Reis dazu. Ich bin gespannt! Mein Gastgeber hat ein Anwesen direkt neben der Hauptstrecke mit drei Gebäuden. In der Scheune ist eine Galerie, im Haupthaus wohnt er selbst, und das kleine alte Haus ist für Gäste, also heute für mich.
Da sagt man: Dankeschön! Es ist keine Gegenleistung nötig. Im Haus gibt’s Strom, in der Scheune ein Plumpsklo, im Garten eine Dusche und einen Gartenschlauch. Das entspricht quasi der Standard Hütte vom Campingplatz, vielleicht abzüglich gemeinsamem WC und Badezimmer. Das Thai Gericht ist sehr lecker! Tom Kha Gai mit Tomatenstücken statt Tomatenmark macht echt was her, so mag ich das, so kenne ich das ursprünglich auch.
405 km heute und gefühlt im Plan
Heute war ich früh fit und inzwischen bin ich auch organisiert genug, dass ich mein eigenes Packkonzept durchschaue und entsprechend zügig loskomme. Es geht zum Punkt Vierli zurück, Foto machen, und dann wieder am Campingplatz vorbei. Da muss man eben manchmal durch, wenn man Passknacker Landespreise haben will. Die Sonne lacht, die Straßen sind frei, ich kann Motorradfahren, alles ist gut. 45 Minuten später ist das Foto im Kasten.
Jetzt habe ich weitere 45 Minuten Zeit zum überlegen, ob ich nicht doch etwas in meiner Hütte vergessen haben könnte? Aber mir fällt nichts ein, und so geht’s die Route weiter. Die Strecken zwischen den Punkten ziehen sich heute. In anderen Ländern muss man alle 10 Minuten für ein Foto anhalten, hier sind die Kilometer zwischen zwei Punkten auch mal dreistellig. Die Landschaft ist nicht schlecht, aber sie wiederholt sich so langsam – ich bleibe nicht mehr oft für Landschaftsfotos stehen.
So sind die Fotos dann eben Passknackerfoto, hier ein Hotel auf der Passhöhe Vasstula, 1100 Meter hoch. Wintersport ist hier wohl ein großes Thema. Es ist auch nicht weit nach Oslo.
Gegen die Mittagsschlappheit hilft eine 30 Minuten Pause an einem Supermarkt mit lecker Gebäck, Cola und in der Sonne sitzen.
Leider sind heute auch viele Hauptstrecken dabei und entsprechend Touristenverkehr. Wo wenig Verkehr ist, überholen mich teilweise die Einheimischen, weil ihnen Tempolimit laut GPS offenbar nicht schnell genug ist. Plötzlich habe ich vor mir einen Rückstau aus 10 Autos, und siehe:
Der Camper war wohl müde, hat sich schlafen gelegt. Augenscheinlich wurde niemand verletzt, denn es ist nur Polizei und Feuerwehr da, keine Rettung. Jetzt stehe ich hier! Hinter mir biegen einige Autos in einen Schotterweg ein, und laut OSMand gibt’s da auch eine parallele Strecke. Ich fahre hoch, und das entscheidende Stück ist leider als Privatweg ausgeschildert, und einspurig noch dazu. Hmmm. Normalerweise würde ich da nicht durchfahren, aber hier schieben sich die Autos bereits Stoßstange an Stoßstange durch, inkl. vollintegrale Camper, wo man nur hoffen kann, dass in Gegenrichtung niemand auf die gleiche Idee kommt, denn ausweichen oder wenden könnten die hier nicht. Also hinterher, und siehe, 5 Minuten später biegen wir alle wieder auf die Hauptstrecke ein, hinter der Unfallstelle und etwas eingestaubt. Die Unfallstelle ist von hier nicht zu sehen, so dass wohl keiner aus der Gegenrichtung auf die Idee kommt, die „Umleitung“ zu fahren.
Bei einem Tankstopp fällt mir wieder mal auf, wie beknackt und bescheuert der Tankdeckel der Tuareg konstruiert ist. Man kleckert sich eigentlich immer voll, aber heute spritzt gefühlt ein halber Liter über die linke Seite des Tanks und läuft da munter runter, dabei ist der Tank dabei noch nicht mal voll. Die obersten 2 Liter kriegt man eh nicht rein. Ich bin doch auch bei anderen Motorrädern nicht zu blöd zum Tanken? Oder liegt es an den norwegischen Zapfpistolen?
Naja, weiter geht’s. Es folgen die Punkte Tonshogde und schließlich „Lenningshogda – Slaverivegen“. Tonshogde ist eine gut ausgebaute und flüssige Strecke. Jenseits der Passhöhe parken zwei PKW am Straßenrand, einer hat die Heckklappe offen. Da gehe ich doch glatt mal 2 km/h runter mit dem Tempomat, und siehe da: Das rechte Auto ist ein Polizeiauto, das linke ein Volvo, der mich vorhin überholt hat. Tsts, immer diese Raser!
Richtung „Lenningshogda – Slaverivegen“ wehrt sich OSMand gegen eine sinnvolle Routenplanung. An irgendeiner Kreuzung biegt er nach Oslo ab, und malt von Oslo eine gerade Linie in die Landschaft. Evtl. ein Kartenfehler? Aber man hat ja noch Google Maps, und so erreiche ich nach 6 km breiter Schotterpiste eine Naturstraße, mit Mauthäuschen.
Als ich mich gerade einlesen will bemerke ich, dass dem Passknacker der Abzweig hierhin reicht, also kann ich wieder 200 Meter zurück. Danach muss ich die 6 km Schotter wieder zurück. Schotter ist ungewöhnlich für Landespreise, eigentlich sind die Schotter- und Geländepunkte außerhalb der Wertung. Hier ist nicht mal wenig Verkehr, und auch nicht langsam. Die Autofahrer ziehen mit 50 km/h an Fußgängern vorbei und stauben sie gründlich ein. Ich halte Abstand. Ich bin eh nicht der ganz große Schotterfreund, aber mit der Tuareg und den TKC70 bin ich dafür zumindest richtig ausgerüstet. Dann geht’s zurück ins Haupttal mit etwas Aussicht...
... und dann wird’s Zeit für Abendplanung. Ich wollte gern bunkabiker.com ausprobieren. Das ist Couchsurfing, nur für Motorradfahrer. Ich habe vorab einen Gastgeber auf per Mail angeschrieben, der eine nahe gelegene Hütte hat. Jetzt gerade erhalte ich eine SMS, ich kann gerne kommen, es sei aber nicht so luxuriös. Da es eh quasi am Weg liegt, nehme ich das gerne mit, und halte unterwegs noch beim Thai Takeaway, das mir vorhin schon aufgefallen ist. Da ich weder Thai noch Norwegisch spreche ist die Bestellung zwar nicht einfach, aber das tut der Qualität ja hoffentlich keinen Abbruch. Dass sie zwei verschiedene Karten haben irritiert schon eher. So gibt’s Tom Kha Gai statt Tom Yum Gai, also eine Suppe statt ein Curry, aber mit Reis dazu. Ich bin gespannt! Mein Gastgeber hat ein Anwesen direkt neben der Hauptstrecke mit drei Gebäuden. In der Scheune ist eine Galerie, im Haupthaus wohnt er selbst, und das kleine alte Haus ist für Gäste, also heute für mich.
Da sagt man: Dankeschön! Es ist keine Gegenleistung nötig. Im Haus gibt’s Strom, in der Scheune ein Plumpsklo, im Garten eine Dusche und einen Gartenschlauch. Das entspricht quasi der Standard Hütte vom Campingplatz, vielleicht abzüglich gemeinsamem WC und Badezimmer. Das Thai Gericht ist sehr lecker! Tom Kha Gai mit Tomatenstücken statt Tomatenmark macht echt was her, so mag ich das, so kenne ich das ursprünglich auch.
405 km heute und gefühlt im Plan
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Coole Tour Johannes! Danke fürs mitnehmen!
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Hall Johannes
Bitte ein Paar Fotos zur Belustigung
in der Scheune ein Plumpsklo, im Garten eine Dusche und einen Gartenschlauch
Bitte ein Paar Fotos zur Belustigung
in der Scheune ein Plumpsklo, im Garten eine Dusche und einen Gartenschlauch
Gruß aus NRW-fransjup
- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Aus Respekt vor dem Gastgeber gibt's keine weiteren Fotos seines Privatgeländes. Das Plumpsklo ist geruchsneutral und mit Styroporsitz nicht unbequem. Hygieneprodukte sind alle da. Und ich kann meine Beine ausstrecken, das geht auf den Campingplatz Toiletten nicht.
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Und, warum ist der Sitz aus Styropor?
Damit man im Winter nicht drauf fest friert. Kein Witz!
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- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Fr 02.08. Innlandet
Die Nacht war mal wieder eher frisch, aber mit Daunenschlafsack und Fleecedecke geht’s. Frühstück gibt’s aus dem Beutel, und zum Abschied bekomme ich vom Gastgeber noch selbstgebackene Teilchen. Wow, vielen Dank! Nächstes Mal sollte ich wirklich ein Gastgeschenk mitbringen.
Es geht nach Norden. Irgendwie ist die Sicht heute trüb. Wetter? Helmvisier? Nein, es liegt an der Brille, die fehlt nämlich. Bei -0,5 merke ich das kaum, aber wäre doch schade drum, also nochmal zurück. Es geht heute weiters in „Innlandet“, also weg von Oslo, nördlich, Richtung Schweden. Erster Punkt heute wird Eggeasen. Unspektakulär, außer dass OSMand keinen Weg hierher findet. Ich folge die letzten 2 km einem gar nicht mal so langsamen Auto, und der will mich aber genau auf der Passhöhe überholen lassen. Er hält rechts, ich halte links fürs Foto. Dabei bin ich in seinem toten Winkel. Große Verwirrung seinerseits
Weiter geht’s zum „Toppen av Slettefjell“. Auch hier mal OSMand wieder einen Pfeil in Luftlinie zum Punkt, aber dann navigiere ich eben manuell auf der Karte. Es erscheint eine Mauttafel und ein Briefkasten, zum Einwerfen.
Ja, manche Passknackerpunkte sind mautpflichtig. Ich fühle brav ein Formular aus, behalte den Durchschlag. Da ich keine 50 Kronen habe, werfe ich 5 Euro ein. Vor dem Losfahre gucke ich genauer auf die Karte und stelle fest, dass ich hier gar nicht entlang muss. Naja, ich kann auch gönnen. Also weiter die Hauptstraße, die ebenfalls unbefestigt ist, und denn nächsten Abzweig rein. Kein Wegweiser. Hmm. Traktorweg?
Sieht auf der Karte aber richtig aus. Ich komme an einem Traktor mit Traktorfahrer vorbei, der mich ignoriert. Also weiter. Sieht schon ganz schön schräg aus hier. Und dann schließlich:
Naja, nee, das war dann wohl wirklich ein privater Privatweg. Ich könnte jetzt versuchen mich ohne Gepäck durch die Fußgängerschleuse zu quetschen, aber dann stehe ich mitten im Bauernhof und kann schlecht erklären, dass ich das hier für den richtigen Weg gehalten habe. Also wieder runter. Der Traktorfahrer ignoriert mich weiterhin. Lächelt er etwa ganz leicht? Naja. An der Hauptstraße kommt schließlich noch ein Abzweig mit Wegweiser, Kiosk und noch einer Mauttafel.
Hier ist elektronische Maut angesagt. Man muss sich binnen 48h irgendwo anmelden, dann wird automatisch abgebucht. Wenn man das nicht tut, läuft Inkasso an. Uff. Anmeldung am Handy klappt, Bestätigung per Mail kommt nicht, dann fahre wir da mal hoch und kümmern uns abends. Es geht ganz schön hoch hier, mit richtig weiter Aussicht, an der Passhöhe auch nahezu 360 Grad. Man kriegt's leider nicht wirklich auf ein Foto. So, jetzt ist es 12 Uhr mittags und ich habe heute bisher 2 Passknackerpunkte geschafft. Das ist nicht sehr effizient! Ja, ich habe Urlaub, ich habe was erlebt, es ist nicht richtig schief gegangen, also was soll's, einfach weiterfahren, nach einer Pause. Auf der nördlichen Abfahrt gibt’s schöne Aussicht.
Auch Posing ist erlaubt.
Der Punkt Valdresflye wird eingetütet, hier ist plötzlich wieder Touristenverkehr, dann umdrehen und hier rein abbiegen.
Der Jotunheimvegen kostet auch wieder Maut, ist Schotter, hat Tempolimit 50 und ist 40 km lang.
Das ist sicherlich ein Highlight, aber auch ein sehr zeitraubendes, und nach 4 km wiederholt es sich doch irgendwie. Dabei reicht eine Stelle tieferer oder gröberer Schotter und man findet sich in der waagrechten wieder, also kann man auch nicht wirklich abschalten. Immerhin ist wenig Verkehr.
Danach ist dann Tankstelle angesagt und Supermarkt. Abstecher zum Dalseter eintüten und dann geht’s wieder auf eine Hauptstraße, die E9. Zum Glück nur kurz, dann Abstecher zum Rondevegen, dann über eine tolle Hochebene zum Friisvegen.
Auf der anderen Seite wartet die E3, wo es zum nächsten Punkt wieder 100 km sind. Ich bin schon müde genug und telefoniere 2 Campingplätze ab, aber die Hütten sind alle belegt. Booking findet ein Hotel für 60 Euro, leicht in den Bergen, weg von der Hauptstraße. An der Hauptstraße gibt je eine Tankstelle und einen Thai Takeaway. Hallo! Ich bin der Johannes! Gebucht, hingefahren, Essen bestellt, „voll“ getankt, Essen geholt, auf zum Hotel: 2,4 km Schotter. Ach, das schockt jetzt auch nicht mehr.
Ich habe heute ein Hotelzimmer mit eigenem Bad im Zimmer! Und für 7 Euro habe ich sogar Frühstück dazu gebucht! Es ist kein Massenbetrieb hier und keine schreienden Kinder. Sehr angenehm, das alles. Man gönnt sich ja sonst nichts. Es gab heute auch wieder Fahrspaß! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bei schneller Kurvenfahrt mit irgendwas aufsetze. Kandidaten sind Fußraste, Sturzbügel und Hauptständer. Fußrasten sind wohl's nicht. Ich werde es vorsichtig weitertreiben, dann werden sich ja wohl Spuren zeigen...
390 km heute 30,5% Norwegen
Nach der Passknackernachbereitung kann ich mich dann noch mit den zwei Mautstrecken auseinandersetzen.
Die Nacht war mal wieder eher frisch, aber mit Daunenschlafsack und Fleecedecke geht’s. Frühstück gibt’s aus dem Beutel, und zum Abschied bekomme ich vom Gastgeber noch selbstgebackene Teilchen. Wow, vielen Dank! Nächstes Mal sollte ich wirklich ein Gastgeschenk mitbringen.
Es geht nach Norden. Irgendwie ist die Sicht heute trüb. Wetter? Helmvisier? Nein, es liegt an der Brille, die fehlt nämlich. Bei -0,5 merke ich das kaum, aber wäre doch schade drum, also nochmal zurück. Es geht heute weiters in „Innlandet“, also weg von Oslo, nördlich, Richtung Schweden. Erster Punkt heute wird Eggeasen. Unspektakulär, außer dass OSMand keinen Weg hierher findet. Ich folge die letzten 2 km einem gar nicht mal so langsamen Auto, und der will mich aber genau auf der Passhöhe überholen lassen. Er hält rechts, ich halte links fürs Foto. Dabei bin ich in seinem toten Winkel. Große Verwirrung seinerseits
Weiter geht’s zum „Toppen av Slettefjell“. Auch hier mal OSMand wieder einen Pfeil in Luftlinie zum Punkt, aber dann navigiere ich eben manuell auf der Karte. Es erscheint eine Mauttafel und ein Briefkasten, zum Einwerfen.
Ja, manche Passknackerpunkte sind mautpflichtig. Ich fühle brav ein Formular aus, behalte den Durchschlag. Da ich keine 50 Kronen habe, werfe ich 5 Euro ein. Vor dem Losfahre gucke ich genauer auf die Karte und stelle fest, dass ich hier gar nicht entlang muss. Naja, ich kann auch gönnen. Also weiter die Hauptstraße, die ebenfalls unbefestigt ist, und denn nächsten Abzweig rein. Kein Wegweiser. Hmm. Traktorweg?
Sieht auf der Karte aber richtig aus. Ich komme an einem Traktor mit Traktorfahrer vorbei, der mich ignoriert. Also weiter. Sieht schon ganz schön schräg aus hier. Und dann schließlich:
Naja, nee, das war dann wohl wirklich ein privater Privatweg. Ich könnte jetzt versuchen mich ohne Gepäck durch die Fußgängerschleuse zu quetschen, aber dann stehe ich mitten im Bauernhof und kann schlecht erklären, dass ich das hier für den richtigen Weg gehalten habe. Also wieder runter. Der Traktorfahrer ignoriert mich weiterhin. Lächelt er etwa ganz leicht? Naja. An der Hauptstraße kommt schließlich noch ein Abzweig mit Wegweiser, Kiosk und noch einer Mauttafel.
Hier ist elektronische Maut angesagt. Man muss sich binnen 48h irgendwo anmelden, dann wird automatisch abgebucht. Wenn man das nicht tut, läuft Inkasso an. Uff. Anmeldung am Handy klappt, Bestätigung per Mail kommt nicht, dann fahre wir da mal hoch und kümmern uns abends. Es geht ganz schön hoch hier, mit richtig weiter Aussicht, an der Passhöhe auch nahezu 360 Grad. Man kriegt's leider nicht wirklich auf ein Foto. So, jetzt ist es 12 Uhr mittags und ich habe heute bisher 2 Passknackerpunkte geschafft. Das ist nicht sehr effizient! Ja, ich habe Urlaub, ich habe was erlebt, es ist nicht richtig schief gegangen, also was soll's, einfach weiterfahren, nach einer Pause. Auf der nördlichen Abfahrt gibt’s schöne Aussicht.
Auch Posing ist erlaubt.
Der Punkt Valdresflye wird eingetütet, hier ist plötzlich wieder Touristenverkehr, dann umdrehen und hier rein abbiegen.
Der Jotunheimvegen kostet auch wieder Maut, ist Schotter, hat Tempolimit 50 und ist 40 km lang.
Das ist sicherlich ein Highlight, aber auch ein sehr zeitraubendes, und nach 4 km wiederholt es sich doch irgendwie. Dabei reicht eine Stelle tieferer oder gröberer Schotter und man findet sich in der waagrechten wieder, also kann man auch nicht wirklich abschalten. Immerhin ist wenig Verkehr.
Danach ist dann Tankstelle angesagt und Supermarkt. Abstecher zum Dalseter eintüten und dann geht’s wieder auf eine Hauptstraße, die E9. Zum Glück nur kurz, dann Abstecher zum Rondevegen, dann über eine tolle Hochebene zum Friisvegen.
Auf der anderen Seite wartet die E3, wo es zum nächsten Punkt wieder 100 km sind. Ich bin schon müde genug und telefoniere 2 Campingplätze ab, aber die Hütten sind alle belegt. Booking findet ein Hotel für 60 Euro, leicht in den Bergen, weg von der Hauptstraße. An der Hauptstraße gibt je eine Tankstelle und einen Thai Takeaway. Hallo! Ich bin der Johannes! Gebucht, hingefahren, Essen bestellt, „voll“ getankt, Essen geholt, auf zum Hotel: 2,4 km Schotter. Ach, das schockt jetzt auch nicht mehr.
Ich habe heute ein Hotelzimmer mit eigenem Bad im Zimmer! Und für 7 Euro habe ich sogar Frühstück dazu gebucht! Es ist kein Massenbetrieb hier und keine schreienden Kinder. Sehr angenehm, das alles. Man gönnt sich ja sonst nichts. Es gab heute auch wieder Fahrspaß! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bei schneller Kurvenfahrt mit irgendwas aufsetze. Kandidaten sind Fußraste, Sturzbügel und Hauptständer. Fußrasten sind wohl's nicht. Ich werde es vorsichtig weitertreiben, dann werden sich ja wohl Spuren zeigen...
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- Ralf B
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
So schöne Bilder! Bin schon wieder neidisch!
S 51, MP3 350 Sport, Versys 650 GT, Vespa ET4, CF Moto MT 800 Touring, Suzuki IntruderVS 1400
- karklausi
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Wenn Johannes hier Fotos reinstellt sehen die immer! voll geil aus. Wie macht er das?
Danke für die Berichte, ein bisschen ärgere ich mich schon mit dem Bus nach Polen gefahren zu sein, wenn ich Norwegen mir so anschaue.
Gute Weiterfahrt!
Karklausi
Danke für die Berichte, ein bisschen ärgere ich mich schon mit dem Bus nach Polen gefahren zu sein, wenn ich Norwegen mir so anschaue.
Gute Weiterfahrt!
Karklausi
- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Na mit meiner eigenen Anleitung
viewtopic.php?t=19409
Und ein gutes Auge natürlich, um unterwegs Motive zu finden. Und viel Strecke, für viele mögliche Motive.
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Und ein gutes Auge natürlich, um unterwegs Motive zu finden. Und viel Strecke, für viele mögliche Motive.
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Tja, wer wollte denn da nicht auf mich hören!?
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- blahwas
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Sa 03.08. Sognefjellet
Der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) der Vereinten Nationen stuft Norwegen seit vielen Jahren als das weltweit am höchsten entwickelte Land neben der Schweiz ein. Darüber hinaus ist es laut dem Demokratieindex der britischen Zeitschrift The Economist der demokratischste Staat der Welt. Norwegen ist ein sehr wohlhabendes Land; sein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf war 2016 das dritthöchste der Welt. Das Land verfügt zudem über eines der großzügigsten Sozialsysteme der Welt.
Die Nacht war auch im Hotel überraschend frisch, noch dazu baumelt mir der hauchdünne Vorhang am Kopf rum, so dass er selbst seiner mickrigen Lichtschutzfunktion nicht nachkommen kann. Ich habe eine kleines Frühstück dazu gebucht. Der Hotelmitarbeiter hat mir beim Checkin noch versprochen, original norwegisches Nutella zu besorgen, dass viel besser als das Original sei. Tatsächlich finde ich Nugatti vor und ich muss sagen: Gar nicht mal schlecht. Ich persönlich bin ja ohnehin eher Nuspli-Fan. Es fehlt noch ein Foto vom Hotel: Tronsvangen Seterhotell.
Motorrad wird auch gefahren. Es gibt häufig parallele Straßen auf beiden Seiten eines Flusses, und eine davon ist gerade und verkehrsreicher als die andere. Mein Navi mag heute gern die ruhigere und kurvigere Seite, das hält fit. Es geht 40 km nördlich, Foto machen, und dann wieder zurück. Es ist echt einsam hier. Tankstellen sehen hier so aus.
Die Hauptrichtung heute ist Westen, über Dovrefjell. Schöner Blick auf den Berg.
Täler können auch schön sein.
Dann kommt ein mautpflichtiger Abstecher zu Fjellheim. Das ist eine 10 km lange Schotterstrecke, weitgehend geradeaus und breit genug für zwei Autos. Ganz schön einsam hier, trotz diverser Hütten. Cooler Ort!
Heute sind für den Nachmittag Regenschauer angesagt, und ich fahre schon eine Weile auf einen zu. Ich habe die Idee, dass ich da ohne Regenkombi durchkomme, aber es wird dann Starkregen, und da stelle ich mich dann doch lieber unter, wenn sich schon so eine nette Gelegenheit anbietet.
Da es 13 Uhr durch ist kann ich mir eigentlich schon eine Unterkunft suchen, während ich den Regen abwarte. Das angedachte Ende meiner Tagestour liegt in Vestland. Das ist quasi das Fjord-Bundesland von Norwegen. Da werden die Unterkünfte gleich mal knapper und teurer – oder es liegt daran, dass heute Samstag ist? Ich habe jedenfalls die Wahl zwischen einer Hütte für 110 Euro und einem Hotelzimmer für 95 Euro. Da buche ich das Hotelzimmer, Navi schätzt 17 Uhr, passt. Als der Regen nachlässt, fahre ich weiter. Ich durchfahre das Otta-Tal und komme bald nach Lom. Am See wird’s gefühlt direkt 5 Grad kühler, eiskaltes Schmelzwasser über 1000 Höhenmetern.
Ebenfalls erfrischend, der Verbindungsreißverschluss meiner Membraninnenjacke passt nicht zur Hose, die Hose ist etwas weit, und so läuft mir Regenwasser von der Brust auf den unteren Bauch. Lom ist ein touristisch relevanter Ort, mit einer schönen historischen Stabkirche. Die steht da seit 1170 rum und wurde auch in den 1990ern nicht angezündet.
Heute sind echt viele Honda Goldwing unterwegs, mit 2 bis 5 Rädern. Motorradanhänger sind populär in Norwegen. Mein Highlight heute ist der Sognefjellet, der mit 1434 Meter nach manchen Zählungen die höchste Passstraße in Nordeuropa ist, und dabei ist er sogar asphaltiert und mautfrei. Man fährt sicher 20 km durch karge Hochgebirgslandschaft. Die Baumgrenze liegt bei etwa 1000 Metern, und auch sonst kann man die Höhenmeter im Vergleich zu den Alpen einfach gedanklich verdoppeln. Ich bin hier am Stilfser Joch des Nordens, sozusagen.
Mit Blick auf Gletscher.
Der Straße zur Juvasshytta links ignoriere ich - das wäre mit 1850 Meter die höchste asphaltierte Straße in Norwegen (und in Nordeuropa), aber eben Sackgasse, kein Passknackerpunkt und im Regen macht's echt wenig Sinn. Die Autofahrer auf der Hauptstrecke und auch die meisten Wohnmobilisten machen Platz, wenn sie ein Motorrad hinter sich bemerken. Die Streckenführung ist stellenweise kilometerweise schnurgerade, aber sehr uneben. Selbst auf einer Enduro kann man nicht über die Kuppen gucken, da ist Sorgfalt gefragt. Auf der Westseite bitte links abbiegen, mautpflichtig über den Tindevegen. Den bin ich schon vor 11 Jahren gefahren, als ich eher planlos durch Norwegen gekreuzt bin, und das war ein regnerischer Tag. Heute kamen nach dem Schauer nur noch einzelne Tropfen. Die Nordseite fährt sich wie ein Alpenpass, oben ist eine Mautstation. Da man auch online zahlen könnte, gibt es keine Schranke, aber einen Automaten und keine zweite Spur. Und wenn sich erst eine Autoschlange gebildet hat, dann zahlt halt jeder direkt, wenn er schon warten musste. Ist ja egal, wenn die dahinter dann auch warten müssen. Nur ein einsamer Motorradfahrer nutzt den freien Raum rechts und zahlt später online. Die Südseite ist sehr schmal und zieht sich 1,5-spurig, wellig und kurvig. Wer eine Drone dabei hat zur Gegenverkehrsvorhersage kann hier viel Zeit sparen. Auspex Stufe 2 tut's aber auch. Bald kommen ein paar Kehren und man hat den Blick auf Ovre Ardal.
Hier wird es sofort wärmer. Klar, ist ja auch angenehm warmes Meereswasser hier. Ja, man kann in einem Tag quasi von der Schwedischen Grenze zur westlichen Küste fahren, weil die Fjorde so weit ins Land hinein reichen. Schnell noch einkaufen fürs Abendessen und für morgen (Sonntag!) 'ne Cola. Es ist gerade mal 16 Uhr. Ich war wohl schneller als das Navi dachte – oops
Mein Hotel liegt etwa zwischen dem Wohngebiet und der großen Aluminiumfabrik, die hier von der Wasserkraft profitiert. Norwegen hat einen Strommix aus 95% Wasserkraft und 3% Windenergie. Es ist aber kein zertifizierter Ökostrom, weil die Herkunftsnachweise für Ökostrom handelbar sind und sie diese natürlich meistbietend verkaufen, z.B. an deutsche Ökostromanbieter. Darum dürfen Norwegische Unternehmen eigentlich nicht sagen, sie würden Ökostrom nutzen, selbst wenn sie ihr eigenes Wasserkraftwerk haben. Der Markt regelt bekanntlich alles. Aber ich schweife ab. Das Hotel ist gar nicht so gut für fast 100 Euro, aber dafür esse ich im Bett Chips, ätsch!
383 km heute, 35,6% Norwegen - noch 1700 km bis Kristiansund, 4300 km bis zum Nordkapp
Der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) der Vereinten Nationen stuft Norwegen seit vielen Jahren als das weltweit am höchsten entwickelte Land neben der Schweiz ein. Darüber hinaus ist es laut dem Demokratieindex der britischen Zeitschrift The Economist der demokratischste Staat der Welt. Norwegen ist ein sehr wohlhabendes Land; sein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf war 2016 das dritthöchste der Welt. Das Land verfügt zudem über eines der großzügigsten Sozialsysteme der Welt.
Die Nacht war auch im Hotel überraschend frisch, noch dazu baumelt mir der hauchdünne Vorhang am Kopf rum, so dass er selbst seiner mickrigen Lichtschutzfunktion nicht nachkommen kann. Ich habe eine kleines Frühstück dazu gebucht. Der Hotelmitarbeiter hat mir beim Checkin noch versprochen, original norwegisches Nutella zu besorgen, dass viel besser als das Original sei. Tatsächlich finde ich Nugatti vor und ich muss sagen: Gar nicht mal schlecht. Ich persönlich bin ja ohnehin eher Nuspli-Fan. Es fehlt noch ein Foto vom Hotel: Tronsvangen Seterhotell.
Motorrad wird auch gefahren. Es gibt häufig parallele Straßen auf beiden Seiten eines Flusses, und eine davon ist gerade und verkehrsreicher als die andere. Mein Navi mag heute gern die ruhigere und kurvigere Seite, das hält fit. Es geht 40 km nördlich, Foto machen, und dann wieder zurück. Es ist echt einsam hier. Tankstellen sehen hier so aus.
Die Hauptrichtung heute ist Westen, über Dovrefjell. Schöner Blick auf den Berg.
Täler können auch schön sein.
Dann kommt ein mautpflichtiger Abstecher zu Fjellheim. Das ist eine 10 km lange Schotterstrecke, weitgehend geradeaus und breit genug für zwei Autos. Ganz schön einsam hier, trotz diverser Hütten. Cooler Ort!
Heute sind für den Nachmittag Regenschauer angesagt, und ich fahre schon eine Weile auf einen zu. Ich habe die Idee, dass ich da ohne Regenkombi durchkomme, aber es wird dann Starkregen, und da stelle ich mich dann doch lieber unter, wenn sich schon so eine nette Gelegenheit anbietet.
Da es 13 Uhr durch ist kann ich mir eigentlich schon eine Unterkunft suchen, während ich den Regen abwarte. Das angedachte Ende meiner Tagestour liegt in Vestland. Das ist quasi das Fjord-Bundesland von Norwegen. Da werden die Unterkünfte gleich mal knapper und teurer – oder es liegt daran, dass heute Samstag ist? Ich habe jedenfalls die Wahl zwischen einer Hütte für 110 Euro und einem Hotelzimmer für 95 Euro. Da buche ich das Hotelzimmer, Navi schätzt 17 Uhr, passt. Als der Regen nachlässt, fahre ich weiter. Ich durchfahre das Otta-Tal und komme bald nach Lom. Am See wird’s gefühlt direkt 5 Grad kühler, eiskaltes Schmelzwasser über 1000 Höhenmetern.
Ebenfalls erfrischend, der Verbindungsreißverschluss meiner Membraninnenjacke passt nicht zur Hose, die Hose ist etwas weit, und so läuft mir Regenwasser von der Brust auf den unteren Bauch. Lom ist ein touristisch relevanter Ort, mit einer schönen historischen Stabkirche. Die steht da seit 1170 rum und wurde auch in den 1990ern nicht angezündet.
Heute sind echt viele Honda Goldwing unterwegs, mit 2 bis 5 Rädern. Motorradanhänger sind populär in Norwegen. Mein Highlight heute ist der Sognefjellet, der mit 1434 Meter nach manchen Zählungen die höchste Passstraße in Nordeuropa ist, und dabei ist er sogar asphaltiert und mautfrei. Man fährt sicher 20 km durch karge Hochgebirgslandschaft. Die Baumgrenze liegt bei etwa 1000 Metern, und auch sonst kann man die Höhenmeter im Vergleich zu den Alpen einfach gedanklich verdoppeln. Ich bin hier am Stilfser Joch des Nordens, sozusagen.
Mit Blick auf Gletscher.
Der Straße zur Juvasshytta links ignoriere ich - das wäre mit 1850 Meter die höchste asphaltierte Straße in Norwegen (und in Nordeuropa), aber eben Sackgasse, kein Passknackerpunkt und im Regen macht's echt wenig Sinn. Die Autofahrer auf der Hauptstrecke und auch die meisten Wohnmobilisten machen Platz, wenn sie ein Motorrad hinter sich bemerken. Die Streckenführung ist stellenweise kilometerweise schnurgerade, aber sehr uneben. Selbst auf einer Enduro kann man nicht über die Kuppen gucken, da ist Sorgfalt gefragt. Auf der Westseite bitte links abbiegen, mautpflichtig über den Tindevegen. Den bin ich schon vor 11 Jahren gefahren, als ich eher planlos durch Norwegen gekreuzt bin, und das war ein regnerischer Tag. Heute kamen nach dem Schauer nur noch einzelne Tropfen. Die Nordseite fährt sich wie ein Alpenpass, oben ist eine Mautstation. Da man auch online zahlen könnte, gibt es keine Schranke, aber einen Automaten und keine zweite Spur. Und wenn sich erst eine Autoschlange gebildet hat, dann zahlt halt jeder direkt, wenn er schon warten musste. Ist ja egal, wenn die dahinter dann auch warten müssen. Nur ein einsamer Motorradfahrer nutzt den freien Raum rechts und zahlt später online. Die Südseite ist sehr schmal und zieht sich 1,5-spurig, wellig und kurvig. Wer eine Drone dabei hat zur Gegenverkehrsvorhersage kann hier viel Zeit sparen. Auspex Stufe 2 tut's aber auch. Bald kommen ein paar Kehren und man hat den Blick auf Ovre Ardal.
Hier wird es sofort wärmer. Klar, ist ja auch angenehm warmes Meereswasser hier. Ja, man kann in einem Tag quasi von der Schwedischen Grenze zur westlichen Küste fahren, weil die Fjorde so weit ins Land hinein reichen. Schnell noch einkaufen fürs Abendessen und für morgen (Sonntag!) 'ne Cola. Es ist gerade mal 16 Uhr. Ich war wohl schneller als das Navi dachte – oops
Mein Hotel liegt etwa zwischen dem Wohngebiet und der großen Aluminiumfabrik, die hier von der Wasserkraft profitiert. Norwegen hat einen Strommix aus 95% Wasserkraft und 3% Windenergie. Es ist aber kein zertifizierter Ökostrom, weil die Herkunftsnachweise für Ökostrom handelbar sind und sie diese natürlich meistbietend verkaufen, z.B. an deutsche Ökostromanbieter. Darum dürfen Norwegische Unternehmen eigentlich nicht sagen, sie würden Ökostrom nutzen, selbst wenn sie ihr eigenes Wasserkraftwerk haben. Der Markt regelt bekanntlich alles. Aber ich schweife ab. Das Hotel ist gar nicht so gut für fast 100 Euro, aber dafür esse ich im Bett Chips, ätsch!
383 km heute, 35,6% Norwegen - noch 1700 km bis Kristiansund, 4300 km bis zum Nordkapp
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Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden
Von den bisher 4 mautpflichtigen Privatstraßen in Norwegen hat bei EINER das online Bezahlen nach der Befahrung funktioniert. Ich bin begeistert... Und selbst bei der einen muss man aktiv sein Nummernschild innerhalb 48h eintragen, damit man bezahlen kann, obwohl man das Kennzeichen dort bereits hinterlegt hat.
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