Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

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blahwas
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Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#1 Beitrag von blahwas »

Es ist mal wieder Höhentreffen in Südtirol, vor den Toren des Trentino. Ich bin Sonntag bis Sonntag 1 Woche im Treffenhotel, und habe mir für die Anreise aus Nürnberg 2 Zwischenübernachtungen gegönnt. Auf meiner MT-09 funkelt tiefschwarz ein frischer Satz Sportsmart 3, ein Hypersportreifen, den mir Dunlop kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Ich kenne ihn noch nicht und bin gespannt - es gibt jetzt 9 Tage mit vielen Kurven, Kehren und noch mehr Fahrspaß :)

Zum Setup: Das Gepäck muss dieses Mal in die Packrolle statt ins Topcase, und ich trage jetzt eine Goretex-Lederkombi von Stadler, maßgeschneidert - für jemand anders, und gebraucht geschenkt bekommen, dafür farblich sehr gut passend, aber nicht zu meiner Yamaha. Man kann nicht alles haben ;) Navi-mäßig lasse ich mich vom beinahe historischen Excelvan China Windows CE iGo Primo führen, aber neuerdings mit OSMand auf dem Smartphone daneben - das könnte der Nachfolger werden. Zwecks Unterhaltung bei der Fahrt habe ich mich nach langem Leiden endlich von sämtlichen Sena-Gedöns befreit und nun fahre ich mit In Ear-Kopfhörern. Entweder ordinär mit Kabeln (Handy am Mann) oder true wireless mit active noise canceling. Letzte sind von Anker, kosten 50 Euro und drücken etwas. Gesteuert wird Musik und Podcast über eine kleine Fernbediengung am Lenker. Play/Pause, lauter/leise sind schon praktisch.

Weil ich dieses Jahr keine Ambitionen auf eine gute Platzierung in der Passknackerrangliste habe (4x in den letzten 3 Jahre Platz 2, aktuell Platz 22) sind meine Routen eher an Genuss orientiert, und ich will gezielt die Punkte sammeln, wo ich noch nie war - und die, die mir am besten gefallen, natürlich.

Fr 15.09. Vorabendanreise

Weil das Wetter so gut ist und weil ich meine Freunde bei München schon lange nicht mehr gesehen habe, geht's schon am Vorabend los. Runterwärts geht's nur per Autobahn, ich hätte zwar mehr Zeit, aber ich will die Reifen schonen mich selbst eigentlich auch. Ich lasse mich verkehrsoptimiert leiten von Google Maps auf meinem Zweithandy mit meiner Zweit-SIM-Karte, eine kostenlose von netzclub mit 200 MB Datnevolumen. Die Karten hatte ich zuvor offline runtergeladen, und doch erhalte ich nach 2 Stunden die Meldung, dass 80% des Datenvolumens verbraucht sein. Schöner Mist. Am Ziel bin ich dann bei 100% und es wird gedrosselt - aber scheinbar nicht so hart, dass Google Maps damit ein Problem hätte.

Ich checke überpünktlich im Hotel ein, 62 Euro die Nacht ist im Münchener Umland ein Glücksgriff, auch weil morgen früh die Wiesn eröffnet wird, und das Hotel hat tatsächlich keinen gravierenden Nachteil und sogar einen Lidl gegenüber. Abendessen sehr lecker bei Mekong, und ich genieße die Zeit mit einem alten Freund. :)

Sa 16.09. Achen Brenner Seiser

Die Nacht war erholsam, das Wetter ist gut, aber mit 11 Grad ist es morgens etwas frisch. Also trödle ich etwas rum, dass es wärmer werde, und hole mir noch 2 Brezen vom Lidl. Dann wird die MT-09 gesattelt und es geht Richtung Süden. Google Maps führt mich an Staus in und um München vorbei, und bald erreiche ich das deutsche Alpenvorland. Hinter Bad Tölz wird's richtig schön, es ist nicht zu viel los und ich komme gut voran. Erste Pause ist also am Walchensee.

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Die Genussfahrer haben sich auch schon versammelt. Ich schnappe mir noch das Foto an der Passhöhe des Achenpass, die 5 km kurvigen Umweg sind es wert, und dann geht's nach Österreich rein. Ich fahre noch mit Sprit aus Nürnberg, der jetzt aufgefüllt wird, wobei ich wieder mal einem deutschen Autofahrer den Tankautomaten erklären muss. Es folgt der Achensee.

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Ebenfalls sehr schön, fahrerisch eher etwas gerade und mit viel Überholverbot. In Österreich tut man gut daran, sich an Verkehrsregeln zu halten. Für die 25 km Autobahn in Österreich heute hätte die Vignette vielleicht nicht gekauft, aber für die 5,80 Euro darf ich sie auch am Rückweg nutzen, also gönne ich mir das. Dann geht's links auf die Brennerautobahn und vor der Mautstelle wechsle ich auf die Landstraße. Hier sind jetzt mehr Motorräder als Autos unterwegs, aber leider auch ein paar Wohnmobile. Es scheint auch ein BMW GS-Treffen zu Ende zu sein, denn mir kommen Unmengen von den Dingern entgegen, und zwar besonders viele vom letzten Jahrgang der luftgekühlten. Einer davon freut sich dermaßen, mich zu sehen, dass er mir entgegenkommend mitten in meiner Spur überholt. Ich hab's erst relativ spät gesehen und bin nach rechts ausgewichen, es hat's anscheinend gar nicht gemerkt oder zumindest nicht reagiert. Du bist echt ein Held :top:

Sooo, hinterm Ort Brenner fängt Italien an und damit der fahrspaßige Teil der Route :) Mein Hotel ist auf der Seiser Alm, da wäre ich 13 Uhr schon am Ziel, also geht's übers Penser Joch. Das ist auch die angenehme verkehrsarme Alternative zu den Tälern, und die Nordseite ist eine tolle Kurvenstrecke. Hier laufe ich auf einen Opel Speedster auf, der gerade hinter einem Audi festhängt. Dem Opel Speedster blieb der große Erfolg versagt, vermutlich weil Sportwagen doch irgendwie Prestigeobjekte sind, denn mit 200 PS aus einem Mittelmotor bei 930 kg müssen sich anderen Großmarkensportwagen echt warm anziehen. Er schnappt sich den Audi und zieht ziemlich ab. Ich lasse etwas Abstand entstehen, den ich danach im oberen Wohlfühltempo im Mittel konstant halten kann. In der Kurven ist er schneller, dafür sehe ich weiter. Ich hab's aber echt nicht eilig, fahre im 3. Gang und bremse nicht mal die Kurven an, sondern lasse mich reinrollen. Und Zeit für ein Landschaftsfoto ist dann natürlich auch noch, ist ja kein Rennen ;)

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Hinter der Passhöhe geht's fast 30 km ohne viele Windungen Richtung Bozen. Da ziehe ich dann endlich mal den Pulli aus, denn es wird warm. Ich passiere die Nordöstliche Ecke von Bozen und schon geht's als kleinen Umweg zum Obergummer. Auf den ersten 5 km habe ich Oberkummer, denn ich laufe auf eine langsame Gruppe deutscher Motorradfahrer auf, die außerorts im Tunnel 20 km/h unter Tempolimit bleiben, und wenn ich die da überholen würde, das wäre ja unhöflich (und verboten). Irgendwann ist das aber auch abgehakt, einer davon winkt mich sogar vorbei, dann geht's vor Birchabruck links hoch in die Berge auf eine sehr unscheinbare Strecke. Da stehen wegen Holzarbeiten alle möglichen Schilder, also mache ich Pause, mampfe einen Schokoriegel und beobachte der Verkehr. Viel ist hier nicht los, aber es kommen in beide Richtungen 5 Fahrzeuge, die nicht offensichtlich nicht umdrehen müssen. Also weiter, und siehe da: Kein Problem. Mit dem Obergummer wandert ein neuer Passknackerpunkt erstmalig in mein Lebenswerk. Zu den anderen 3558 Stück ;) Die Strecke ist fahrerisch und landschaftlich nicht überragend, der Nigerpass gefällt mir besser. Haken dran.

Jetzt geht's aber zur Seiser Alm. Auch das ist ein Passknacker, wo ich noch nie war. Das liegt vor allem daran, dass man da von 9-17 Uhr nicht hochfahren darf, außer man ist Anlieger. Ich bin heute Anlieger, denn mein Hotel ist da oben. Das hat sich tatsächlich so ergeben, denn es ist auch das günstigste Hotel in der Nähe bzw. auf meiner für morgen weiter geplanten Route. 60 Euro mit Frühstück, in Italien ist das günstig. Und den zahlreichen Radfahrern sind manche irritiert, aber ich bin sehr brav und bei weitem nicht das einzige Kfz hier. Das Nachweisfoto wird eingetütet und dann rolle ich, übrigens weiterhin in leiser Fahrweise und mit Serienauspuff, zum Hotel "piccolo", das gar nicht so klein ist. Viel grün hier!

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Ich buche mir Abendessen dazu, 3 Gänge 10-15 Euro, die Kette bekomme eine Runde Kettenspray, dann gibt einen Spaziergang und eine Dusche. Und einen Reisebericht ;)

Erster Eindruck vom Setup:
Dunlop Sportsmart 3 ist agil und liefert gutes Feedback
Gepäckrolle saß heute gut, besser als gestern
OSMand empfiehlt weniger Anliegerstraßen und Trampelpfade als Chinanavi
Anker Wireless mit ANC ist auch nicht viel besser als Kabelkopfhörer, aber man spart das Kabel
Bluetooth Audio Fernsteuerung ist jeden Cent wert (2 Stück 10 Euro aus China)
Goretex Lederkombi macht ein angenehmes Klima - Goretex ist echt eine eigene Liga

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Umsteiger

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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#2 Beitrag von Umsteiger »

Mensch Johannes :o
Da bist Du ja praktisch schon in der Nachbarschaft.
Wann gedenkst du denn morgen hier im Ludwigshof aufzuschlagen?

geruhsamen Abend noch


Umsteiger

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blahwas
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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#3 Beitrag von blahwas »

Ich habe eine lange Tour geplant, Ca 16 bis 18 Uhr

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Luzifear
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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#4 Beitrag von Luzifear »

Tach,
blahwas hat geschrieben: 16. Sep 2023 19:12 Hinter Bad Tölz wird's richtig schön, es ist nicht zu viel los und ich komme gut voran. Erste Pause ist also am Walchensee.
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das Bild erinnert mich eher an den Sylvensteinspeicher, obwohl ich insgeheim hoffe,
daß du den kleinen Umweg über Jachenau-Walchensee-Wallgau-Vorderriss gemacht hast.

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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blahwas
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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#5 Beitrag von blahwas »

Den gestrigen Tag wollte ich noch im Hotelrestaurant ruhig ausklingen lassen, da war aber eine Ladung Bustouristen und ein Alleinunterhalter, der erst Akkordeon und später Keyboard plus Beschallungsanlage aufgefahren hat. Hilfe :eek: Nachtruhe hatte ich später aber trotzdem und das Essen war nicht ganz schlecht.

So 17.09. Dolomiten Lebenswerk und Anreiseende

Heute geht's endlich nach Truden im Naturpark zum Höhentreffen, und auf dem Weg dorthin pflege ich mein Passknacker Lebenswerk. Es stehen 5 Passknackerpunkte auf der Route, wo ich noch nie war, bzw. die ich noch nie bei Passknacker erfasst habe. Nach dem frühstück sattle ich die MT-09 und schon geht's los! Das ist übrigens mein aktuelles Navi-Setup.

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Wer sich gefragt hat, warum der Tacho bei der MT-09 ab Werk nicht mittig ist, sondern nach rechts versetzt: Weil dann Platz für ein Handy ist.

Runter ins Tal geht's über den Panidersattel. Da war ich noch nie - 1 von 5, Haken dran! Der ist echt nicht schlecht, aber eigentlich für die Region auch nichts besonderes. Meine Route quert die Sella Ronda. Für mich geht's übers Grödnerjoch schnellstens nach Osten. Leider ist viel Verkehr, aber an einer Ampel und an einer Engstelle, wo zwei Busse nicht so recht aneinander vorbei passen kann ich vorsichtig überholen und habe danach freie Bahn. Und die nutze ich aus, indem ich leise und geruhsam vorwärts bummle. Ich könnte hier vermutlich straffrei rasen, aber erstens habe ich darauf keine Lust, zweitens leidet die Region hier bereits an zu vielen Motorradtouristen und drittens hätte ich dann bald wieder den nächsten Schleicher vor mir, denn ist sind natürlich reichlich PKW, Busse, Wohnmobile, Radfahrer und andere Motorradfahrer unterwegs. Ich will nur Landschaft gucken und Strecke machen. Gar nicht schlecht hier, auf dem Weg zum Grödnerjoch.

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Dahinter auch gar nicht schlecht. Es geht zum Campolongo.

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Das heimliche Highlight des Tages ist der Passo Giau. Hier war ich zwar schon bei einem meiner ersten Höhentreffen, da bin ich mir fast sicher, aber damals war ich noch nicht beim Passknacker aktiv. Es ist echt schön hier, auch schon die Auffahrt.

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Außerdem gibt's hier einen von ganz wenigen, wenn nicht sogar den einzigen festen Blitzer (der tatsächlich in Betrieb ist) auf einer Passstraße in Italien. Ich hab's echt nicht eilig, daher kein Problem. Ausgeschildert ist er auch. Achja, 2 von 5 abgehakt! Hinter Cortina d'Ampezzo wandelt sich die Route, jetzt ist Strecke machen auf Bundesstraßen angesagt. Dazu ist eine italienische Interpretation der Straßenverkehrsordnung hilfreich. Ich biege jedoch bald scharf rechts ab in einen unscheinbaren Weg. Es wartet der XXX-Passknacker Forcella Chiandolada auf meine Erstbesteigung. Hier geht's einspurig und verflucht steil in den Berg rein. Wenig Sicht, sehr schmale Straße. Zwei PKW lassen mich freundlicherweise vorbei. 100 Meter sind Schotter, aber harmlos. Es gibt wenig Landschaft zu sehen, weil die Strecke im Wald liegt, dafür treffe ich hier aber genau 0 andere Motorräder, und der Abenteueraspekt ist nicht zu verachten. Oben angekommen gibt's ein Refugio, und dort mache ich meine Mittagspause mit einer Cola und einem Schokoriegel. Und: 3 von 5 geschafft!

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Richtig Hunger hätte ich nicht eigentlich gehabt, aber irgendwas soll der Magen schon zu tun haben, für die Ausdauer. Es geht den gleichen Weg wieder zurück und ein Stück südlicher über den gleichen Kamm mittels Passo Cibiano. Leider steigt mein China-Navi hier mit Strommangel aus. Ich finde leider auch keine richtige Abhilfe, und muss also fortan alleine per Handy navigieren. Ach, hier bin ich auch das erste Mal: 4 von 5 geschafft.

Unten im Tal geht's zügig weiter Richtung Süden, per Autobahn bis in die Po-Ebene und dann den Passo del Praderadego wieder hoch. Der liegt ein paar Kilometer westlich vom wesentlich bekannteren San Baldo, und er hat überhaupt keine überregionale Bedeutung. Hier war ich vor mindestens 10 Jahren schon einmal, als ich bei einer Reise nach Venedig einen Tag eine Versys 1000 gemietet hatte und durchs Hinterland gefegt bin. Den Ortsnamen Villa di Villa konnte ich mir merken ;) Aber für den Passknacker bin ich heute das erste mal hier: 5 von 5! :clap:

Es folgt eine lange Überführung durch die Täler der südlichen Dolomiten-Ausläufer, es wird auch zunehmend verkehrsreich. Es geht zum Passo di San Pellegrino, wo ich wegen Pausen und Fotostopps meinerseits 3x den gleichen 620 PS-Ferrari überhole. Der Fahrer hatte es aber nicht eilig und hat mich sogar vorbei gewunken, um Missverständnisse beim Überholen zu vermeiden. Der Pellegrino ist schön, aber ich bin schon ziemlich müde.

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Kurz vorm Hotel rolle ich an eine Tankstelle heran, wo ich den Umsteiger treffe, der ebenfalls Gast am Höhentreffen ist. Das gibt ein großes Hallo! Und dann rolle ich die letzten Kilometer zum Hotel. Ich durfte heute wieder einigen Motorradfahrern in meiner Spur ausweichen, die unbedingt ihre Kurven schneiden mussten. Der eine oder andere hat immerhin eine entschuldigende Geste gemacht... Ich bin 16 Uhr am Hotel, wegen des frühen Starts und weil es keine Umleitungen gab. Für eine 360 km Tour ist das sehr gut.

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Ich checke in meinem Zimmer ein und genieße den Abend. Nach und nach tröpfeln die Gäste ein. Meine Yamaha kriegt einen Tropfen Öl und etwas mehr Kettenspannung. Dabei fällt auf, dass das Kettenrad verschlissen ist: Die Zähne sind spitz, die Täler sind schon länglich statt rund, und es sind auch schon zwei Zähne abgebrochen. Das Kettenkit ist 20000 km alt, toll ist das nicht. Ich kenne eine Werkstatt hier in der Nähe und werde wohl diese Woche ein neues Kettenkit montieren lassen.

Beim Abendessen ist die Stimmung gut, Wanni und Fransjup haben ihre Stürze dieses Frühjahr inzwischen gut überstanden und sind wieder auf eigenen Rädern da. Es sind nur 4 von 10 Teilnehmern mit Versys angereist, aber es kommt hier ja nicht auf die Maschine an. Ich freue mich auf gemütlichen Touren Geselligkeit den Rest der Woche, ohne jeden Tag mit Gepäck hantieren zu müssen. Auch die Wettervorhersage ist uns wohlgesonnen.

@luzi
Sylvensteinspeicher ist richtig :top:

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blahwas
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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#6 Beitrag von blahwas »

Mo 18.09. Mendelwurm

Heute war irgendwie der Wurm drin. Meine Yamaha wirft Kettenrad-Zähne von sich.

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Da ist also morgens ein Anruf nötig bei der freien Werkstatt des Vertrauens: Ein neues Kettenkit muss er bestellen, kommt morgen, kann nachmittags montiert werden. Seht gut! Es ist Regen angesagt, von Westen her, für den Nachmittag. Darum plane ich eine kurze Runde und kann Mirko, Tom und Fabian überzeugen, dass der Mendelpass und das zugehörigen Hinterland eine gute Idee sind. Das ist zwar im Westen, aber wenn das Wetter kommt, kann man davor flüchten. Von Osten her müsste man durch. So weit die Idee.

Also geht's los, die enge Strecke den Berg runter und dann den Kreiter Sattel aka Koyotenpass. Da fährt sonst keiner, man fährt schön zwischen den Weinbergen durch und nah an einer alten Burg vorbei. Nett.

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Ein Stück Hauptstrecke und dann hoch zum Mendelpass, der Problemstrecke im Großraum Bozen schlechthin. Da wo Tempo 60 steht, sollte man es dringend beachten. Da gibt es Querverkehr mit und ohne Motor, der nicht mit Motorrädern im relativistischen Geschwindigkeitsbereich rechnet und sie auch nicht sehen könnte. Ich habe trotzdem viel Spaß und warte hin und wieder auf den Rest der Truppe. Fabian fährt eine saubere Linie und fügt sich gut ein. Ich bin etwas mit gebremsten Schaum unterwegs, denn ich will nicht noch mehr Zähne verlieren. Oberhalb des Mendel kehren wir im Hotel Penegal ein und trinken eine Runde Kaffee. Leider ohne Aussicht, bzw. nach der Pause gibt es halbwegs Aussicht ins Tal, allerdings etwas trüb durch den Wolkenrand. Ebenfalls trübe Aussicht, inzwischen fehlen 3 Zähne am Kettenrad. Natürlich in einer Reihe, logisch die restlichen werden ja stärker belastet.

Weiter geht's über die Hochebene und nach Norden runter ins Tal per Gampempass. Hier fängt Nieselregen an, aber sonst ist es eine schöne Strecke mit wenig Betrieb. Im Tal hört der Regen auf, und dann ein Stück weiter westlich wieder hoch mittels Hofmahdjoch. Das war vielleicht keine SO gute Idee, denn wir kommen wieder in der Regen rein, auch wenn es den laut Regenradar gar nicht gibt. Schönen Dank an Wetteronline und an meinen Handyprovider, bei dem Datenroaming auf dieser Reise aus mir unbekannten Gründen nur funktioniert, wenn Sonne und Mond auf einer Linie mit Venus und Mars stehen.

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Ich sehe zu, dass wir weiterkommen, und hoffentlich aus dem Regen raus. Das Navi zeigt in 5 km den nächsten Pass an, und das sollte ja der Mendelpass sein, der aufgrund seiner Lage am Steilhang eine Wetterscheide ist. Tja, nach 5 km kommt dann:

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Und in meiner "noch wasserdichte" Goretex-Lederkombi habe ich nicht nur feuchte Unterarme und die Hosen voll, es läuft auch schön an den Rückseiten der Beine runter. Brrrrrr. Das Ganze bei 14° auf 1400 Höhenmetern, dazu beschlägt natürlich das Pinlock, und die Hypersportreifen zucken zwar noch nicht, gehören hier aber auch nicht wirklich hin. Die Regenkombi anzuziehen hebe ich mir für eine regengeschützte Gelegenheit auf. Beim nächsten Abzweig fehlt leider ein Mitfahrer... und wir drei stehen genau in einem veritablen Starkregen, und auch noch halb auf der Straße, nachdem wir einen Viehtransporter überholt habe. Schöner Mist! Geschrieben hat mir keiner, also befürchte ich das schlimmste und fahre ihn suchen. Zum Glück kommt er mir 1 Minute später entgegen, und völlig durchnässt und beschlagen geht's weiter. Kurz vorm Mendelpass hört der Regen wieder auf, und ich parke vor den diversen Cafes ein. Jetzt 'ne schön heiße Suppe! Andererseits, je später, desto mehr Regen. Die Mitfahrer sind auch eher für eine zügige Heimfahrt, aber mit Tankstelle. Das ist keine schlechte Idee, Suppe essen können wir auch in unserem Hotel.

Also ziehe ich die Regenkombi an, als Kälteschutz, und dann geht's den Mendelpass runter. Da haben wir wieder ordentlich Fahrspaß. Die Strecke ist praktisch trocken und es ist wenig Verkehr: Schließlich ist Montag und schlechtes Wetter.

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(Achtung Fotomontage, real korrekter Sicherheitsabstand!)


Eine Tankstelle im Tal später sind wir auch schon wieder trocken im Hotel. Eben die Klamotten trocken legen und dann ab an die Bar... Es sind noch keine weiteren Höhentreffengäste da. Am Kettenrad fehlen jetzt 4 Zähne. Damit sind noch 41 übrig...

177 km heute
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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#7 Beitrag von blahwas »

Di 19.09. Manghen Brocon Fedaia Kettenkummerkasten

Heute "Nachmittag" habe ich einen Termin bei Garage 89, einer freien Werkstatt in Auer, 15 Minuten vom Hotel. Er ruft mich an, wenn das Kettenkit geliefert wird, und dann machen wir einen Termin aus. Okay. Ich plane also eine schöne kleine Dolomitenroute mit den beiden Highlights Manghen und Fedaia. Ich kann Mirko als Mitstreiter gewinnen, und so geht's gegen 9 Uhr los mit 4 fehlenden Zähnen auf dem hinteren Kettenrad - zumindest sind sie über Nacht nicht von alleine abgefallen. Das Wetter lächelt uns schon beim Frühstück an :)

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Es ist noch etwas frisch und die Straße im Wald ist feucht, als wir den Manghen von Norden her unter die Räder nehmen. Ich fahre bewusst sanft beschleunigend und stelle eigentlich kein abweichendes Fahrverhalten fest. Es ist erfreulich wenig Verkehr hier, denn überholen geht hier kaum. Wir haben also die Straße und die Aussichten weitgehend für uns alleine.

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Nur oben an der Passhöhe treffen wir auf eine andere Motorradgruppe: Rüdiger, Ivy, Guido vom Höhentreffen sind schon da, und starten kurz vor uns auch wieder. Wir haben es aber nicht eilig und genießen die besonders idyllische Südseite, heute ohne Kühe, weitgehend im Leerlauf.

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Erst bei der ersten Siedlung schließen wir zur Gruppe auf und überholen in ausgesuchter Höflichkeit. Vielen Dank! Statt einem Überführungsstück im Tal wählen wir den Passo Forcella - eine solide Dolomiten-Landstraße ohne besondere Höhen oder Tiefs, aber wir kommen gut voran. Dann geht's den Brocon hoch. Da findet mein Navi irgendwie jedes Mal einen anderen Weg, und der heutige, die SP79, hat mir besonders gefallen. Am Brocon ist eine Pflicht, denn die Aussicht ist echt Kitsch pur.

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Weiter nach Osten geht's über die Forcella Franche. Kennt kein Mensch, ist aber sehr nett anzusehen.

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Hier klingt sich Mirko aus, der möchte heute im Schotter spielen. Das darf er auch! Gleichzeitig ruft mich die Werkstatt an, mein Kettenkit ist da, wann kann ich da sein? 16 Uhr wäre mir bequem, 15 Uhr wäre ihm lieber. Dann eben 15 Uhr, ich kann ja meine Route nach dem Fedaia abkürzen. Ich werfe mich also auf die Bundesstraße Richtung Fedaia, die mir seltsam bekannt vorkommt von Sonntag, und lasse die Navis kräftig rechnen ob ich meine geplante Lieblingsroute fahren kann und dabei noch pünktlich sein. Ohne große Pausen und sonstige Trödelei müsste das möglich sein. Es ist wenig Verkehr, gutes Wetter, keine Umleitungen, und die Kette macht mir auch nicht mehr Sorgen als heute früh - ich cruise im Wohlfühltempo über die Welt, gehe sanft ans Gas, rufe wenig Leistung ab, und überhole langsamere Fahrzeuge italienisch normal. Die Fedaia Ostseite ist übrigens ganz anders als die Westseite, das muss man echt mal gefahren sein.

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War da früher mehr Schnee drauf? So, weiter geht's zum Karerpass, dann muss ich mich entscheiden: Kleiner Umweg über Tiers oder schnellster Weg? Tja, wer mich kennt weiß bescheid...

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Umweg! :) Im Tal folgt eine Familenpackung Bundesstraßenbefahrung, es ist etwas voll und ein störrischer, aber halb schneller GS-Fahrer mit großen Koffern steht eine Weile im Weg rum. Da komme ich aber auch vorbei, und 15:03 rolle ich bei der Werkstatt des Vertrauens vor. Chef fährt eine Tracer 900, also quasi genau mein Motorrad, nur mit mehr Plastik - und in seinem Fall mit einigen Racing-Teilen in Sachen Fahrwerk und Bremse. Er hat noch andere Kundschaft, ich muss etwas, das juckt mich aber nicht, ich kann eh eine Pause gebrauchen und vor allem kann ich jetzt das warme Zeug ausziehen. Er erkennt, dass mein altes Kettenrad aus Alu ist, deshalb ist es so übermäßig verschlissen. Das Ritzel hat ebenfalls deutliche Spuren und war wohl auch nicht die oberste Qualitätsstufe.

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Mein neues Ritzel ist gummiert, mein neues Kettenrad ist innen Alu und außen Stahl - leicht, sexy, haltbar, und 20 Euro teurer. Das gönne ich mir bzw. der Yamaha einfach mal. 1 Stunde und 250 Euro später bin ich wieder auf Achse - da kann man echt nicht meckern. Ich bin bester Laune und freue mich, jetzt wieder das volle Potential der MT-09 nutzen zu können. Ich schnappe mir noch den Petersberg, das ist ein neues Passknackerpunkt knapp neben meinem Weg zum Hotel, tanke voll und nehme dann den Abzweig zum Hotel. Nur noch 4 km, aber ich habe wieder eine GS vor mir, diese hat mit Wohnmobilumbau und Hochglanz-Schlammfolierung, die kreuz und quer auf der Straße rumfährt, erst überholen will, dann doch noch den entgegenkommenden Bus sieht, dann doch überholt, und es danach aber doch nicht mehr so eilig hat, dafür aber konsequent aufm Mittelstreifen fährt. Irgendwann komme ich vorbei und muss mir das Elend nicht mehr ansehen. Noch eine Pause wollte ich nicht machen, wäre aber vermutlich klüger gewesen. Der Fahrer kommt eine Minute nach mir am Hotel an und sucht gleich das Gespräch, aber ohne sich zu entschuldigen - Überraschung! Nicht.

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330 km heute und gute Laune - Morgen Dosso Alto und Passo Maniva - hoffentlich ohne Zweiradwohnmobile ;)

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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#8 Beitrag von blahwas »

Mi 20.09. Dosso Alto / Passo Maniva

Heute steht eine meiner absoluten Lieblingsrouten auf dem Programm: Es geht zum Idrosee, an der Westseite in die abenteuerliche Dosso Alto Höhenstraße, und dann über den Passo Maniva hinaus nach Norden. Das ist eine lange Route, ca. 350 km. Ich kann sogar 4 Mitfahrer dafür begeistern. Weil's so lang ist, ist 8:30 aufsatteln angesagt.

Leider sind am Frühstück doch nicht alle da, und aus 4 Mitfahrern werden 3 und dann doch wieder 4. So geht's dann um 9 Uhr los mit Mirko, Tom, Fabian und Ivi. Nach Süden kommt man tatsächlich am einfachsten per Autobahn, und dafür ist Maut nötig. Mein bip'n'go öffnet die Schranken wie von Zauberhand, von den 4 anderen hat aber immer einer Probleme mit Ticket oder Kreditkarte oder Automat. Die Autobahn hat rechts fast durchgehend LKWs, aber der Verkehr fließt gut. Auch auf den Bundesstraße in der Nähe des Gardasees kommen wir heute gut voran. Ich fahre diese Route jedes Jahr, seit 7 Jahren ununterbrochen, und so wenig Verkehr wie heute war da noch nie. Der Passo del Balina lockert die Anfahrt etwas auf und sorgt dafür, dass man schön idyllisch von Nordwesten her an den Gardasee herankommt. Riva sieht man nur aus der Ferne und biegt dann schon in den Tunnel ein. Ab Tunnelausgang hatte ich die letzten Jahre kilometerlange Stop-and-Go Autoschlagen bis zum Ledrosee, aber heute fließt der Verkehr. Es gibt eine Kaffeepause am Ledrosee.

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Jetzt bloß keine Wurzeln schlagen! Weiter geht's über den Passo Ampola, eine eigentlich vergnügungssteuerpflichte Passstraße durch eine Schlucht, zum Idrosee. Hier ist letztes Jahr Yannick gestürzt und hat sich am Fuß verletzt - er ist zwar wieder fit, aber heute nicht dabei. Dafür fährt sein Vater Ivy mit. Wir sammeln uns beim recht unscheinbaren Einstig in die Dosso Alto Höhenstraße. Ab jetzt ist freies Fahren angesagt bis zum Passo Maniva. Jeder hält so oft er will, für Fotos oder körperliche Bedürfnisse, es gibt keine feste Reihenfolge mehr. Der erste Abschnitt dieser Straße ist asphaltiert, aber schmal und mit vielen Kehren.

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Dann geht es hoch hinaus und die Asphalt-Kehren weichen einer Schotterstrecke eher geringer Steigung.

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Hier möchte ich mein Sportgerät MT-09 lobend erwähnen. Die Bandbreite, die Motor und Fahrwerk abdecken, sind beeindruckend.

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Und auch der Dunlop Hypersportreifen fühlt sich hier überraschend wohl - unter diesen Umständen nicht schlechter als ein Tourenreifen, und auf dem gutem Asphalt Grip bis zum Abwinken und direktes Feedback darüber.

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Wichtiger sind mir aber gerade Landschaft und Strecke. Es ist einfach WOW hier.

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Es ist eine Baustelle angekündigt mit Sperrung, aber wir können ohne Probleme passieren. Für PKW wäre es eng geworden, aber so kommen uns auch keine entgegen. Insgesamt begegnen uns nur 3 Motorräder.

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Ich weiß echt nicht, warum diese Strecke so unbekannt ist. Schließlich erreichen wir den Passo Maniva. Hier gibt es eine Hüttenwirtscharft, wo wir zu Mittag rasten. Die Panini sind gigantisch! Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob wir nach Norden die geplante Schleife über den Croce Domini fahren, das wären 26 km mehr, davon aber 10 km Schotter, oder ob wir nach Osten abkürzen. So richtig Lust hat keiner auf noch mehr Schotter, aber wir fahren zumindest bis zur NATO "Ace High" Troposcatter Station. Das ist eine aufgegebene Funkstation auf 2174 Höhenmetern aus dem kalten Krieg mit einer gigantischen Doppel-Parabolantenne. Genauer gesagt fahren wir bis zum Abzweig und versuchen dann unser Glück. So verrammelt wie der Abzweig ist könnte man fast meinen, dass man da nicht hochfahren soll: Ein geschlossenes Tor. Dicke Felsbrocken vor dem Tor. Neben der Straße links eine Mauer und rechts ein Graben. Der Graben hat einige Endurofahrer offensichtlich nicht aufgehalten, dieses Jahr liegen auch noch dicke Felsbrocken an der Grabenoberseite. Neuer kalter Krieg gegen neugierige Besucher? Wir verzichten.

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Da es 14 Uhr ist geht's jetzt auch schon auf schnellstem Weg nach Hause. Auf halber Strecke gibt's noch eine Pause, eher zufällig zwischen typisch regionalem Supermarkt und Eisdiele. 2 von 4 Mitfahrern wollen keine Autobahn fahren und seilen sich ab - den anderen 3 war's schon lang genug, die kommen pünktlich 17 Uhr im Hotel an. Ich bin sehr zufrieden mit dem Tag. Ich mag diese Strecke wirklich gern. Heute war wenig Verkehr, gutes Wetter, die Gruppe hat gut funktioniert und ich hatte viel Fahrspaß. Auf dem Abstecher nördlich des Passo Maniva sind Streckenführung und Landschaft so surreal schön, dass ich das Gefühl bekommen habe, die Welt wäre nur für mich gemacht worden. Genial.

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Abends schaffen wir noch ein Gruppenfoto :)

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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#9 Beitrag von blahwas »

Do 21.09. Lavarone-Runde

Heute waren Regenschauer angesagt, daher machten wir etwas kürzer. Tom und ich wollten mal wieder nach Lavarone, wo das Höhentreffen einige Jahr zu Gast war, und die Pässe in der Nähe fahren. Mirko war mit dabei und los ging's! Nach Süden geht's kurvig über die Südseite des Val di Cebmra. Da kann man gut fahren, die Strecke schmiegt sich sanft an den Berg an und erlaubt 4.-6. Gang. Dann Richtung Levico ins Tal wird's etwas bebauter, und dann sogar ein kurzes Stück Bundesstraße. Der Himmel gibt sich zugeknüpft, aber wir bleiben trocken. So geht's den Kaiserjägersteig hoch - zunächst müssen wir an 6 Motorrädern vorbei, die anscheinend nicht an einem japanischen Kleinwagen vorbei wollen. Zum Glück spielt sich das auf den untersten Höhenmetern ab, wo die Strecke noch angemessen breit ist. Nebenbei schnappen wir uns noch Rüdiger, der mit seiner Ur-Versys 650 zufällig ebenfalls hier unterwegs ist. Ich habe vor der ersten richtigen Kehre P1 und kann den Pass ungestört hochfahren, wobei Rüdiger erstaunlich schwer abzuschütteln ist. 115 statt 64 PS klingt nach einem gewaltigen Unterschied, aber ich fahre hier nicht im 1. Gang, und mein 2. Gang reicht bis über Tempo 140. Die Zugkraft am Hinterrad im 2. Gang bis Tempo 90 (Tempolimit!) dürfte also recht ähnlich sein, weil die Versys so kurz übersetzt ist, dass sie selbst im 3. Gang kein Tempo 100 schafft. Zeit für ein Foto hier muss natürlich auch sein.

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Das untere Drittel der Strecke ist übrigens sehr griffig. Der mittlere Teil wurde letztes Jahr neu asphaltiert, bietet aber nicht den vollen typischen Landstraßengrip. Das oberste Drittel ist alter Asphalt und nicht perfekt griffig. Diese Info liefert mir die Traktionskontrolle, und setze es in angemessen verhaltene Lenkimpulse um. Weiter geht's auf der Hochebene. Da erste Regentropfen kommen, kehren wir zu einer Kaffeepause ein. Es regnet sich zum Glück nicht ein, sondern endet bald wieder. So brechen wir auf die Pässe weiter im Süden auf: Cost, Sommo, Serrada, Coe. Es gibt zwar eine Straße von Serrada zum Passo Coe, aber zwischen 9 und 19 Uhr ist die für Motorverkehr gesperrt - also müssen wir zurück nach Folgaria, wo ich den Wegweiser zunächst übersehe. Naja, auch Tourguides machen Fehler. Passo Coe, Valico Valbona lieben nun schon im Nebel bzw. fahren wir in der Wolke rum. Ich ziehe mir als Kälteschutz die Regenhose drüber, außerdem auch als Nässeversicherung, und aktiviere die Sitzheizung ;) Es fühlt sich abenteuerlich an hier.

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Zum Abenteuer tragen auch 2 Rehe auf der Straße bei. Wir laufen auf eine langsamer Gruppe von 3 Motorrädern auf, die leider keinen Platz machen. Sonderlich viel Platz ist nicht, aber wir kommen vorbei. Die Strecke ist zwar nass und optisch alt, aber sie ist mit erstaunlichem Grip gesegnet: Selbst im 2. Gang bei Vollgas hat die Traktionskontrolle keine Einwände. Schließlich geht's mit wüst blinkender Reserve-Leuchte an Toms Motorrad (pfui, nicht vollgetankt angetreten!) raus aus dem Hochnebel. Es trocknet wieder ab. Wir fahren westlich ins Tal, über den sehr schick zu fahrenden Passo della Fricca, und schließlich zur rettenden Tankstelle. Wir sind noch nicht ganz fertig, darum geht's nicht direkt heim, sondern zum Monte Bondone. Aber nicht über die nordöstliche Serpentinenstecke, sondern über die östliche Waldstrecke. Oben gibt's eine Pause mit Snack. Für die Terrasse ist es uns leider zu frisch.

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So, jetzt aber ab ins Hotel! Okay, dann eben doch die nordöstliche Serpentinenstecke, zugebaut mit Häusern, aber abwärts. Jenseits von Trento lädt das Val di Cembra zum Rückweg ein, jetzt auf der Nordseite. Und, liebe Freunde der glänzenden Fußrastenaußenkante, schreibt euch eins auf: SS612. Gucken kann man da aber auch.

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Und dann sind wir 16:30 auch schon wieder daheim. 280 km heute - man kann auch mal kürzer machen. Für morgen ist viel Regen angesagt, aber bisher war jeder Tag besser als die Vorhersage.

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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#10 Beitrag von blahwas »

Fr 22.09. Regentag

Der angedrohte Regentag realisiert sich heute. Verschiedene Apps sehen am Nachmittag hier und da Regenlücken, aber mindestens der Vormittag ist großräumg nass bis jenseits Gardasee, Stilfser Joch, Cortina, München - da hilft ausweichen nicht. Manche ziehen die Abreise einen Tag vor, aber denken sich ein Ersatzprogramm aus oder erholen sich einfach im Hotel. Ich schließe mich Ivi an, der sein Motorrad mit dem Auto hier her gezogen hat, so dass er es jetzt für einen Ausflug nutzen kann. Guide und Klaus schließen sich an, und so fahren wir nach Trento, die Innenstadt besichtigen. Tatsächlich regnet es hier wenig bis gar nicht. Wir wandern den Domplatz ab...

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... schnappen uns ein Eis wie ordentliche Touristen, und suchen uns dann ein Cafe an der Oper und entdecken ein Untergrund-Museum. Da es im Untergrund nicht regnet, gehen wir dorthin. Man erfährt einiges zur Stadtgeschichte. Die Römer hatten bereits zum Beginn unserer Zeitrechnung eine Kanalisation - die erste in Deutschland gab's übrigens 1856. Interessant sind auch Vergleichsfotos verschiedener Orte in der Stadt zwischen heute und vor 100 Jahren. Zurück an der Oberfläche ist der Regen praktisch zu Ende, und da werde ich schon leicht nervös. Also geht's zurück zum Hotel, und ich schwinge mich in Regensachen aufs Motorrad. Schließlich sind noch 4 Pässe in der Nähe, die ich dieses Jahr noch nicht gefahren bin: Lavaze, Pramadiccio, Valles, Rolle. Insgesamt 120 km, ohne die letzten beiden sogar nur 50 km.

Leider setzt der Regen kurz vor meiner Abfahrt wieder ein, und ich stehe vor der Herausforderung kalter Sportreifen. Da hilft kräftiges Quälen von Gas und Bremsen auf dem ersten Kilometer. Kurz hinter Ortsausgang ist der Vorderreifen bereits warm genug, dass nicht mehr das ABS kommt, sondern das Heck :shocked: Wow, der hat echt schnell Temperatur aufgebaut! Es geht also mit der gebotenen Vorsicht zum Passo Lavaze. Es ist wenig Betrieb heute, insbesondere fehlen alle anderen Motorräder. Hihi! Am Pass kommt mir ein Fiat mit ca. Tempo 150 entgegen, also denke ich, okay, das ist hier griffiger als ich dachte. Mit wüstes Blinken in meinem Cockpit eine Sekunde später weißt der Hinterreifen darauf hin, dass dies nicht der Fall ist. Tschuldigung, bin ja schon wieder brav. Oben sieht's so aus...

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So kann man schon fahren, aber richtig Spaß macht's nicht und vernünftig ist es auch wirklich nicht. Leider ist der Himmel in allen Richtungen tiefgrau. Ich gebe mir noch einen Pass, und wenn's dann nicht besser wird, kürze ich ab. Ums kurz zu machen, auch jenseits der Südostseite de Pramadiccio ist es rundum tiefgrau, also geht's wieder nach Hause. Um Gischt und ein beschlagendes Visier zu verhindern natürlich nicht hinter den Autos, aber trotzdem vorsichtig.

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50 km heute! :)

Zurück am Motorradhotel kommt tatsächlich ein weiteres Motorrad an, sogar eine BMW GS, aber ein ältere, die letzte luftgekühlte.

Morgen reise ich schon ab. Eigentlich hatte ich bis Sonntag gebucht, aber ich habe Heimweh und der Wirt freut sich, weil er dann die nächste Gruppe besser unterbringt. Den Nachmittag nutzen wir noch zum Sozialisieren und zum Ausprobieren diverser Unterhaltungsangebote des Hotels.

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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#11 Beitrag von blahwas »

Sa 23.09. Abreise

Heute ging's nach Hause. Einige Teilnehmer sind gestern gestartet, manche heute, manche morgen. Es gibt also einen Abschied auf Raten... Das Wetter ist heute besser angekündigt, nur in Österreich wird's wohl wieder nass. Ich entscheide mich für einen ziemlich direkten Weg, und wähle den hoffentlich am wenigsten überfüllten Übergang über die deutsche-österreichische Grenze.

Los geht's also zunächst ohne Regenkombi, was angesichts der 12 Grad vielleicht nicht die beste Idee war. Das wird mir spätestens auf der Südseite des Penser Jochs klar, als die Höhenmeter vierstellig werden, also rein in die Regenhose...

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Es ist wieder mal sehr schön hier oben. Weiter geht's über die Brenner Landstraße. Hier ist schon etwas mehr los und gleichzeitig setzt leichter Regen an. Davon wird mir auch nicht wärmer, also rein in die Regenjacke und in die wasserdichten Winterhandschuhe. In Brenner ist der erste richtige Stau, und in Österreich gibt es dann im wieder welche an diversen Baustellenampeln. Leider ist genau dort auch oft Überholverbot, und an einer geeigneten Stelle lauert bereits die Polizei 300 Meter vor der Baustellenampel. Gefahr erkannt - Gefahr gebannt. Außerdem diskutieren sie bereits mit zwei anderen Motorradfahrern. Die Streckenmaut in Österreich hätte sich heute wohl gelohnt, auch wenn dort Stau war - laut Google Maps hätte es 10 Minuten gespart, aber dafür weniger Rückstau an Ampeln und störrischen Wohnmobilisten.

Über Seelfeld / Zirler Berg geht's nach Deutschland. Mir ist richtig kalt und der Hunger ist auch schon da, also gibt's um 12 eine längere Pause an einer Tankstelle mit Snack und Heißgetränk. Aber weiter muss ich ja doch, also geht's über die Grenze zurück ins Heimatland, durch Mittenwald, und dann habe ich die Wahl: Durch/um München und A9, oder ein Stück westlicher durch Augsburg, nur über Bundesstraßen. Ich entscheide mich für die Bundesstraßen - das ist schöner als München (wo gerade Wiesn läuft), und so finde ich auch noch drei Passknackerpunkte auf dem Weg ;) Klais, Ettaler Sattel, Knöbel.

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Da kommt sogar kurz Fahrspaß auf, wenn man mal ohne Verkehr ein paar Kurven fahren kann.

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Der Regen lässt nach und weicht bald sogar kurzen Abschnitten mit Sonnenschein. Allerdings geht es jetzt 2 Stunden immer nur geradeaus und oft hinter Autos her. Meine neuen Kopfhörer soundcore Life A2 überstehen die Fahrt bis 30 Minuten vor dem Ziel, so werde ich gut unterhalten und bekomme weniger Lärm ab. Das funktioniert sehr gut, drückt aber etwas in die Ohrmuschel, also würde ich es nicht jeden Tag tragen. Müde werde ich trotzdem und achte auf ausreichenden Sicherheitsabstand. Die bayerische Polizei war auf dieser Strecke heute übrigens ungewöhnlich inaktiv. Kurz vor der Heimat wird noch vollgetankt, denn ich habe das Gefühl, dass die MT-09 dieses Jahr nicht mehr viel bewegt wird...

Pünktlich 17 Uhr daheim an und habe einen Tag Puffer, bevor der Ernst des Arbeitslebens wieder losgeht. 492 km heute.

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So richtig zu Ende ist das Höhentreffen zwar erst, wenn alle Teilnehmer daheim sind, aber ich bedanke mich trotzdem gern schon jetzt bei allen Besuchern, und natürlich beim Wirt samt Personal, die uns eine Woche verwöhnt haben. Truden im Naturpark ist die bisher beste Ausgangsbasis für eine Wochen Touren in dieser Gegend, die ich finden konnte.

Danke, Versyforum! :)
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Danke, Motorrad! :)
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Danke, Landschaft und Straßenbau :)
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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#12 Beitrag von Umsteiger »

Und Danke Blahwas für alles !

Georg

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Re: Reisebericht Südtirol Höhentreffen 2023

#13 Beitrag von ruesa »

Danke für die Orga und den top Reisebericht

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